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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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übersetzen; und das Alles in keiner Zeit, weniger 5 Minuten! – Was braucht man da für einen Kopf dazu! – ich wollte, meine Feinde sähen nur, wie es in ihm aussieht.
     
    83. Kapitel
    Es gab keine unterhaltendere Szene in unserer Familie – und um ihr in diesem Punkte Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, – und hier nehme ich meine Mütze ab und lege sie auf den Tisch neben mein Schreibzeug, um meine Erklärung vor der Welt in Betreff dieses Punktes um so feierlicher abzugeben, – ich glaube, so wahr ich lebe (falls mich nicht Eigenliebe und Parteilichkeit für meinen Verstand verblendet), die Hand des höchsten Schöpfers und ersten Erfinders aller Dinge hat niemals eine Familie gemacht oder zusammengestellt (wenigstens zu der Zeit, da ich mich niedergesetzt habe, um ihre Geschichte zu schreiben) – deren Charaktere mit einem so dramatischen Geschick entworfen oder einander gegenübergestellt wären als die unsrigen; oder wo das Talent so herrliche Szenen zu bieten, und die Kraft sie beständig von Morgens bis in die Nacht zu wechseln, so eingebürgert und mit einem so unbegrenzten Vertrauen begabt gewesen wären wie in der Familie Shandy.
    Keine dieser Szenen, sage ich, war aber auf diesem unserem wunderlichen Theater unterhaltender – als diejenige, welche nicht selten aus diesem Kapitel der langen Nasen entfloss – besonders wenn die Einbildungskraft meines Vaters durch diese Untersuchung angefeuert war; und er hatte dann keine Ruhe, bis er auch die meines Onkels Toby erhitzt hatte.

Mein Onkel Toby pflegte dann meinem Vater bei dessen Versuch alle möglichen Einräumungen zu machen; saß mit unendlicher Geduld da und rauchte ganze Stunden lang seine Pfeife, während mein Vater an seinem Kopf arbeitete und alle möglichen Zugänge versuchte, um die Ansichten von Prignitz oder Scroderus hineinzutreiben.
    Mochten diese nun über den Horizont meines Onkels gehen – oder ihm widerstreben – oder war sein Gehirn wie feuchtes Holz, dass kein Funke daran haftete; oder war es so voll Sappen, Minen, Blendierungen, Courtinen und andern militärischen Dingen, dass diese ihn außer Stand setzten, die Lehren von Prignitz und Scroderus in sich aufzunehmen – ich kann es nicht sagen; das mögen Schulmänner, – Küchenjungen, – Anatomen und Ingenieure miteinander ausfechten.
    Es war allerdings bei dieser Sache einigermaßen ungeschickt, dass mein Vater jedes Wort erst übersetzen musste, damit es mein Onkel Toby verstand; und da mein Vater kein großer Held im Latein war, so war auch seine Übersetzung nicht immer am reinsten – und in der Regel an solchen Stellen am wenigsten, wo es am notwendigsten gewesen wäre. Hierdurch wurde natürlich einem zweiten Missgeschick Tür und Tor geöffnet, – dass nämlich, je wärmer er in seinem Eifer wurde meinem Onkel Toby die Augen zu öffnen, meines Vaters Ideen um ebenso viel rascher über die Übersetzung hinausliefen, als die Übersetzung über diejenigen meines Onkels Toby: – und so verhalfen weder diese noch jene der Vorlesung meines Vaters zu grösserer Klarheit.
     
    84. Kapitel
    Die Gabe des Folgerns und Schließens, – ich meine beim Menschen, denn in den höheren Klassen von Wesen wie bei Engeln und Geistern, wird dies Alles, wie man mir sagt, mittelst der Intuition abgemacht, – und Wesen niederer Art folgern wie der geneigte Leser weiß, vermöge ihrer Nasen; doch gibt es eine (aber nicht sehr bequem) im Meere schwimmende Insel, deren Bewohner, wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, so wundervoll organisiert sind, dass sie gleichfalls nach letzterer Weise folgern, und oft recht gut dabei auskommen; – aber dies gehört nicht hierher.
    Die Gabe des richtigen Folgerns bei uns oder der große und Hauptakt des Vernunftschlusses beim Menschen besteht, wie die Männer der Logik uns sagen, darin, die Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung zweier Ideen miteinander mit Beihilfe einer dritten (die medius terminus heißt) zu finden; gerade wie ein Mann, nach Locke, mittelst einer Ruthenstange feststellen kann, dass zwei Kegelbahnen gleichlang sind, die doch nicht zusammengebracht werden könnten, um ihre Gleichheit durch Juxtaposition zu messen.
    Wenn der gleiche große Denker gesehen hätte, wie mein Vater sein Nasensystem illustrierte, und wenn er dabei das Benehmen meines Onkels Toby beobachtet hätte – welche Aufmerksamkeit er jedem Worte schenkte; – und wie er, so oft er die Pfeife aus dem Munde nahm, die Länge derselben mit so merkwürdigem

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