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Lauter Bräute

Lauter Bräute

Titel: Lauter Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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verstehen Sie? Und wissen Sie, was nun los ist? Jetzt muß unser Mr. Kahn noch einen ganzen Tag daranwenden, um das Kleid wieder unter Dampf aufzubügeln; und das alles nur Ihretwegen, Tommy Leeman.«
    Meine lange Rede hatte ihn aus der Fassung gebracht.
    »Meinetwegen?«
    »Ja, lieber Tommy, Ihretwegen. Sie haben ihr Kleid verdrückt. Es ist verknittert und voller Falten. So kann sie es zu ihrer Hochzeit nicht tragen.«
    Er starrte mich leeren Blickes an.
    »War das wohl nett von Ihnen, Tommy?« fragte ich.
    Er blieb die Antwort schuldig.
    Ich fuhr fort. »Noch eins: Miß Haysmill heiratet in wenigen Tagen. Stellen Sie sich das vor! Sie wird zum Altar schreiten mit Ihren Zahnabdrücken auf der Schulter, es sei denn, sie verdeckt sie mit Heftpflaster. Was halten Sie davon?«
    Er sah entsetzt aus. »Meine Zahnabdrücke? Auf ihrer Schulter?«
    »Ja, Tommy«, sagte ich. »Und wenn ihr Mann, Donald Furnieux Watkins III, sie nach der Hochzeit fragt, wo sie diese Male her hat, dann muß sie ihm gestehen, daß Sie sie in der Brautabteilung bei Fellowes bekam, während sie dort fotografiert wurde. Daß der Fotograf seine Fänge um sie schlug.«
    »D’Arcy, das haben Sie völlig falsch aufgefaßt...«
    »Versuchen Sie nicht, es abzuleugnen, Tommy Leeman«, unterbrach ich ihn mit erhobener Stimme. »Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Ich habe dreimal an die Tür geklopft, und als Sie nicht antworteten, schaute ich hinein, um zu sehen, was da drinnen vorging. Und da kauten Sie an ihrer Schulter herum wie an einem Brathähnchen und sagten zu ihr: ich liebe dich.«
    »Hören Sie zu, D’Arcy...«
    Ich erhob die Stimme noch mehr. »Ich denke nicht daran. Sie werden mir zuhören.« Lauter noch fuhr ich fort: »Jeder weiß, daß Sie ein Schürzenjäger sind, daß Sie keine Frau in Ruhe lassen können. Aber so wahr ich hier stehe, Tommy, Sie werden nicht hierherkommen und unsere Kundinnen in der Anprobe vergewaltigen. Das lasse ich nicht zu, Tommy. Ich werde dafür sorgen, daß Sie hier nicht mehr arbeiten.«
    Er rieb auf seinem Lederflicken herum, als wäre es ein wunder, schmerzender Körperteil. »D’Arcy, versuchen Sie doch zu verstehen. Das Mädchen ist schrecklich unglücklich —«
    »Reden Sie nicht so dummes Zeug! Woher wollen Sie wissen, daß sie schrecklich unglücklich ist? Wie wissen Sie überhaupt irgend etwas über sie? Sie waren doch nur eine Stunde mit ihr zusammen.«
    »D’Arcy, Sie würden keine zehn Minuten brauchen, um festzustellen, daß sie in wilder Panik ist, weil sie diesen Burschen heiraten soll. Es ist der reinste Alpdruck für sie.«
    »Tommy, jetzt hören Sie mir gut zu. Sie lassen die Finger von unseren Bräuten, ein für allemal. In Zukunft werden Sie bei Aufnahmen die Tür der Anprobe weit offen lassen. Verstanden? Sie machen Ihre Bilder, und dann packen Sie Ihre Sachen und scheren sich schleunigst aus der Abteilung. Ist das klar?«
    Er sagte verzweifelt: »Ich meine es wirklich ernst, D’Arcy. Teufel noch mal. Es ist mir ernst mit dem Mädchen. Sie ist bezaubernd. Sie ist wunderbar. Und sie liebt ihn nicht — «
    »Das geht Sie nichts an, Tommy. Das geht Sie, verdammt noch mal, gar nichts an. Und jetzt ‘raus.«
    »...und sie liebt ihn nicht. Er ist ein elender, verzogener Playboy. Der weiß überhaupt nicht, was Liebe ist. Der liebt nur sich. Und Fische. Fische harpunieren. Können Sie sich was Gräßlicheres vorstellen? Und sie haßt Fische. Sie will Liebe und Zärtlichkeit — «
    »Tommy, ich habe gesagt, Sie sollen verschwinden. Raus!«
    »D’Arcy, Sie sind doch eine Frau. Haben Sie denn nicht gesehen, wie unglücklich sie ist? Sie ist schön. So schön! Und ihre ganze Zukunft besteht aus diesem Idioten, der immerfort Fische harpuniert — «
    »Tommy«, sagte ich, »Sie haben doch weiß Gott lange genug mit Bräuten zu tun. Sie wissen doch, daß sie sich über die albernsten Dinge aufregen, oder?«
    Er öffnete den Mund, brachte jedoch keinen Laut hervor.
    »Na, schön«, erklärte ich. »Vergessen Sie nur das eine nicht: Ich habe Sie gewarnt. Ein zweitesmal tue ich es nicht. Von jetzt an werden Sie sich tadellos benehmen, wenn Sie mit unseren Bräuten zu tun haben, und das gilt für die gesamte Weiblichkeit dieser Etage, mich und Alice Pye eingeschlossen.«
    Er wandte sich um und ging, so verwirrt, daß er gegen den Türpfosten rannte.

    Das Mittagessen ließ ich ausfallen. Ich ging Miß Caswell zur Hand; und alles lief so reibungslos, daß ich echt besorgt war — es schien so

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