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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Onkel Toby, – er verdient eine Krone. – So gewiss wie der Dieb den Strick! schrie Trim.
    Mein Onkel Toby kannte die Loyalität des Korporals, – im übrigen gefiel ihm der Vergleich durchaus nicht; – das kam dem Korporal aber nicht zu Sinn als er ihn machte, – doch konnte er jetzt nicht zurückgenommen werden, – es blieb ihm also nichts übrig als weiter zu erzählen.
    Da die Anzahl der Verwundeten sehr groß war und Niemand Zeit hatte an etwas Anderes zu denken als an seine eigene Sicherheit – Ungeachtet Talmash die Infanterie mit großer Klugheit hinwegführte, unterbrach ihn mein Onkel Toby. – Mich aber ließen sie auf dem Schlachtfeld liegen, – sagte der Korporal.
    Das taten sie, armer Bursche! versetzte mein Onkel Toby. – So wurde ich erst am nächsten Mittag ausgewechselt, fuhr der Korporal fort, und mit dreizehn oder vierzehn Anderen auf einen Karren geladen und in unser Spital gebracht.
    An keinem Teil des Körpers, Euer Gnaden, macht eine Wunde eine unerträglichere Qual als an dem Knie.
    Außer noch am Schambein, sagte mein Onkel Toby. – Euer Gnaden, erwiderte der Korporal, der Knieschmerz muss meiner Meinung nach der heftigste sein, weil dort herum so viele Sehnen und wie man es Alles heißt, zusammenlaufen.
    Gerade deshalb, sagte mein Onkel Toby, ist das Schambein noch unendlich empfindlicher; – denn dort laufen nicht nur ebenso viel Sehnen und wie man es Alles heißt (denn ich kenne ihre Namen ebensowenig wie du) zusammen, – sondern überdies noch *   *   * – Frau Wadman, welche die ganze Zeit über in ihrer Laube gewesen war, – hielt hier augenblicks ihren Atem an, öffnete ihre Morgenhaube am Kinn und erhob sich auf einem Fuß.
    Der Streit wurde eine Zeitlang in freundschaftlichem Tone und mit gleicher Kraft zwischen meinem Onkel Toby und Trim fortgeführt, bis Trim sich erinnerte, dass er oft über die Leiden seines Herrn geweint, über seine eigenen aber nie eine Träne vergossen hatte, – seine Behauptung aufgeben wollte, was aber mein Onkel Toby nicht zugab. – Dies beweist nur deinen nobeln Charakter, Trim, sagte er.
    Auf diese Art blieb bis heute unentschieden, ob die Schmerzen, welche (caeteris paribus) eine Wunde am Schambein verursacht, grösser sind als die einer Wunde am Knie, – oder ob die Schmerzen einer Wunde am Knie nicht doch noch grösser sind, als die einer solchen am Schambein.
     
    264. Kapitel
    Die Qualen, die mir mein Knie verursachte, fuhr der Korporal fort, waren an sich schon furchtbar, aber die Unbequemlichkeit des Karrens, die Holperigkeit der schrecklich ausgefahrenen Wege, machten sie noch viel ärger, so dass ich bei jedem Schritt glaubte, es sei mein letzter. Dazu kam der Blutverlust, der Mangel aller Pflege und das Wundfieber – (armer Kerl, sagte mein Onkel Toby) – kurz, Euer Gnaden, es war mehr als ich aushalten konnte.
    Ich erzählte meine Leiden einem jungen Weibe in einem Bauernhause, wo unser Karren, der der letzte in der Reihe war, angehalten hatte. Man hatte mich dort hineingetragen und das junge Weib hatte ein herzstärkendes Tränklein aus der Tasche gezogen und mir auf Zucker einige Tropfen davon gegeben; und da sie sah, dass es mir gut tat, hatte sie mir noch ein zweites und ein drittes Mal davon gegeben. – Ich erzählte ihr nun wie sehr ich leide, und wie es mir so unerträglich sei, dass ich mich lieber auf das Bett niederlegen, mein Gesicht gegen Einen, der in der Zimmerecke hing [Kruzifix] , wenden und sterben möchte – als weiterfahren. Sie versuchte nun, mich nach dem Bett zu führen, ich wurde aber in ihren Armen ohnmächtig. – Sie war wirklich eine gute Seele, wie Euer Gnaden gleich hören werden, sagte der Korporal, indem er sich die Augen wischte.
    Ich glaubte immer, Liebe sei ein lustiges Ding, meinte mein Onkel Toby.
    Es ist (bisweilen) das ernsthafteste Ding auf der Welt.
    Das junge Weib, fuhr der Korporal fort, redete den Führern so zu, dass der Karren mit den Verwundeten ohne mich weiter ging. Sie hatte jene versichert, ich würde gleich sterben, wenn man mich wieder in den Karren brächte. Als ich wieder zu mir kam, – fand ich mich in einer stillen ruhigen Hütte, wo Niemand war als das junge Weib, der Bauer und seine Frau. Ich lag auf dem Bett in der Ecke des Zimmers mit meinem verwundeten Bein auf einem Stuhl. Neben mir saß das junge Weib, hatte die Ecke ihres Taschentuchs in Weinessig getaucht und hielt es mir mit der einen Hand an die Nase, während sie mir mit der anderen die Schläfe

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