Lausbubengeschichten. Aus meiner Jugendzeit
und ich sagte zu Max, er soll probieren, wer es schneller austrinken könnte. Er tat es, aber ich wurde früher fertig, und der Kellner kam und schenkte uns nochmal ein.
Da klopfte Onkel Pepi an sein Glas und hielt eine Rede, daß die Familie ein schönes Fest feiert, indem sie ein aufgeblühtes Mädchen aus ihrer Mitte einem wackeren Manne gab und mit ihm ein Band knüpft und die Versicherung hat, daß es zum Guten führt. Und er ließ den Bindinger und Marie hochleben. Ich schrie fest mit und probierte noch einmal mit Max, wer schneller fertig ist.
Er verlor wieder und kriegte einen roten Kopf, wie er ausgetrunken hatte. Dann gab es einen Braten mit Salat.
Auf einmal klopfte es wieder, und Onkel Franz stand auf. Er sagte, daß eine Eheschließung sehr erhaben ist, wenn sie noch in der Kirche gemacht wird und ein Diener Gottes dabei ist.
Wenn aber die Kinder katholisch erzogen werden, ist es ein Verdienst der Eltern.
Darum, sagte er, nach dem jungen Ehepaar muß man an die Alten denken, besonders an die Frau, welche das Mädchen so trefflich erzogen hat; und er ließ meine Mutter leben.
Das freute mich furchtbar, und ich schrie recht laut und ging auch mit meinem Weinglas zu ihr hin. Sie war aufgestanden, und ihr gutes Gesicht war ganz rot, wie sie mit allen anstieß. Sie sagte immer: »Das hätte mein Mann noch erleben müssen,« und Onkel Hans stieß fest mit ihr an und sagte: »Ja, der müßte von Rechts wegen dasitzen, und du bist eine liebe alte Haut.« Dann trank er sein Glas auf einmal aus und schüttelte jedem die Hand, der an ihm vorbeikam, und sagte immer wieder: »Weiß der Teufel, der müßte dasitzen!«
Wir kriegten noch ein Brathuhn und Kuchen und Gefrorenes, und der Kellner ging herum und schenkte Champagner ein. Ich sagte zum Max: »Da ist es viel härter, auf einmal auszutrinken, weil es so beißt.« Er probierte es, und es ging auch, aber ich tat nicht mit, sondern ich setzte mich zum Onkel Hans hinüber.
Alle waren lustig, besonders die jungen Mädchen lachten recht laut und stießen immer wieder an. Aber Tante Frieda schaute herum und redete eifrig mit Tante Gusti. Ich hörte, wie sie sagte, daß man zu ihrer Zeit nicht so frei gewesen ist.
Und Tante Gusti sagte, die Hochzeit ist eigentlich ein bißchen verschwenderisch, aber die Schwägerin hat immer für ihre Kinder zu viel Aufwand gemacht.
Da klopfte es wieder, und Onkel Franz stand auf und sagte, daß sein Sohn Max zu Ehren seines verehrten Lehrers, des glücklichen Bräutigams, ein Gedicht vortragen wird.
Alles war still, und Max stand auf und probierte anzufangen. Aber er konnte nicht, weil er umfiel und käsweiß war.
Da gab es ein rechtes Geschrei, und Tante Gusti schrie immer: »Was hat das Kind?«
Die meisten lachten, weil sie sahen, daß es ein Rausch war, und Tante Frieda half mit, daß sie den Max in das Nebenzimmer brachten.
Sie legten ihn auf das Sofa, und es wurde ihm schlecht, und Tante Frieda blieb lange aus, weil sie ihr Kleid putzen mußte. Wie sie hereinkam, sagte sie zu mir, daß ihr Anna schon gesagt hat, daß ich schuld bin, aber niemand paßte auf, weil der Bindinger und Marie fortgingen.
Marie weinte auf einmal furchtbar und fiel immer wieder der Mutter um den Hals. Und der Bindinger stand daneben und machte ein Gesicht, wie bei einem Begräbnis. Die Mutter sagte zu Marie: »Nun bist du ja glücklich, Kindchen! Nun hast du ja einen braven Mann.«
Und zum Bindinger sagte sie: »Du machst sie glücklich, gelt? das versprichst du mir?«
Der Bindinger sagte: »Ja, ich will es mit Gott versuchen.« Dann mußte Marie von den Tanten Abschied nehmen, und unsere Cousine Lottchen, die schon vierzig Jahre alt ist, aber keinen Mann hat, weinte am lautesten.
Endlich konnten sie gehen. Der Bindinger ging voran und Marie trocknete sich die Tränen und winkte meiner Mutter unter der Türe noch einmal zu.
»Da geht sie,« sagte meine Mutter ganz still für sich.
Und Lottchen stand neben ihr und sagte: »Ja, wie ein Lamm zur Schlachtbank.«
Das Baby
In der Ostervakanz sind der Bindinger und die Marie gekommen, weil er jetzt Professor in Regensburg war und nicht mehr hier bei uns.
Sie haben ihr kleines Kind mitgebracht. Das ist jetzt zwei Jahre alt und heißt auch Marie. Meine Schwester heißt es aber Mimi, und meine Mutter sagt immer Mimili.
Wie es der Bindinger heißt, weiß ich nicht genau. Er sagt oft Mädele, aber meistens, wenn er damit redet, spitzt er sein Maul und sagt: Duzi, duzi! Du, du!
Es hat
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