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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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allgemeinen Schiffbruch seines Daseins war, dass wenigstens dieses kleine Gehäuse ungebrochen und ungeschunden zur Welt kommen möchte!
    Aber wie wurde mein System trotz aller meiner Vorsichtsmaßregeln schon in der Gebärmutter über den Haufen geworfen! und nachher der Kopf des Kinds der Gewalttätigkeit und einem Druck von 470 Pfund gemeinen Gewichts Preis gegeben, der so senkrecht auf seinen Scheitel wirkte, – dass man noch bis zu dieser Stunde nicht versichert ist, ob nicht das feine Netzwerk des intellektuellen Gewebes in tausend Fetzen zerrissen und zermalmt wurde.
    Aber man hätte immer noch auskommen können! – War er auch blöd, dumm, tölpelhaft – wenn er nur wenigstens eine Nase hatte! War er auch ein Krüppel, ein Zwerg, ein Faselhans, ein Gimpel, – das Pförtchen des Glücks stand ihm dann immer noch offen. O Licetus, Licetus! wäre ich doch mit einem 5½" langen Fötus gesegnet worden, wie du warst, – ja das Schicksal hätte das Ärgste tun können!
    Und trotz Allem, Bruder Toby, hatte unser Kind noch einen Wurf im Glückspiel übrig: – O Tristram, Tristram, Tristram!
    Wir wollen nach Herrn Yorick schicken, sagte mein Onkel Toby.
    Schick' meinetalb zu wem du willst, erwiderte mein Vater.
     
    106. Kapitel
    In welchem Tempo bin ich darauf losgeritten, welche Sprünge und Sätze habe ich gemacht, zwei hinauf und zwei hinunter, durch ganze drei Bände hindurch, [Anm.: Mit Bezug auf die erste Auflage] ohne auch nur einmal zurück oder zur Seite zu blicken und zu sehen, ob ich nicht Jemand niederreite! – O ich werde Niemand überreiten, – sagte ich zu mir selbst, als ich zu Pferde stieg; – ich werde einen guten rasselnden Galopp anschlagen; aber ich werde nicht den geringsten Esel unterwegs verletzen. – So ritt ich ab – eine Gasse hinauf – eine andere hinab, – durch diesen Schlagbaum hindurch, – über jenen hinweg, als ob der Erzjockei aller Jockei's hinter mir her wäre.
    Nun reite man in diesem Tempo in der besten Absicht, mit den redlichsten Vorsätzen, – so ist doch eine Million gegen Eins zu wetten, dass man dabei irgend Jemand einen Puff gibt, wo nicht sich selbst. – Da wird er herumgeschleudert – verliert seinen Sitz – fliegt herunter – bricht den Hals – jagt in das Gerüst der Kritik hinein, wird sich den Schädel an einem ihrer Pfosten einschlagen! – springt wieder hinaus! – schau – da reitet er wie ein Toller mit eingelegter Lanze durch einen Haufen Maler, Geiger, Dichter, Biographen, Physiker, Advokaten, Logiker, Schauspieler, Schulmänner, Kirchendiener, Staatsdiener, Soldaten, Casuisten, Kunstkenner, Prälaten, Päpste und Ingenieurs. – Nur keine Angst, habe ich gesagt. – Ich werde auch nicht dem geringsten Esel auf des Königs Landstraße etwas tun. – Aber dein Pferd wirft Kot in die Höhe; schau, da hast du einen Bischof beschmutzt! – Ich hoffe zu Gott, es ist nur Ernulphus, sprach ich. – Und den Herren Le Moyne, De Romigny und De Marcilly, Doktoren der Sorbonne, hast du das Gesicht vollgespritzt. – Das war schon im vergangenen Jahr, gab ich zur Antwort. – Und eben jetzt bist du auf einem König herumgeritten. – Da wären die Könige zu bedauern, wenn Leute wie ich auf ihnen herumreiten könnten, sagte ich.
    Und du hast es doch getan, versetzte mein Ankläger.
    Und ich leugne es, sagte ich, und so kam ich los, und stehe nur mit dem Zügel in der einen und der Kappe in der anderen Hand da, um meine Geschichte zu erzählen. – Was für eine Geschichte? – Das sollt ihr im nächsten Kapitel hören.
     
    107. Kapitel
    Als Franz I. von Frankreich sich an einem Winterabend an der Asche eines Holzfeuers wärmte und mit seinem ersten Minister über verschiedene Dinge zum Wohl des Staates [Anm.: Siehe Menagiana. Vol. 1.] plauderte, sagte er, während er mit seinem Stock die Asche aufrührte: Es wäre nicht übel, wenn wir das gute Einvernehmen zwischen uns und der Schweiz noch etwas verstärken könnten. – Sire, erwiderte der Minister, diese Leute können gar nicht genug Geld kriegen, – sie würden noch den Schatz von Frankreich verschlingen. – Ah bah! entgegnete der König, es gibt noch andere Mittel und Wege, um Staaten zu gewinnen, Herr Premier, als dass man ihnen Geld gibt; – ich will der Schweiz die Ehre antun, sie zum Paten für mein nächstes Kind zu erbitten. – Dann werden Eure Majestät alle Grammatiker Europas auf den Leib bekommen, sagte der Minister, denn da die Schweiz als Republik weiblichen Geschlechts

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