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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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dramatische Reden der Welt übergeben werden, werde ich nur eine einzige von den So so's zulassen, dagegen beide Moderato's ohne das leiseste Bedenken zum Abdruck bringen.
    Was Yorick mit den Wörtern lentamente, – tenute, – grave, und bisweilen adagio meinte, – als er dieselben auf theologische Schriften anwendete und damit einige jener Reden charakterisierte, vermag ich nicht zu erraten. – Noch mehr hat es mich verblüfft, auf der einen a l'octava alta, auf dem Rücken einer anderen con strepito, – auf einer dritten Siciliana, – auf einer vierten alla Capella, – auf dieser con l'arco, – auf jener Senza l'arco zu finden. – Ich weiß nur, dass dies musikalische Ausdrücke sind, die eine gewisse Bedeutung haben – und da er selbst musikalisch war, so zweifle ich nicht, dass durch die hübsche Anwendung solcher Metaphern auf die fraglichen Schriften seinem Geist eine sehr bestimmte Idee von ihrer verschiedenen Charakteristik eingeprägt wurde, – mochten sie nun auf Andere wirken wie sie wollten.
    Unter diesen Reden befindet sich nun auch jene besondere, die mich seltsamerweise zu dieser Abschweifung geführt hat, – nämlich die Leichenrede auf den armen Le Fever, die sehr schön angeschrieben ist, wie wenn sie von einem flüchtigen Manuskript abgenommen wäre. – Ich nehme um so mehr Notiz von ihr, da sie seine Lieblingsrede gewesen zu sein scheint. – Sie handelt von der Sterblichkeit, und ist in die Länge und Breite mit Garn umwickelt, dann aufgerollt und in einen halben Bogen schmutzigen blauen Papiers gewickelt, der einmal die Überdecke eines kritischen Journals gewesen zu sein scheint und noch heutigen Tages entsetzlich nach Rossarzneien riecht. – Ich zweifle einigermaßen, ob diese Merkmale der Demütigung absichtlich angebracht waren; denn am Ende der Rede (und nicht zu Anfang derselben) – hatte er ganz verschieden von der Art, wie er die anderen behandelte,
    Bravo!
    geschrieben. – Übrigens nicht sehr auffallend, – denn es steht wenigstens um 2½ Zoll von der Schlusslinie der Rede entfernt, ganz unten an der Seite und in der rechten Ecke derselben, die man in der Regel mit dem Daumen bedeckt; und ist, um ihr Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, mit einer so schwachen Rabenfeder in kleiner italienischen Schrift geschrieben, dass das Auge dadurch kaum auf die Stelle gelenkt wird, mag nun der Daumen darauf sein oder nicht. So ist es schon durch die Art des Schreibens halb entschuldigt, und da es überdies in sehr blasser Tinte geschrieben ist, verwässert es sich fast zu nichts, – es ist mehr ein ritratto des Schattens der Eitelkeit, als der Eitelkeit selbst, – und sieht mehr aus wie ein schwacher Gedanke vorübergehender Befriedigung, der im Geheimen im Herzen des Verfassers auftauchte, als eine dicke, der Welt in plumper Weise sich aufdrängende Bezeichnung.
    Trotz all dieser Abschwächung bin ich mir wohl bewusst, dass ich durch Veröffentlichung dieses Zugs Yoricks Charakter als bescheidener Mann keinen Dienst leiste, – aber alle Menschen haben ihre Schwächen! was diese aber noch mehr abschwächt und fast ganz verwischt, ist der Umstand, – dass das Wort einige Zeit später (wie aus der anderen Tinte hervorgeht) quer durchgestrichen war – wie wenn er die Ansicht, die er früher darüber gehabt, zurücknähme oder sich ihrer schämte.
    Diese kurzen Charakterisierungen seiner Reden waren mit Ausnahme dieses Falles immer auf dem ersten Blatt der Rede, das als Überdecke diente, geschrieben, und zwar gewöhnlich auf der inneren dem Text zugekehrten Seite; – am Ende seiner Rede aber, wo er vielleicht 5–6 Seiten, bisweilen auch etliche und zwanzig weißes Papier übrig hatte, – machte er eine grössere und lebhaftere Abschweifung, – als ob er die Gelegenheit ergriffe sich in einigen ausgelasseneren Schraubenzügen gehen zu lassen, als die Enge der Kanzel erlaubte. – Diese schwärmen zwar husarenmäßig und außer aller Ordnung umher, sind aber gleichwohl Hilfstruppen der Tugend. – Sagen Sie mir doch, Mynheer Van der Blonederdondergewdenstronke, warum sie nicht ebenfalls abgedruckt wurden?
     
    173. Kapitel
    Nachdem mein Onkel Toby Alles in Geld verwandelt und die Abrechnung zwischen dem Zahlmeister des Regiments und Le Fever und zwischen Le Fever und der übrigen Menschheit abgeschlossen hatte, blieb in den Händen meines Onkels Toby nur noch eine alte Uniform und der Degen; so dass mein Onkel Toby wenig oder keine Opposition bei der Welt fand, als er

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