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Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Titel: Lauschangriff - Im Visier der Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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Tätigkeiten, bildete die jungen Paschtunen von jenseits der Grenze aus und rekrutierte junge pakistanische Pathanen.
    Durch seinen neuen Status bekam er Kontakt zum Oberkommando der El Kaida, und zumindest östlich der Grenze gab es keinen Höheren als Shakir Khan, der wie viele Regierungsbeamte in diesem Teil der Welt über ungeheuren Reichtum verfügte.
    Shakir war kein Krieger, sondern Unterhändler für die illegalen Waffenlieferungen aus dem Iran. Er war es, der die Kamelkarawanen organisierte, mit denen, als unschuldige Handelsgüter deklariert, Dynamit, Raketen und Kalaschnikows über die Pässe gebracht wurden.
    Daneben war Shakir einer von Bin Ladens Finanzmaklern. Die Zahlungen aus Saudi-Arabien liefen über ihn, er wusch das Geld und leitete es an den Scheich weiter; für diese Dienstleistung erlaubte er sich, zehn Prozent in die eigene Tasche abzuzweigen.
    Osama war nur allzu klar, welche Spielchen Shakir trieb, aber seine hochrangige Position in der Regierung der Nordwestlichen Grenzprovinz machte ihn unentbehrlich. Allein er konnte für die Sicherheit der Ausbildungslager bürgen und dafür sorgen, dass unerwünschte Eindringlinge wie das US-Militär außen vor blieben.
    Das Gespräch im Innenhof drehte sich um das Thema, das El Kaida schon seit Jahren beschäftigte: die himmelschreiende Notwendigkeit einer besser ausgebildeten Führungsschicht. Die Männer, die die Organisation im Moment leiteten, hatten nach dem Massaker in Tora-Bora skrupellos junge Männer in den Kampf geschickt, nur damit diese in den heißen, staubigen Straßen von Bagdad, Basra, Gaza und Kabul bei ihren Angriffen auf die Amerikaner, Briten oder Israelis zu Dutzenden den Tod fanden. Was wiederum zu einem chronischen Mangel an qualifiziertem Führungspersonal führte; und je mehr es an militärischem Sachverstand mangelte, umso höher stieg die Todesrate der El Kaida. In den Jahren der Bush-Präsidentschaft war es ihnen nicht mehr gelungen, einen Anschlag gegen die USA zu verüben, einfach weil ihnen die dazu nötigen geschulten Kräfte fehlten. Stattdessen wurden sie vermehrt von der CIA, dem FBI, dem britischen MI6 oder dem Mossad geschnappt. Als dann Osama selbst untertauchte, war alles noch schlimmer geworden.
    Im Swat-Tal waren weitere Ausbildungslager errichtet worden, aber je weiter der Anschlag auf das World Trade Center zurücklag, umso weniger konnten sich die 15- oder 16-Jährigen überhaupt noch an Osamas glorreichen Ruhmestag erinnern. Wie bei den US Navy SEALs wurden auch in Osamas Armee Kämpfer, die sich in der Schlacht ausgezeichnet hatten, zu Ausbildern befördert. Leider gab es davon immer weniger, ein Mangel, über den die fünf Männer im Innenhof die vergangenen drei Stunden vor sich hin sinniert hatten.
    Der entscheidende Punkt war natürlich, dass immer weniger verdiente Kämpfer von den Schlachtfeldern zurückkehrten. Die Hälfte von ihnen war gefangen genommen und nach Guantanamo überführt worden. Die andere Hälfte war gefallen. Undwenn die Männer aus den Bergen in den grell beleuchteten Verhörzellen in Guantanamo gezwungen wurden, ihre Geheimnisse zu verraten, schlugen die Amerikaner anhand der so in Erfahrung gebrachten Informationen hart zurück.
    Das Ergebnis waren mehrere gnadenlose Raketenangriffe auf einige von Osamas bislang sichere Verstecke, bei denen Dutzende von El-Kaida-Kämpfer, die versucht hatten, wieder in den Hindukusch und ins Swat-Tal zu gelangen, ums Leben gekommen waren.
    Im Moment gab es zwei Ausbildungslager einige Kilometer südlich von Kalam, direkt am Fluss gelegen, die im Grunde geschlossen waren, weil es an Ausbildern fehlte. Die fünf Männer sprachen über das Tal und die Notwendigkeit eines großen Plans, eines neuen, aufsehenerregenden Schlags gegen den Westen. Sie sprachen über die schlimmen Niederlagen in Bagdad, die Enttäuschung der iranischen Ayatollah und den übermächtigen Wunsch nach einem weiteren großen Sieg.
    Dabei kam das Gespräch auch auf die mögliche Rückkehr junger Führungskräfte, die noch in Guantanamo einsaßen. Insbesondere Amin hatte Allah in seinem Mittagsgebet um die sichere Rückkehr seines geliebten Neffen Ibrahim Sharif angefleht, dem einzigen Sohn seiner einzigen Schwester Anandi:

    Allmächtiger Gott, dem nichts unmöglich ist, wir bitten dich, deinen treuen Diener Ibrahim zu erretten – denn er wird sein Schwert gegen deine Gegner erheben, er wird standhaft bleiben und niemals den Mut verlieren noch der Verzweiflung anheimfallen,

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