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Lauter Bräute

Lauter Bräute

Titel: Lauter Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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Kirkpatrick mir leid. Ärgerlich fragte Mr. Cavanaugh: »Wann hat Mr. Kirkpatrick Ihnen diese Anweisung gegeben?«
    »Heute morgen. Leider befand sich Mr. Giachino zu der Zeit gerade bei mir im Büro.«
    »Was geschah?«
    Das war eine direkte Frage. Ich mußte sie beantworten. »Mr. Kirkpatrick kam herein und sagte, Giachino sei ein unfähiger, idiotischer Nichtskönner, und wir sollten ihm keine Aufträge mehr geben. Dann ging er hinaus. Giachino seinerseits ging an die Decke und erklärte, er werde nicht mehr für uns arbeiten. Das ist alles.«
    Mr. Cavanaugh starrte mich an. Ich starrte zurück.
    »Nun?« fragte Mr. Cavanaugh schließlich tonlos.
    »Wie Sie wissen, liefert Giachino ungefähr ein Fünftel unseres Gesamtbedarfes. Seine Modelle sind unerhört gefragt. Was soll ich nun tun?«
    »Mr. Kirkpatricks Anweisungen folgen. Einen anderen Fabrikanten finden.«
    Ich traute meinen Ohren nicht. Fassungslos lehnte ich mich zurück. »Aber wir haben Mitte April. Wir haben scharenweise Juni-Bräute. Giachino hat bereits Aufträge im Werte von ungefähr vierzigtausend Dollar, die er zurückzugeben droht. Wollen Sie im Ernst, daß ich alle seine Modelle aus der Kollektion ziehe und neue finde, jetzt, um diese Jahreszeit?«
    »Das ist doch Ihre Aufgabe, oder?« erwiderte er kalt.
    Ich saß da, klapperte mit den Augendeckeln, starrte ihn an. Er nahm die Situation hin. Aber er war doch der Verkaufsdirektor; er war Herr und Gebieter aller, die ihm unterstanden; er brauchte Kirkpatrick nur zu sagen, er möge sich dünne machen und aufhören, sich in die Angelegenheiten der Brautabteilung zu mischen. Wenn Mrs. Snell dagewesen wäre — sie hätte einen Krach geschlagen, daß die Fetzen geflogen wären.
    Aber sie war nicht da, und ich mußte den Krach für sie schlagen. »Mr. Cavanaugh, ohne Giachino können wir dieses Jahr einpacken, und das nächste wahrscheinlich auch. Sie wissen, daß ich nicht jetzt losgehen und neue Modelle finden kann — jeder Fabrikant von Rang ist mit Arbeit überhäuft. Wir werden nicht mit den anderen Läden der Fifth Avenue konkurrieren können und können ebensogut dicht machen.«
    »Ich werde Ihnen jetzt sagen, warum ich hier im fünften Stock bin«, versetzte er ruhig. »Mrs. Downley hat gekündigt. Sie hat Mr. Dietrich vor einer halben Stunde ihre Kündigung eingereicht und ist gegangen. Einfach so.«
    »Oh, nein!« Mrs. Downley war die Einkäuferin bei Miederwaren, eine Frau von Macht und Einfluß auf ihrem Gebiet — wie Mrs. Snell.
    Er fuhr fort: »Ich habe mit ihrer Assistentin gesprochen, mit Miß Patterson. Sie will ebenfalls gehen. Ich habe versucht, sie zum Bleiben zu überreden. Ob ich damit Erfolg gehabt habe, möchte ich bezweifeln. Sie will es sich überlegen und mir morgen früh Bescheid geben.«
    »Aber Patti Patterson ist seit Jahren hier! Ebenso Mrs. Downley! — Mr. Cavanaugh, was ist los in der Abteilung?«
    »Sie hatten eine Auseinandersetzung mit Mr. Kirkpatrick.« Er machte eine Pause. Dann fuhr er fort: »Wenn ich hier bei Ihnen fertig bin, möchte Miß Kramer von Modehüte mich sprechen. Sie möchte über Mr. Kirkpatrick sprechen. Sie hat auch eine Auseinandersetzung mit ihm gehabt. Interessant, nicht?«
    »Mr. Cavanaugh«, sagte ich, »würden Sie mir bitte etwas erklären? Mr. Kirkpatrick ist unser Etagenchef. Seine Bedeutung ist mir klar, aber er ist doch nur ein Etagenchef. Wieso ist es ihm gestattet, eine Abteilung nach der anderen kaputtzumachen? Mein Gott, er ist gerade einen Tag hier — und sehen Sie doch, was passiert ist!«
    »Wissen Sie denn nicht?« fragte Cavanaugh. Jetzt lächelte er.
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Russell Kirkpatrick«, sagte Mr. Cavanaugh ruhig, »ist zufällig Mr. Dietrichs Schwager. Beantwortet das Ihre Frage? Mr. Dietrich ist mit Kirkpatricks Schwester Alicia verheiratet. Russell Kirkpatrick ist nicht einfach ein Etagenchef. Er wird für größere Dinge vorbereitet. Mr. Carroll scheidet in drei Monaten aus Gesundheitsgründen aus, und Russ Kirkpatrick wird seine Nachfolge antreten. Der Plan ist, daß Dietrich und Kirkpatrick die diversen Fellowes-Anteile aufkaufen und dies Haus sowie die angeschlossenen Geschäfte voll in eigene Regie übernehmen werden. Verstehen Sie nun?«
    Und ob ich verstand. Ich war sprachlos.
    »Im Augenblick«, fuhr Mr. Cavanaugh fort, »ist es Kirkpatricks Aufgabe, sich durch sämtliche Etagen von Fellowes zu arbeiten, sich mit dem Geschäftsablauf vertraut zu machen und morsche Äste abzusägen. Und es wäre

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