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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Talent daraus machen und wie gerne würde ich sie beschreiben, um mich deiner Unsterblichkeit zu bedienen und meine eigene dadurch zu sichern!
     
    94. Kapitel
    Obschon der Mensch das merkwürdigste aller Fuhrwerke ist, sagte mein Vater, so ist er doch zugleich von einem so schwachen Gestell und so lotterig zusammengesetzt, dass die jähen Stöße und schweren Puffe, die er auf seinem holperigen Gange unvermeidlich durchmachen muss, ihn alle Tage ein Dutzend Mal umwerfen und in Stücke brechen würden, – wenn es nicht eine geheime Federkraft in uns gäbe, Bruder Toby. – Und diese Federkraft, sagte mein Onkel Toby, ist nichts Anderes als die Religion. – Kann die meinem Kind wieder eine Nase einsetzen? fragte mein Vater, ließ die Finger los und schlug mit der einen Hand gegen die andere. – Sie machte Alles vor uns gerade und eben, antwortete mein Onkel Toby. – Figürlich gesprochen, lieber Toby, mag dies der Fall sein, soviel ich weiß, versetzte mein Vater; die Feder aber, von der ich spreche, ist die große und elastische Kraft in uns, welche dem Unheil die Waage hält; die wie die geheime Feder in einem gutgemachten Wagen den Stoß zwar nicht abwenden – aber wenigstens unser Gefühl darüber täuschen kann.
    Nun siehst du, mein lieber Bruder, sagte mein Vater und erhob seinen Zeigefinger wieder in die vorige Lage, da er jetzt dem Punkte näher kam, – wäre mein Kind richtig zur Welt gekommen und nicht an seinem kostbarsten Teile verstümmelt worden, so ist der Himmel mein Zeuge, dass ich, – so sonderbar und wunderlich ich der Welt wegen meiner Ansicht über Taufnamen und jenen magischen Stempel, den gute oder schlimme Namen unserem Charakter und Benehmen einprägen, erscheinen mag – gleichwohl in meinen höchsten Wünschen für das Glück meines Kindes niemals sein Haupt mit mehr Ruhm und Ehre zu krönen gewünscht hätte, als die Namen George oder Edward darüber hätten ausstreuen können.
    Aber ach! fuhr mein Vater fort, jetzt, da ihm das grösste Übel zugestoßen ist – muss es notwendig durch das grösste Gut ausgeglichen und beseitigt werden.
    Er soll den Namen Trismegistus erhalten, Bruder.
    Ich wünsche von Herzen, dass das helfen möge, erwiderte mein Onkel Toby und stand auf.
     
    95. Kapitel
    Welch' eine Reihe von Zufällen, sprach mein Vater und drehte sich auf dem ersten Treppenabsatz um, während er mit meinem Onkel Toby wieder hinunterging, – welch' eine lange Reihe von Zufällen breiten die Ereignisse dieser Welt vor uns aus. Nimm einmal Tinte und Feder zur Hand, Bruder Toby, und berechne sie genau. – Ich verstehe vom Rechnen so wenig wie dies Geländer, sagte mein Onkel Toby und schlug mit seiner Krücke daran, wobei er aber auch meinem Vater einen heftigen Streich auf das Schienbein versetzte. – Es war hundert gegen eins, rief mein Onkel Toby. – Ich glaubte, sagte mein Vater und rieb sein Schienbein, du verstehest nichts vom Rechnen, Bruder Toby. – Es war reiner Zufall, sagte mein Onkel Toby. – Dann ist es einer mehr in jener langen Reihe, versetzte mein Vater.
    Der doppelte Erfolg, den mein Vater mit seinen Antworten hatte, nahm alsbald den Schmerz am Schienbein weg: – es war gut, dass dies geschah – (wieder ein Zufall!) – denn sonst würde die Welt den Gegenstand niemals erfahren haben, mit dem mein Vater rechnete; – ihn zu erraten, war keinerlei Hoffnung da. – Welch' ein glückliches Kapitel von Zufällen ist dies geworden! es erspart mir die Mühe ein besonderes Kapitel hierüber zu schreiben, da ich doch wahrhaftig Arbeit genug ohne das vor mir habe. – Habe ich nicht der Welt ein Kapitel über Knoten versprochen? ferner zwei Kapitel über das richtige und falsche Ende eines Weibes? ein Kapitel über Bärte? ein Kapitel über Wünsche? – ein Kapitel über Nasen – Nein, damit wäre ich fertig; – ein Kapitel über die Züchtigkeit meines Onkels Toby, und dann noch ein Kapitel über Kapitel, das ich beenden will, ehe ich schlafen gehe. – Beim Backenbart meines Großvaters, ich werde in diesem Jahre nicht mit der Hälfte davon fertig.
    Nimm Tinte und Feder zur Hand, Bruder Toby, und rechne es genau aus, sagte mein Vater; und du wirst finden, es war wie eine Million gegen Eins, dass die scharfe Kante der Zange von allen Teilen des Körpers unglückseligerweise gerade auf denjenigen fallen und ihn zertrümmern würde, in dem zugleich das Glück unseres Hauses zertrümmert werden konnte
    Es hätte noch schlimmer gehen können, erwiderte mein Onkel

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