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Laura - Venezianisches Maskenspiel

Titel: Laura - Venezianisches Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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seiner Vettern und die Familienähnlichkeit, hieß es, wäre bei den Ferrantes sehr groß. Er hatte in etwa die gleiche Statur, ebenfalls graue Augen und die gleiche stolze Haltung, auch wenn Domenico immer etwas ernster und zurückhaltender wirkte – um nicht zu sagen unfreundlich – und weitaus weniger auf seine elegante Erscheinung bedacht war.
    Schon seit langem bemühte sich ihr gutaussehender Kavalier um sie, aber erst auf dem Ball bei den Pisanis hatte er sie stärker als sonst bedrängt, die Seine zu werden. Die Fortsetzung dieser Romanze war durch Domenicos Ankunft gestört worden, aber nun hatte Ottavio einen anderen, sehr romantischen Weg gefunden, sie zu erreichen. Sie lächelte ihrem Spiegelbild traurig zu. Sie wusste selbst nicht, ob sie dieser Bitte Folge leisten sollte. Einerseits reizte sie es, ein wenig umschwärmt und hofiert zu werden, und es geschah Domenico ganz recht, wenn sie sich die von ihm versagte Liebe bei anderen holte. Aber andererseits war alles, was die anderen Männer ihr sein konnten, nur eine schwache Erfüllung ihrer wirklichen Träume.
    Und dennoch ... Sie strich sich unwillkürlich mit der Hand über den Leib, wo seine Hand gelegen hatte. Ottavio hatte sie schon des Öfteren berührt, genau genommen ließ er kaum eine Gelegenheit aus, das zu tun, aber noch nie hatte sie seine Berührung so intensiv gespürt. Konnte es sein, dass sie begann, ihren Mann tatsächlich zu vergessen und sich einem anderen zuzuwenden?

Die Verführung

    D omenico lächelte immer noch grimmig, als er im Salon des Palazzos der Calergi ungeduldig hin und her wanderte und dabei die langen Spitzenmanschetten wieder in Form schüttelte. Normalerweise hatte er nichts übrig für derlei Putz, aber in diesem Fall war es praktisch, da die Spitzen seine Hände verdeckten. Außerdem hatte er auch den Rest seiner Kleidung dem Anlass angepasst und trug nun anstelle seines schlichten – meist in alter Tradition schwarzen Anzuges – eine aufwändig bestickte hellblaue Seidenjacke mit einer cremefarbenen, reichverzierten Weste und passende Kniestrümpfe zu den hellblauen Hosen. Das Spiel machte ihm Spaß. Er würde sein kleines romantisches Gänschen ein wenig necken, mit ihr spielen, sie verführen und ihr beweisen, dass er nicht nur ebenso gut wie Ottavio war, sondern noch weitaus besser. Und dann würde er sich ihr zu erkennen geben und sich an ihrer Zerknirschung weiden. Das sollte ihr eine Lehre sein, in fremden Palazzi mit anderen Männern zu tändeln und ihren eigenen rechtmäßigen Gatten abzuweisen!
    Er hatte sie in dem kleinen Briefchen, das er von einem verlässlichen Boten hatte überbringen lassen, gebeten, zum Ball zu kommen, um sich um Mitternacht mit ihm in einem kleinen Salon zu treffen, der neben einigen anderen von den Gastgebern für diese Zwecke zur Verfügung gestellt wurde. Es war ihm gelungen, diesen Raum weiteren, ebenfalls Zweisamkeit suchenden Paaren gegenüber zu verteidigen, und nun wartete er ungeduldig darauf, dass sein Eheweib dem Ruf der Romantik folgte und um Mitternacht durch die Tür schritt.
    Die Glocke von San Marco schlug. Einmal, zweimal, dreimal … zwölfmal. Er rückte seine Halbmaske zurecht und hielt unwillkürlich den Atem an, als sich fast unmittelbar nach dem letzten Schlag die Tür öffnete und Laura erschien. Er hatte sich im Zuge seiner fingierten Reise für einige Tage bei einem Freund einquartiert, dessen Palazzo seinem gegenüberlag, und der ihm, ohne lange zu fragen, Gastfreundschaft gewährt hatte. Von dort aus hatte er Laura beobachtet, wie sie vor zwei Stunden das Haus gemeinsam mit Patrizio verlassen hatte und mit der Gondel hierher gefahren war.
    Sie hatte ihr volles dunkles Haar unter einer Perücke verborgen, die Maske verdeckte halb ihr Gesicht und in diesem Kleid, dessen Ausschnitt trotz seiner Zensur immer noch tief genug war, um sein Herz schneller schlagen zu lassen, war sie überwältigend. Er starrte sie sekundenlang bewundernd an. Wie hatte er bisher nur übersehen können, mit welch einer schönen Frau er verheiratet war!
    Sie lächelte ein wenig schüchtern – was diese reizvollen Lippen noch begehrenswerter machte – und trat einen unsicheren Schritt auf ihn zu.
    „Ma chère! Ihr seid gekommen!“ Er flüsterte und bemühte sich, seiner Aussprache einen französischen Akzent beizumengen. Obwohl es ohnehin unwahrscheinlich war, dass Laura auf die Idee kam, ihr eigener Mann könnte ihr einen Brief schreiben und sie um ein heimliches

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