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Laurins Vermächtnis (German Edition)

Laurins Vermächtnis (German Edition)

Titel: Laurins Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Biegert
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den Wecker – sagen wir, auf zwei Uhr.“
    „Und dann?“
    „Spätestens dann sind alle Gäste im Bett und wir schauen mal, ob Rainer sich was mitgenommen hat, dorthin, wo er gerade ist.“
     
    Zum zweiten Mal in drei Tagen trieben sich Greta und Matthias mitten in der Nacht in der Bibliothek herum, rutschten Möbel und rollten einen Teppich. Einen Schraubenzieher für die Leisten hatte er diesmal dabei.
    Matthias packte den Handgriff der Klappe über dem Verlies und zog.
    „Scheiße!“
    „Was denn?“
    „Die Klappe ist verschlossen.“
    „Und was bedeutet das?“
    Matthias schien es, als ob Greta bei dieser Frage leicht lächelte.
    „Erstens: Ich habe den Deckel Donnerstagnacht nur heruntergeklappt, aber nicht zugeschlossen – einfach nicht drangedacht. Jetzt ist er zu, also war in der Zwischenzeit jemand dran. Rate mal, wer.“
    „Um das herauszubekommen, beziehungsweise unsere Vermutung bestätigen zu lassen, sind wir doch gerade hier.“
    „Das führt mich zu ’Zweitens’. Wie sollen wir jetzt hier runter kommen?“
    Greta lächelte immer weiter, dann zog sie ein schwarzes Etui aus der Hosentasche und öffnete es.
    „Das kenn’ ich doch“, sagte Matthias.
    „Ja, das ist Manfredos ... wie sagt man? ... Picker-Werkzeug. Das hat er mir am Donnerstag im Weinkeller gegeben, als Du kurz oben warst. Er meinte, das Schloss sei so simpel, dass es auch ein Mädchen aufkriegt und hat mir erklärt, was ich machen muss.“
    „Langsam krieg’ ich aber Angst vor Dir. Du hast ja eine kriminelle Ader.“
    „Auch nicht mehr als Du, mein Liebling. Soll ich?“
    „Aber bitte!“
    Greta kniete sich vor die Klappe und schob einen der Picker in das Schloss. Sie schob die Zungenspitze zwischen die Lippen und machte die Augen zu. Offenbar ging es nicht darum, etwas zu sehen, sondern etwas zu spüren.
    „Hab’ Dich gleich“, flüsterte sie.
    Matthias konnte kaum erkennen, wie sie das Instrument mit Daumen und Zeigefinger bewegte. Er mochte ihre Hände.
    Auf einmal hörte er ein Klacken.
    „Voilà, Chef“, sagte Greta. „Treten sie ein.“
    Obwohl Matthias eine grobe Erwartung hatte, was er gleich feststellen würde, war er fast so aufgeregt wie beim ersten Mal.
    Er ging die Stufen hinunter, machte das Licht an und öffnete die erste Holzkiste.
    Sie war leer.
    Er überprüfte den Inhalt der anderen Kisten; hier war alles so wie drei Tage zuvor.
    Greta hatte oben gewartet.
    Matthias schloss den Deckel der leeren Kiste, als ob es darauf noch ankäme, löschte das Licht, kam wieder hoch und setzte sich auf die rote Rolle aus Sisalteppich.
    „Also: kurze Bilanz. Am Donnerstag lagen dort unten 460 Goldbarren, jetzt sind es 410. Das heißt: Rainer hockt jetzt gerade irgendwo mit 50 Kilo Gold im Wert von etwa einer Million Euro.“
    „Was glaubst Du, was wird er damit machen?“
    „Eine innere Stimme sagt mir, dass das auf dem Zettel in dem Umschlag stand, den Elena Galanis ihrem Vater in Venedig gegeben hat.“
    „Und was machst Du jetzt?
    „Ich mache gar nichts, wir machen was, und zwar eine Schiffsreise nach Piran. Das ist ein wunderschönes kleines Städtchen und die Leute sprechen da sogar auch italienisch.“
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14. Kapitel
     
    Die nächste Ibal-Ferries-Überfahrt von Venedig nach Piran startete am Dienstag um viertel nach zwölf und sollte gegen 15 Uhr die slowenische Küste erreichen. Greta Baladier aus Tiers in Südtirol hatte online für sich und einen Begleiter Tickets für eine einfache Strecke gebucht.
    Für die Anreise nach Venedig hatte Matthias in Bozen einen Wagen gemietet. Die Männer, die er auf der Fähre vermutete, würden vielleicht angesichts einer silber-gelben R 1200 GS oder eines Harley-Davidson-Transporters Verdacht schöpfen. Greta saß am Steuer. Sie hatte sich die Haare rot gefärbt. Matthias trug Perücke und Hut und einen aufgeklebten Schnauzer im Gesicht.
    „Weißt Du was, Du siehst aus wie Groucho Marx.“
    „Ich fühle mich auch so, aber das ist egal. Hauptsache, ich sehe für ein paar Stunden nicht aus wie Matthias Jäger. Nicht, bis das Schiff den Hafen verlassen hat.“
    In diesen Augenblicken, auf dem Beifahrersitz eines Mietwagens auf der Autobahn A 27 in Richtung Süden, fühlte er sich auch nicht wie Matthias Jäger, nicht wie der, als den er sich kannte. Er wusste, dass an diesem Tag wahrscheinlich ein bestimmter Abschnitt seines Lebens zu Ende gehen würde. Er hatte in den vergangenen Stunden immer und immer wieder darüber nachgedacht, ob er das irgendwie

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