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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Toby. – Das verstehe ich nicht, sagte mein Vater. – Nimm nur einmal an, die Hüfte hätte sich vorgeschoben, wie Dr. Slop vermutete, versetzte mein Onkel Toby.
    Mein Vater dachte eine halbe Minute nach; – dann blickte er zu Boden und berührte die Mitte seiner Stirne leicht mit dem Finger.
    Du hast Recht, sagte er.
     
    96. Kapitel
    Ist es nicht eine Schande, dass ich von etwas, was beim Herabsteigen von ein Paar Treppen passierte, zwei Kapitel mache? Denn wir sind erst beim ersten Absatz angelangt und es sind noch 15 Stufen bis herab; und da mein Vater und mein Onkel Toby offenbar in einer Schwatzlaune sind, so kann es noch soviel Kapitel geben als Stufen. Dem mag nun sein wie ihm wolle, ich kann es ebenso wenig abwenden, lieber Leser, als mein Schicksal. – Da kommt mir eine plötzliche Eingebung: – lass den Vorhang fallen, Shandy: – ich lasse ihn fallen. – Ziehe eine Linie hier quer über das Papier, Tristram: – ich ziehe die Linie – heisa! ein neues Kapitel.
    Ich habe mich bei dieser Sache den Henker um andere Verordnungen zu kümmern; – und wenn ich es hätte – wie bei mir Alles außer der Ordnung geht – so würde ich die Verordnung zerknittern, in Fetzen reissen und ins Feuer werfen. – Bin ich etwa hitzig? Ja ich bin es und habe auch alle Ursache dazu; – ein hübsches Geschichtchen! hat denn der Mensch Verordnungen zu folgen – und nicht vielmehr die Verordnung dem Menschen?
    Nun müssen Sie wissen, dass das da mein Kapitel über Kapitel gibt, welches ich noch vor Schlafengehen zu schreiben versprochen habe, und dass ich es für passend erachtet habe, mein Gewissen vollständig zu erleichtern, ehe ich mich niederlege, indem ich der Welt auf einmal Alles erzähle, was ich von der Sache weiß. Ist dies nicht zehn Mal besser als dogmatisch mit einer sentenziösen Auskramung von Weisheit zu beginnen und der Welt die Geschichte von einem gebratenen Pferde zu erzählen? Neue Kapitel erheben den Geist, – sie unterstützen die Einbildungskraft – oder täuschen sie wenigstens – und sind in einem so dramatisch angelegten Werk wie dieses ist, so notwendig wie die Verwandlung der Szenen, – nebst 50 andern kalten Gedanken, welche genügen um das Feuer zu löschen, woran jenes gebraten wurde! – O um dies zu verstehen, was ein Windstoß beim Brand des Dianentempels ist, – müssen Sie Longinus lesen: – lesen Sie immer zu: – wenn Sie beim ersten Durchlesen nicht um ein Jota klüger werden, – lassen Sie es sich nicht anfechten – lesen Sie ihn nochmals. – Avicenna und Licetus lasen die Metaphysik des Aristoteles 40 Mal durch und verstanden niemals ein einziges Wort! – Aber hören Sie die Folgen: – Avicenna wurde ein wütender Schreiber von allen Arten von Schriften; – denn er schrieb Bücher de omni scribili und was den Licetus (Fortunio) betrifft, so wuchs er – obschon Jedermann weiß, dass er als ein Fötus [ 6 ] von nicht mehr als 5½ Zoll Länge zur Welt kam, zu einer so erstaunlichen Höhe in der Literatur an, dass er ein Buch schrieb mit einem Titel, welcher so lang war als er selbst. Die Gelehrten wissen, dass ich seine Gonopsychanthropologia über den Ursprung der menschlichen Seele meine.
    So viel von meinem Kapitel über Kapitel, welches ich für das beste Kapitel in meinem ganzen Werke halte; und ich gebe mein Wort, dass wer es liest, seine Zeit gerade so gut anwendet, als wenn er Stroh hackte.
     
    Fußnote
    [ 6 ] Ce fötus n'était pas plus grand que la peaume de la main; mais son père l'ayant examiné en qualité de médecin, et ayant trouvé que c'était quelque chose de plus qu'un embryon, le fit transporter tout vivant à Rapallo, où il le fit voir à Jérôme Bardi et à dautres médecins du lieu. On trouva qu'il ne lui manquait rien d'essentiel à la vie: et son père pour faire voir un essai de son expérience, entreprit d'achever l'ouvrage de la nature, et de travailler à la formation de l'enfant avec le même artifice que celui dont on se sert pour faire éclorer les poulets en Egypte. Il instruisit une nourisse de tout ce qu'elle avait à faire, et ayant fait mettre son fils dans un jour proprement ackommodé, il réussit à l'élever et à lui faire prendre ses accroissements nécessaires, par l'uniformité d'une chaleur étrangère mesurée exaktement sur les dégrés d'un thermomètre ou d'un autre instrument équivalent. (Vide Mich. Giustinian, ne gli Scritt. Liguri à Cart. 223. 448).
    On aurait toujours été très satisfait de

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