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Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Titel: Lauschangriff - Im Visier der Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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wahrscheinlich das einzige pakistanische Gesetz, das in Peshawar und seinem nördlichen Hinterland befolgt wird.
    In Peshawar selbst prallen Altertum und Moderne mit aller Gewalt aufeinander. Motor-Rikschas bevölkern die Straßen, es wimmelt von modernen Geschäftsleuten. Jeder zweite Passant drückt sich ein Handy ans Ohr. Kameltreiber verirren sich inmitten der Armada von Autos und Lkws. Und der warme Sommerwind riecht nach Autoabgasen …
    Dennoch ist die Atmosphäre geprägt vom betörenden Ruf der altertümlichen Kultur, die sich vor allem im Straßengewirr der Altstadt mit seinen Basaren findet. Die Luft ist erfüllt vom Duft gegrillten Kebab-Fleisches, die Mehrzahl der Menschen trägt traditionelle Kleidung, weite Hosen, lange Gewänder, Turban und Pakul. Frauen sind nur selten zu sehen.
    In gewaltigen Samowaren wird chai zubereitet, der köstliche grüne, mit Kardamom und Zitrone versetzte Tee, der seit Tausenden von Jahren den Pathanen und Paschtunen als Erfrischungsgetränk dient. Er wird in kleine Emaillekannen umgefüllt und von flinken, sich durch das Menschengewühl schlängelnden Jungen den wohlhabenden Kaufleuten und Kunden serviert.
    Einige dieser Kaufmannsfamilien unterhalten seit Jahrhunderten Handelsbeziehungen bis nach Schanghai und St. Petersburg. Sie residieren in großen Häusern mit einem zentralen, von Balkonen gesäumten Innenhof, die an die britische Kolonialherrschaft erinnern.
    Hinter den hohen Mauern einer dieser Residenzen hatten sich an einem heißen Morgen Ende Juni 2008 fünf Männer versammelt, die neben dem Brunnen an der im Schatten liegendenSüdwand des Innenhofs ernst an ihrem Tee nippten. Das Haus, durch eine dunkle Gasse zu erreichen, die direkt zur Andar Shehr führte, der Altstadt von Peshawar, gehörte Shakir Khan, einem hochrangigen Regierungsbeamten der Nordwestlichen Grenzprovinz Pakistans. Begleitet wurde er von seinem Assistenten, dem 30-jährigen Kaiser Rashid, dessen zwei Brüder hochdekorierte Taliban-Kommandeure waren.
    Alle, auch Shakir Khan, waren in der am Swat-Fluss gelegenen Stadt Madyan geboren. Außerdem waren bei dieser Versammlung Ahmed und Gholam Azzan anwesend, ebenfalls Brüder und von afghanischer Abstammung, die als Kommandeure und Ausbilder der El Kaida fungierten. Ahmed war 38 und damit zwei Jahre älter als sein Bruder. Er hatte während des Dschihad Bin Laden immer treu gedient und würde dies auch in Zukunft tun, gleichgültig, ob der Scheich bei dem US-Angriff auf Tora-Bora den Tod gefunden hatte oder nicht. Ob dem wirklich so war, darauf wussten nur die wenigsten eine Antwort.
    Der Letzte der fünf Versammelten war Musa Amin, ehemals Befehlshaber einer kleinen Taliban-Streitmacht mit etwa 200 Kämpfern, die im Hindukusch operiert und dort US-Soldaten angegriffen hatten. Bis die Amerikaner von deren Treiben die Nase voll hatten und in einem Hinterhalt in den Bergen, 3000 Meter über dem Meeresspiegel, nahezu die gesamte Streitmacht ausgelöscht hatten.
    Amin, mittlerweile 40, hatte tapfer gekämpft, aber das amerikanische Bombardement, das auf die Gebirgsstellungen niederging, war zu viel gewesen. Amin war vor den Navy-SEAL-Kommandos geflohen, die im Anschluss an das Bombardement die Stellungen gesäubert hatten. Schwer verwundet war er von Dorf zu Dorf gezogen, bis er schließlich die pakistanische Grenze überquert und den Kachikani-Pass erreicht hatte, das Einfallstor zum nördlichen Abschnitt des Swat-Tals.
    In den anschließenden Monaten heilten nicht nur seine Wunden, er fand auch wieder Anschluss an die Ausbildungslagerder El Kaida im Herzen der Dschihad-Bewegung. Was ebenfalls genas, war sein Kampfgeist. Nach der schrecklichen Niederlage gegen die Amerikaner hatte er bezweifelt, ob er jemals wieder in den Kampf ziehen wollte.
    Es war für ihn nicht leicht gewesen, Schutz und Unterkunft zu finden, da es für ihn unmöglich war, verwundet und blutverschmiert in irgendeinem Dorf aufzutauchen und um Hilfe zu bitten. Damit hätte er für die Dorfbewohner eine zu große Gefahr bedeutet – denn die Amerikaner waren überall. Schließlich schaffte er es, sich wieder seinesgleichen anzuschließen, Terroristen, die ihn willkommen hießen und sogar verehrten.
    Dem Kommandeur des Ausbildungslagers war bewusst gewesen, dass Amin, dem ein gewisser Ruf vorauseilte, ihm an Erfahrung und Intellekt überlegen war. Nur Wochen später wurde er von den Lagerältesten zum neuen befehlshabenden Offizier ernannt. Schnell fand er wieder in die alten

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