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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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immer neben her liefen, – wie war es da möglich, dass bei einem so feinen – aber war es denn eine echte Nase? – dass ein Mann von so seinem Gefühl wie mein Vater jenen Schlag im unteren Zimmer überhaupt, – und im oberen Zimmer in einer anderen Lage als in der oben beschriebenen durchmachen konnte?
    Werfen Sie sich immerhin ein Dutzend Mal auf das Bett, – aber tragen Sie dabei Sorge, erst vorher einen Spiegel auf einen Stuhl daneben zu stellen. – Aber war denn die Nase des Fremdlings eine echte oder eine falsche?
    Wenn ich Ihnen dies jetzt schon sagen würde, Madame, so würde ich damit eine der schönsten Erzählungen in der Christenheit schwer schädigen; nämlich die zehnte in der zehnten Dekade, die unmittelbar darauf folgt.
    Diese Erzählung, rief Slawkenbergius etwas triumphierend aus, ist von mir aufgespart worden, um als Schlusserzählung meines ganzen Werkes zu figurieren; denn ich weiß recht gut, dass wenn ich sie erzählt habe und wenn mein Leser ihr bis zum Schlusse gefolgt ist, – es für uns beide hohe Zeit sein wird das Buch zuzumachen; denn ich wüsste in der Tat nicht, fährt Slawkenbergius fort, welche Erzählung auf diese noch folgen könnte.
    – Es ist dies in der Tat eine Erzählung –!
    Sie beginnt mit der ersten Zusammenkunft in dem Gasthof in Lyon, da wo Fernandez den artigen Fremdling und seine Schwester Julia allein auf deren Zimmer lässt, und trägt die Überschrift:
    Die Verwickelungen
    des
    Diego und der Julia.
    Himmel! was für ein sonderbarer Mensch bist du, Slawkenbergius! welch' eine eigentümliche Anschauung von den Verwickelungen innerhalb des weiblichen Herzens hast du uns eröffnet! wie kann dies jemals übersetzt werden! und doch wenn dieses Muster der Erzählungen des Slawkenbergius und die Vorzüglichkeit seiner Moral der Welt gefallen sollte, – so sollen ein Paar Bände davon übersetzt werden. – Im Übrigen habe ich allerdings nicht die entfernteste Idee davon, wie dieselben jemals in einer modernen Sprache wiedergegeben werden könnten. – An einigen Stellen scheint es, als ob ein sechster Sinn nötig wäre, um es gehörig tun zu können. Was kann er unter dem züngelnden Geäugel eines schlaffen, leisen, lechzenden Geplauders, fünf Töne unter dem natürlichen Laute verstehen, – was, wie Sie wissen, Madame, wenig mehr als ein Geflüster ist? In dem Augenblick, da ich die Worte aussprach, konnte ich den Versuch zu einer Vibrierung der Saiten in der Herzgegend bemerken – das Gehirn ging nicht darauf ein. – Es besteht oft kein gutes Einvernehmen zwischen beiden. – Es war mir, als verstehe ich es. – Ich hatte keine Ideen. – Die Bewegung konnte doch nicht ohne ihre Ursache sein. – Aber ich bin hier überfragt. – Ich vermag nichts daraus zu machen, außer etwa, wenn der geneigte Leser erlaubt, dass die Stimme, die in diesem Falle wenig mehr als ein Geflüster ist, die Augen unabweisbar zwinge sich einander nicht nur bis auf sechs Zoll zu nähern – sondern sich in die Augäpfel zu schauen. – Kann das nicht gefährlich werden? Aber es ist nicht zu vermeiden: – denn sieht man an die Decke, so müssen sich beide Kinne notwendig begegnen; – und sieht man sich gegenseitig in den Schoß, so berühren sich die Stirnen, und die Unterhaltung nimmt sofort ein Ende, – ich meine den empfindsamen Teil derselben. – Was dann noch übrig bleibt, Madame, ist nicht wert, dass man sich deshalb länger aufhält.
     
    88. Kapitel
    Mein Vater lag anderthalb Stunden lang über das Bett hingestreckt, als ob die Hand des Todes ihn niedergeworfen hätte; dann begann er mit der großen Zehe des Fußes, der über das Bette herabhing, auf dem Boden zu spielen. Meinem Onkel Toby wurde bei diesem Anblick das Herz um ein gutes Pfund leichter. – Nach einigen Minuten kam auch die linke Hand, deren Knöchel die ganze Zeit über auf dem Henkel des Nachtgeschirrs geruht hatte, wieder zum Gefühl; – er schob letzteres etwas mehr unter das Bett; – streckte dann die Hand in den Busen – und ließ ein Hem! hören. Mein guter Onkel Toby gab ihm mit innigster Freude Antwort darauf; er würde jetzt in die eröffnete Lücke gar zu gerne eine tröstliche Bemerkung eingegossen haben; allein da er hierfür, wie bereits erwähnt, kein Talent hatte und überdies fürchtete, er möchte etwas vorbringen, was das Übel ärger machte, so begnügte er sich damit, sein Kinn sanft auf dem Griff seiner Krücke ruhen zu lassen.
    Nun ist aber nicht schwer zu entscheiden, ob dieser

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