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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Nase.
    – Die Protasis oder die Einleitung geht vom ersten Gespräch mit der Schildwache bis zu seinem Verlassen der Stadt Straßburg, nachdem er seine rotseidenen Hosen wieder ausgezogen hat; – hierbei werden die Charaktere der personae dramatis leicht skizziert und der Gegenstand selbst sachte begonnen.
    Die Epitasis, worin die Handlung schon energischer auftritt, bis sie den Zustand oder die Höhe erreicht, welche Catastasis heißt, und die gewöhnlich den zweiten und dritten Akt einbegreift, ist in jener tätigen Periode meiner Erzählung zwischen dem ersten nächtlichen Aufruhr wegen der Nase bis zu dem Schlusse der Vorlesungen der Trompetersfrau hierüber in der Mitte des großen Paradeplatzes enthalten. Die Zeit von der ersten Einschiffung der Gelehrten des Streits wegen bis zu ihrem schließlichen Wegsegeln und Zurücklassen der Straßburger in Not am Ufer, heißt die Catastasis oder das Heranreifen der Ereignisse und Leidenschaften bis zu ihrem Losbrechen im fünften Akt.
    Dieser beginnt mit der Ausfahrt der Straßburger auf der Straße nach Frankfurt und endet mit dem Entwirren des Labyrinths und dem Verbringen des Helden aus einem Zustand der Aufregung (wie es Aristoteles nennt) zu einem solchen der Ruhe und des Friedens.
    Dieser Akt, sagt Hafen Slawkenbergius, bildet die Katastrophe oder Peripeitia meiner Erzählung, und diesen Teil derselben werde ich nun vornehmen.
    Wir ließen den Fremdling schlafend hinter dem Vorhang; jetzt tritt er auf die Bühne.
    Weshalb spitzest du die Ohren? – Es ist nur ein Mann zu Pferde, – war das letzte Wort, das wir von dem Fremdling hörten.
    Es war damals nicht am Platze, dem Leser zu sagen, dass das Maultier seinem Herrn glaubte und ohne weitere Wenn und Aber den Reisenden und sein Ross vorüber ließ.
    Der Reisende beeilte sich sehr, um noch in dieser Nacht nach Straßburg zu kommen. Welch' ein Narr bin ich doch! sagte der Reisende zu sich selbst, als er etwa eine Wegstunde weiter geritten war, dass ich durchaus noch heute Nacht nach Straßburg gelangen will! Nach Straßburg – dem großen Straßburg! – Der Hauptstadt des Elsasses! nach Straßburg, der kaiserlichen Stadt! nach Straßburg, der freien Reichsstadt! in der 5000 der besten Truppen der Welt liegen! – Ach! selbst wenn ich jetzt vor den Toren von Straßburg stünde, ich käme nicht für einen Dukaten hinein, – nein! nicht für anderthalb Dukaten: – es ist zu viel – besser ich kehre wieder nach dem letzten Gasthof zurück, in dem ich war – als dass ich mich wer weiß wo niederlegen, – oder wer weiß was zahlen muss. Nachdem der Reisende bei sich selbst diese Betrachtungen angestellt hatte, wendete er den Kopf seines Pferdes um und langte drei Minuten, nachdem man unserem Fremdling sein Zimmer gewiesen hatte, gleichfalls in demselben Gasthofe an. – Wir haben Schinken im Hause und Brot, sagte der Wirt; – und bis heute Abend 11 Uhr hatten wir auch drei Eier; aber ein Fremdling, welcher vor einer Stunde anlangte, hat sich einen Eierkuchen daraus machen lassen, und jetzt haben wir nichts.
    Ach, sagte der Reisende, ich bin so ermüdet, dass ich nur ein Bett brauche. – Ich habe ein so weiches als irgend eins im ganzen Elsaß, erwiderte der Wirt.
    Eigentlich, fuhr er fort, hätte der Fremdling darin schlafen sollen, denn es ist mein bestes Bett, aber es ging nicht wegen seiner Nase. – Er hat wohl einen rechten Schnupfen? sagte der Reisende. – Ich wüsste nicht, erwiderte der Wirt; aber es ist ein Feldbett und Jacinta, fuhr er fort und sah das Zimmermädchen an, meinte, er werde darin nicht Platz haben, um seine Nase umzudrehen. – Wie so das? rief der Reisende und fuhr in die Höhe. – Seine Nase ist so gar lang, erwiderte der Wirt. – Der Reisende schaute auf Jacinta, dann auf den Boden, – kniete dann auf sein rechtes Knie und legte die Hand auf die Brust. – Scherzt nicht mit meiner Angst, sagte er dann und erhob sich. – Es ist kein Scherz, erwiderte Jacinta, es ist eine wundervolle Nase! – Der Reisende fiel abermals auf sein Knie, – legte die Hand auf die Brust – und sprach, indem er das Auge zum Himmel erhob: Dann hast du mich an das Ende meiner Wanderschaft geführt – dann ist's Diego!
    Der Reisende war der Bruder derselben Julia, die der Fremdling während er auf seinem Maultier von Straßburg herritt, so oft angerufen hatte; er kam in ihrem Auftrag, um den Fremdling aufzusuchen. Er hatte seine Schwester von Valladolid über die Pyrenäen durch Frankreich begleitet

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