LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
wandern. »Nun …« Er räusperte sich. »Als die beiden an der Laterne beim Hinterausgang vorbeirannten, habe ich sie für einen Moment deutlicher gesehen.«
»Was Sie nicht sagen!« Lukas’ Herz klopfte vor Aufregung. »Und wie sahen sie aus?«
»Wie soll ich sagen?« Mit der Spitze seines Zeigefingers pulte Friedemann im rechten Nasenloch herum, als würde das seinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen. »Der eine war groß und hager … und hatte feuerrote Haare.«
»Na also.« Lukas sah seine Schwester vielsagend an. »Wenn das kein Beweis ist!« Während Laura ihm zunickte, wandte er sich wieder an den Friedhofswärter. »Und der andere? Wie sah der aus?«
»Nun …« Friedemann brach ab und verzog das Gesicht, als würde er Höllenqualen erleiden. »Ich … äh … Ich weiß nicht so recht, wie ich es sagen soll.«
Mann!, stöhnte Lukas innerlich auf, aber dann fuhr er betont fort: »Lassen Sie sich ruhig Zeit, Herr Fromm, und versuchen Sie sich genau zu erinnern.«
»Das ist es ja. Möglicherweise habe ich mich ja getäuscht. Vielleicht war es auch der Alkohol.« Er beugte den Geierkopf nach vorne und schaute die Geschwister mit verlegenem Grinsen an. »Wenn ihr versteht, was ich meine?«
»Natürlich.« Lukas bemühte sich um Gelassenheit, auch wenn es in ihm längst brodelte wie in einem Dampfkessel. »Denken Sie
noch einmal in aller Ruhe nach: Was ist Ihnen an dem Mann aufgefallen? «
»Ich hab ja ihn höchstens für ein, zwei Sekunden gesehen. Aber als das Laternenlicht auf ihn fiel, da hatte ich den Eindruck, es wäre gar kein … äh … gar kein Mensch.«
»Was?«, riefen Laura und Lukas gleichzeitig aus. Sie starrten den Friedhofswärter an. »Was denn sonst?«
»Er sah aus wie eine riesige Fledermaus auf zwei Beinen«, antwortete Friedemann Fromm und machte eine todernste Totengräbermiene. »Wie ein gräuslicher schwarzer Dämon aus einem Fanstarsyfilm oder wie das heißt!«
Glaremore Meadows lag nur einen gut zwanzigminütigen Fußmarsch von Glaremore Castle entfernt. Als wäre es direkt einem Reiseführer entsprungen, schmiegte sich das pittoreske Dörfchen in eine liebliche Talsenke, durch die sich, wie um die Idylle komplett zu machen, auch noch ein munter plätscherndes Bächlein schlängelte. Im Mittelalter hatte der Ort nur aus einem Haufen armseliger Bauernkaten bestanden. Doch inzwischen hatte er sich längst herausgeputzt und war von wohlhabenden Städtern als beschaulicher Wohnort oder Wochenendsitz entdeckt worden.
Entsprechend prächtig sahen die von üppig blühenden Gärten umgebenen Häuser auch aus, allesamt in dem bäuerlich-ländlichen Stil gehalten, auf den die Gemeindeverwaltung so viel Wert legte. Die Steuern flossen reichlich und so waren auch die öffentlichen Einrichtungen bestens in Schuss. Die mit Kopfsteinen gepflasterten Sträßchen wiesen nicht ein Schlagloch auf. Rathaus, Schule und Bibliothek, die den Marktplatz säumten, waren erst kürzlich renoviert worden, und der nahe gelegenen Kirche, umringt von einem idyllischen Friedhof, war nicht anzusehen, dass die grauen Feldsteine
unter dem Schieferdach schon mehrere Jahrhunderte auf dem Buckel hatten. Ein mit Reet gedeckter Pub, »The Green Man«, vor dem grob gezimmerte Tische und Bänke im Sonnenschein standen, und eine Reihe kleiner, aber feiner Geschäfte – Bäckerei, Metzgerei, ein auf Tante Emma getrimmter Supermarkt und ein Zeitungs- und Tabakladen mit angeschlossener Buchhandlung – vervollständigten die Postkarten-Idylle. Da zudem immer wieder Film- und Fernsehteams in Glaremore Meadows auftauchten und das Dörfchen als Kulisse für die unterschiedlichsten Filme herhalten musste – angefangen von betulichen Krimis über tränentriefende Schmachtfetzen bis hin zu verlogenen Historien-Schinken –, war es inzwischen weithin bekannt. Besonders im Sommer fielen Heerscharen von Touristen aus aller Welt hier ein, sodass es in den engen Straßen manchmal von mehr Menschen wimmelte als auf dem Trafalgar Square in London. Besonders an den Markttagen natürlich, an denen nicht nur die Bauern aus der Umgebung ihre Waren anboten, sondern auch fliegende Händler ihr buntes Sammelsurium verkauften.
Obwohl Yannik solche Menschenansammlungen eigentlich zuwider waren, drängte er sich tapfer durch die zwischen den Verkaufsständen umherwogenden Massen, um nach einem Geschenk für Kaja zu suchen. Vielleicht wurde sie ja tatsächlich in die Delegation aufgenommen, die Ravenstein zum FSL schickte, und für
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