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Laurins Vermächtnis (German Edition)

Laurins Vermächtnis (German Edition)

Titel: Laurins Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Biegert
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vermeiden könnte. Aber es gab keinen Weg. An dem Abend, bevor seine Großmutter starb, hatte sich hinter ihm die Tür zu seinem früheren Leben geschlossen.
    Greta fuhr, Matthias schaute stumm ins Leere und über seinen falschen Bart flossen ein paar Tränen. Zwischendurch kruschte er immer wieder in dem wasserdichten Rucksack herum, den er sich am Tag zuvor noch gekauft hatte.
     
    Matthias kam sich lächerlich vor, wie er am San-Basilio-Kai im Hafen von Venedig herumschlich, in seiner Verkleidung, den Blick ständig gesenkt und gleichzeitig aufmerksam, ob er irgendjemanden unter den anderen Passagieren erkannte.
    Die letzten paar Minuten vor dem Ablegen des Schiffes verbrachte er auf einer der Bordtoiletten. So wollte er verhindern, dass er im letzten Augenblick noch dem oder den Falschen über den Weg lief. Außerdem hatte er das Gefühl, sich jeden Moment übergeben zu müssen.
    Nach einer Viertelstunde verließ er die Toilette. Sein Magen hatte sich beruhigt, außerdem wollte er das Zeug loswerden, das ihn im Gesicht und auf dem Kopf juckte. Er ging nach oben, ins Freie, und suchte sich am Heck des Schiffes eine Stelle, wo nicht viele Leute waren. Er stützte sich mit den Unterarmen auf die Reling und ließ als erstes den Hut ins Wasser fallen. Mit der Perücke wartete er einen Augenblick ab, in dem er sich einigermaßen sicher war, dass ihn niemand beobachtete. Schließlich riss er sich noch den Groucho-Marx-Schnauzer von der Oberlippe. Die frische Seeluft fühlte sich angenehm an auf der vom Kleber gereizten Haut.
    Ein windiger Apriltag in der nördlichen Adria kann durchaus kühl sein. Die meisten Leute kamen nur kurz an Deck, um ein wenig frische Luft zu schnappen, eine Zigarette zu rauchen oder ein paar Fotos zu machen; dann gingen sie wieder hinein. Matthias nahm das ständige Kommen und Gehen mit einem halben Auge wahr, während er sich noch immer nicht recht aufraffen konnte, die Männer zu suchen, die er auf dem Schiff vermutete. Von Greta war auch noch keine SMS gekommen. Sie wollte ihn benachrichtigen, wenn sie jemanden sah.
    Die einzige Konstante in dem ganzen Menschengewusel war ein Mann auf der anderen Seite des Hecks. Er stand seit etwa zwanzig Minuten unbeweglich an der Reling und schaute aufs Meer hinaus. Seine schwarzen Haare waren akkurat kurz geschnitten, er hatte breite Schultern und offenbar insgesamt einen durchtrainierten Körper.
    Matthias ging hinüber und stellte sich neben den Mann. Ein paar Augenblicke lang passierte nichts. Beide sahen aufs Meer hinaus. Dann drehte Matthias seinen Kopf nach links. Er schaute den Mann einfach immer weiter an, bis der den Blick nicht länger ignorieren konnte und sich auch zur Seite drehte.
    „Heilige Scheiße, Matthias! Wie kommst Du hierher? Was machst Du hier?“
    „Schrei’ nicht so rum, Paul. Wir wollen doch keine Aufmerksamkeit erregen.“
    Paul senkte seine Stimme – gerade so weit, dass Matthias ihn in dem Wind noch verstehen konnte.
    „Warum bist Du auf diesem Schiff? Wie bist Du mir draufgekommen?“
    „Du selber hast doch am vergangenen Samstag zu Rainer gesagt: ’Ein einziges, letztes Mal noch.’“
    Paul Moroder sah seinen Freund fassungslos an.
    „Na ja, Paul, was soll ich sagen? Der Jägerhof ist ein uraltes Haus mit bewegter Vergangenheit. Da haben die Wände Ohren.“
    Paul Moroder sackte zusammen. Aus seinem Körper war alle Spannung gewichen.
    „Ja, ich weiß, was ich gesagt habe. Aber damit hätte ich doch auch nur Rainer gemeint haben können. Woher wusstest Du, dass ich auch noch einmal ... Gewinn machen wollte?“
    „Ich hab’s nicht gewusst. Ich hab’s für möglich gehalten. Und ich habe ein bisschen recherchiert. Das Vermögen, das bei uns im Jägerhof liegt, war nicht immer so groß. Seit 1998, als Du Rainer hopsgenommen hast, hat sich der Goldpreis beinahe verdreifacht. Die fünf Barren damals in Koper waren umgerechnet ungefähr 42.000 Euro wert, und nur einen Teil davon – das hast Du selbst gesagt – hat Dir Rainer abtreten müssen. Hey, Alter – zwanzig oder fünfundzwanzigtausend konnten nicht genug sein, um die Schlernbachalm zu dem zu machen, was sie jetzt ist. Ich weiß, dass Du mich schützen wolltest. Aber Deine Offizierskarriere war doch trotzdem mehr wert als ein Trinkgeld.“
    „Ach Mattes!“ Paul Moroder sah aus wie einer, der gerade mit seinem Leben abgeschlossen hat. „Und jetzt?“
    „In Piran warten am Hafen Leute von der slowenischen Zollbehörde, die einen Hinweis bekommen haben,

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