LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
diesen Fall wollte er natürlich gewappnet sein. Es war ihm schließlich ein Herzensbedürfnis, seine Freundin mit einem liebevoll ausgesuchten Präsent zu begrüßen.
Fragte sich nur, mit welchen?
Kajas Eltern waren nicht nur schweinereich, sondern hatten auch so gut wie keine Zeit für ihre Tochter, sodass sie dieses Versäumnis durch großzügige Geschenke auszugleichen versuchten. Kaja mangelte es an nichts – nur an elterlicher Zuwendung. Ein passendes Geschenk
für sie zu finden, war deshalb ausgesprochen schwer. Zumal sie sich weder etwas aus Klamotten machte noch aus Kosmetika, wie so viele andere Mädchen ihres Alters, und zudem auch immer mit den neuesten Büchern und CDs versorgt war. Viel blieb da nicht übrig, mit dem man ihr eine Freude machen konnte, und so wanderte Yannik schon eine geschlagene Stunde zwischen den Marktständen herum, ohne etwas Passendes gefunden zu haben.
Er war schon kurz davor, aufzugeben und sich auf den Rückweg zum Internat zu machen, als ihm plötzlich ein bekanntes Gesicht ins Auge fiel: die schnurrbärtige und Nickelbrille-bewehrte Fratze von Randy Rabid. Der Dunkle stand an einem Stehtisch vor einem Getränkestand, an dem alle möglichen Sorten Bier und Cider ausgeschenkt wurden. Er war in ein Gespräch mit zwei weiteren Personen vertieft, die Yannik den Rücken zuwandten – eine langhaarige blonde Frau und ein Mann mit dichten schwarzen Haaren.
In Yannik schrillten sofort sämtliche Alarmsirenen. Wenn der tollwütige Randy sich mit Fremden traf – und noch dazu abseits des Internats! –, dann konnte das nichts Gutes bedeuten. Vielleicht handelte es sich ja um Komplizen, die die finsteren Pläne der Dunklen unterstützen sollten?
Unauffällig schlich Yannik sich näher und drängte sich in den Pulk der Menschen am Nachbarstand, der Spirituosen aller Art feilbot, allem voran natürlich Scotch Whisky. Der beißende Geruch von hochprozentigem Alkohol stieg ihm in die Nase und vermischte sich mit den scharfen Zwiebel- und Pfefferdünsten, die von den Tellern mit Haggis und Chips aufstiegen. Obwohl sich Yannik beinahe der Magen umdrehte und er den immer stärker werdenden Niesreiz kaum noch unterdrücken konnte, harrte er tapfer aus und lauschte mit gespitzten Ohren, um die Unterhaltung zwischen Randy und dem fremden Paar mitzubekommen.
Zu Yanniks Überraschung sprachen alle drei Deutsch, ohne jeden erkennbaren Akzent, was sein Misstrauen noch mehr verstärkte: Für ein konspiratives Treffen gab es schließlich nichts Besseres, als sich einer Sprache zu bedienen, die so gut wie keiner der Umstehenden verstand! Dummerweise konnte er nur einige wenige Satzfetzen aufschnappen, doch die waren aufschlussreich genug. »… läuft alles nach Plan«, wisperte die Blonde, deren Wangen dick mit Rouge bestrichen waren, Randy zu.
Und der Schwarzhaarige ergänzte: »… vernichtenden Schlag werden sie sich ganz bestimmt nicht mehr erholen.«
Worauf Randy Rabid höchstzufrieden übers ganze fiese Gesicht grinste. »Na also«, sagte er. »Darauf lasst uns anstoßen, bevor wir den nächsten Schritt besprechen!«
Oh, verdammt!
Das musste Yannik unbedingt mitbekommen!
Während Randy Rabid sein Glas hob – »Cheers!« – und mit den beiden anstieß, drängte Yannik sich noch näher an sie heran, sodass ihn jetzt auch noch der schwülstig-herbe Parfümduft der Blonden in der Nase kitzelte.
Trotzdem wich Yannik keinen Millimeter zurück. Schließlich war er den beiden jetzt so nahe gekommen, dass er mit Sicherheit jedes ihrer Worte verstehen würde. Während sie immer noch tranken, linste er auf den Hinterkopf des Mannes und entdeckte ein Tattoo in seinem Nacken, das von seinem dichten schwarzen Haar beinahe verdeckt wurde: Es war ein von einem auf der Spitze stehenden gleichseitigen Dreieck eingeschlossener kleiner Kreis – was immer das auch bedeuten mochte.
Endlich hatten die drei ihre Gläser geleert. Randy Rabid stellte seines geräuschvoll ab, wischte sich mit dem Handrücken den Bierschaum aus dem geschwungenen Bart und schaute die Fremden dann
wild entschlossen an. »Na, dann wollen wir doch mal«, hob er gerade an, als Yannik sich beim besten Willen nicht mehr beherrschen konnte: Sein Nieser war so gewaltig, dass sich einige Standbesucher nach ihm umdrehten und ihm ein mitfühlendes »Bless you« zuriefen, während einige Scherzbolde sich ein fröhliches »Cheers« nicht verkneifen konnten.
Auch Randy Rabid wandte ihm das Gesicht zu – und lief augenblicklich rot an.
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