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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Verdacht, dass er sich hierin einen unanständigen Sophismus erlaube, – und Prignitz behauptete in dem darüber entstandenen Streite laut, Scroderus habe ihm jene Idee nur angedichtet; – allein Scroderus fuhr fort seinen Satz zu behaupten.
    Mein Vater war gerade in der Schwebe, für welche der zwei Ansichten er sich entscheiden sollte, als Ambros Paräus in einem Nu die Sache entschied, die beiden Systeme von Prignitz und Scroderus über den Haufen warf und meinen Vater mit einem Schlag aus beiden Lagern vertrieb.
    Man muss nämlich wissen –
    Ich sage dem gelehrten Leser nichts Neues – wenn ich diese Mitteilung mache; – ich erwähne sie nur, um dem Gelehrten zu zeigen, dass ich die Sache selbst weiß –
    Dass dieser Ambros Paräus der Leibarzt und Nasenflicker von Franz IX. von Frankreich war, und in hoher Achtung bei diesem sowie den zwei vorhergehenden oder nachfolgenden Königen (ich weiß nicht wie sie heißen) war – und dass er mit Ausnahme des Fehlgriffs, den er in seiner Geschichte von der Nase des Taliacotius und in seiner Art wie er diese ansetzte, beging – bei allen Ärzten jener Zeit als ein grösserer Kenner in Sachen der Nase galt denn Irgendeiner, der eine Nase in die Hand genommen.
    Dieser Ambros Paräus nun überzeugte meinen Vater, dass die wahre und wirkliche Ursache dessen, was so sehr die Aufmerksamkeit der Welt erregt, und woran Prignitz und Scroderus soviel Gelehrsamkeit und schöne Talente vergeudet hatten, – weder hierin noch darin zu suchen sei; – dass vielmehr die Länge und Güte der Nasen einfach von der Weichheit und Nachgiebigkeit der Brust der Amme herrühre; – wie die Stumpfheit und Kürze kleiner Nasen von der Festigkeit und Elastizität desselben Organs der Nahrung bei frischen und lebhaften Ammen herkomme; – welch' letzteres zwar angenehm für die Frau aber verderblich für das Kind sei, da seine Nase hierdurch so abgestumpft, verstoßen, verschlagen und verkühlt werde, dass sie niemals ad mensuram suam legitimam gelangen könne; – während falls die Brust der Amme oder Mutter mürbe und weich sei – die Nase, sagte Paräus, wie in Butter hineinsinke und dadurch gepflegt, genährt, aufgeschwellt, erfrischt, erquickt und zum Wachstum angeregt werde.
    Ich habe über Paräus nur noch zweierlei zu bemerken: erstens, dass er dies Alles mit der grössten Züchtigkeit und Wohlanständigkeit im Ausdruck erklärt; – wofür seine Seele ewigen Frieden haben möge!
    Und zweitens, dass Ambros Paräus mit seiner Hypothese nicht nur die Systeme von Prignitz und Scroderus gründlich über den Haufen warf – sondern auch zugleich das System des Friedens und der Harmonie in unserer Familie; und drei Tage lang nicht nur das Verhältnis zwischen meinem Vater und meiner Mutter zerrüttete, sondern auch im ganzen Hause Alles umkehrte, meinen Onkel Toby ausgenommen.
    Gewiss fand zu keiner Zeit und in keinem Lande je eine lächerlichere Erzählung von einem Streite zwischen einem Manne und seiner Frau den Weg durch das Schlüsselloch einer Haustüre.
    Sie müssen nämlich wissen, dass meine Mutter – doch ich habe Ihnen erst noch 50 nötigere Dinge mitzuteilen; – es liegen noch hundert Schwierigkeiten vor mir, die ich zu beseitigen versprochen habe, tausend Nöten und häusliche Widrigkeiten wachsen eine aus dem Nacken der anderen über mich herein. Eine Kuh brach heute früh in die Schanze meines Onkels Toby, fraß 2½ Rationen Heu und riss die Rasen aus, womit das Hornwerk und der bedeckte Weg verkleidet war. – Trim besteht darauf, dass ein Kriegsrecht über sie abgehalten werde – die Kuh soll erschossen – Slop gekreuzigt – ich selbst getristramt und bei meiner Taufe zum Märtyrer gemacht werden. – Was sind wir Alle doch für unglückliche arme Teufel! – ich muss noch gewickelt werden – doch ich habe keine Zeit zu weiteren Ausrufungen. – Ich ließ meinen Vater auf seinem Bette liegen und meinen Onkel Toby auf dem alten befranzten Stuhl neben ihm sitzen, und versprach, ich würde in einer halben Stunde zu ihnen zurückkehren; und nun sind schon 35 Minuten vorüber. – Gewiss ist dies die grösste Verlegenheit, in der man jemals einen sterblichen Schriftsteller gesehen hat; denn ich habe auch noch den Folioband des Hafen Slawkenbergius fertig zu machen; – ein Gespräch zwischen meinem Vater und meinem Onkel Toby über die Lösung von Prignitz, Scroderus, Ambros Paräus, Panocrates und Grangousier zu erzählen; – eine Geschichte aus Slawkenbergius zu

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