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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Vikar. – Dann ist es Tristram-gistus, sagte Susanna.
    Es gistus't sich nichts, Sie Gans! – es ist ja mein eigener Name, versetzte der Vikar und tauchte die Hand in das Becken; Tristram! sprach er, im Namen u. s. w. – So wurde ich Tristram getauft und werde so heißen bis an mein seliges Ende.
    Mein Vater eilte Susanna nach, den Schlafrock im Arm und nichts am Leib als die Hosen, die er in der Eile nur mit einem einzigen Knopf zugemacht hatte, und der Knopf war in der Hitze nur halb in das Knopfloch gekommen.
    Sie hat doch den Namen nicht vergessen? rief mein Vater noch unter der Türe. – Nein, nein, sagte der Vikar in einem verständnisvollen Tone. – Und mit dem Kinde geht es besser, rief Susanna. – Und mit deiner Herrin? – So gut wie es nach Umständen sein kann, versetzte Susanna. – Ei, dass dich! sagte mein Vater, und in diesem Augenblick schlüpfte ihm der Hosenknopf aus dem Loch, – so, dass es ungewiss bleibt, ob der Ausruf Susannen oder dem Knopfloch galt – ob es ein Ausruf des Ärgers oder der Verlegenheit war, und in dieser Ungewissheit muss es bleiben, bis ich Zeit haben werde folgende drei Lieblingskapitel zu schreiben: mein Kapitel über Kammerjungfern, mein Kapitel über die »Dass dich!«, und [mein] Kapitel über Knopflöcher.
    Alles was ich dem Leser einstweilen zu seiner Aufklärung sagen kann, ist, dass in dem Augenblick, da mein Vater: Dass dich! rief, er sich rasch umdrehte, – und die Hosen in der einen Hand haltend und den Schlafrock über den andern Arm geworfen, durch den Gang nach dem Bette zurückkehrte, aber etwas langsamer, als er gekommen war.
     
    101. Kapitel
    Ich wollte, ich könnte ein Kapitel über den Menschen schreiben.
    Eine geschicktere Gelegenheit hätte sich nie dargeboten, als eben jetzt, wo alle Vorhänge in der Familie zugezogen – die Lichter gelöscht, – und keines Menschen Augen offen sind als das einzige der Amme meiner Mutter, denn das andere war schon seit zwanzig Jahren zu.
    Es ist ein schöner Gegenstand!
    Aber so schön er ist, so wollte ich doch lieber ein Dutzend Kapitel über Knopflöcher schreiben, und zwar rascher und mit mehr Erfolg als ein einziges über diesen Stoff.
    Knopflöcher! schon in dem Wortbegriff liegt etwas Munteres – und glauben Sie mir, wenn ich einmal dahinter gerate, ja ihr Herren mit den großen Bärten, – seht nur so ernst drein als ihr wollt, – so will ich eine lustige Geschichte aus meinen Knopflöchern machen – sie sollen ganz Geschöpfe von mir werden, – der Stoff ist noch unberührt – und ich werde keines Mannes Weisheit oder schöne Redensarten darüber benutzen.
    Was aber den Schlaf betrifft, – so weiß ich schon, ehe ich nur anfange, dass ich nichts daraus werde machen können; – erstens bin ich kein Held in euern schönen Redensarten; – und dann kann ich ums Leben kein wichtiges Gesicht zu einem schlechten Stoff machen und der Welt sagen: – er sei ein Asyl für den Unglücklichen, – die Befreiung für den Gefangenen, – ein weicher Schoß für den Hoffnungslosen, Mühseligen und Gebrochenen; auch vermöchte ich mich nicht zu der Lüge emporzuschwingen und zu behaupten, er sei von all den süßen und köstlichen Tätigkeiten unserer Natur, womit ihr großer Schöpfer in seiner Güte uns für die Leiden belohnen wollte, womit seine Gerechtigkeit und sein Belieben uns heimgesucht hat, – die erste und beste (ich wenigstens kenne zehnmal bessere Freuden); – möchte nicht sagen, was für ein Glück es für einen Menschen sei, wenn die Ängsten und Leidenschaften des Tages vorüber seien, und er sich niedergelegt habe, dass dann seine Seele in ihm so ruhe, dass, wohin sie immer die Augen wenden möge, der Himmel ruhig und klar sich über ihr wölbe, und kein Verlangen – keine Furcht – kein Zweifel die Luft trübe, noch irgend eine vergangene, gegenwärtige oder künftige Not, über welche die Phantasie in dieser süßen Abgeschiedenheit nicht ungestraft hinwegkommen könnte.
    Gott segne den Mann, sagte Sancho Pansa, der jenes treffliche Ding, das man den Schlaf nennt, erfunden hat: – es deckt den Menschen zu wie ein Mantel. – Hierin liegt für mich mehr und es spricht wärmer zu meinem Herzen und Gemüt, als all die Redensarten, die all den gelehrten Köpfen zusammen über diese Sache entflohen sind.
    Doch will ich, was Montaigne hierüber gesagt hat, keineswegs herabsetzen; – es ist in seiner Art herrlich: (Ich zitiere aus dem Gedächtnis) die Welt, sagt er, genießt auch

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