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Lauter Bräute

Lauter Bräute

Titel: Lauter Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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Wesen. Das ist ein hoher Prozentsatz für normale weibliche Wesen, nicht wahr? Sie kaufen ihre Brautausstattung, gehen davon und heiraten, ohne uns irgendwelche Schwierigkeiten zu machen. Es bleiben uns also zehn Prozent, die zutiefst erregt sind. Und wieviel sind zehn Prozent von zweitausend?«
    »Zweihundert«, fuhr ich fort. »Das ist das absolute Minimum, mit dem wir fertigwerden müssen. Zweihundert Mädchen, das sind schätzungsweise vier pro Woche, wie Nina Haysmill oder das Mädchen heute morgen im Foyer, oder das Mädchen, deren Vater weinend hier saß, oder das Mädchen vorigen Monat, das schwor, sich in der Hochzeitsnacht umzubringen —«
    Er sah mich entsetzt an.
    Doch ich konnte leider mit keinen weiteren grausigen Beispielen aufwarten, da es in diesem Augenblick leise klopfte.
    »Herein«, rief ich, und herein kam Miß Caswell. Sie schickte sich an, sofort wieder kehrt zu machen, und sagte: »Verzeihung, Miß Evans, ich wußte nicht, daß Sie zu tun haben.«
    »Gibt es etwas Wichtiges?«
    Sie lächelte. »Ich wollte Ihnen nur sagen, daß wir gerade einen Anruf von Lorinda Lorraine hatten. Sie ist in Madrid, und es ist alles wieder in Ordnung. Sie wird ihren hübschen Spanier nun doch nächste Woche heiraten.«
    »Das freut mich aber.« Und zu Kirkpatrick gewandt: »Miß Lorraine hatte ihre Brautausstattung hier bestellt. Dann rief sie mich vergangenen Mittwoch aus Paris an, um mir mitzuteilen, die Hochzeit finde nicht statt, und wir möchten ihr Brautkleid bitte verbrennen.«
    Kirkpatrick zuckte sichtbar zusammen. »Verbrennen?«
    »Ja. Ich hatte übrigens vor, Sie deshalb zu konsultieren, da ich wirklich nicht weiß, wie man es anstellt, ein Brautkleid einzuäschern — « Und wieder wurde ich unterbrochen, diesmal von Mrs. Hazel, die weinend das Büro betrat.
    Das war durchaus üblich. Mrs. Hazel ist klein, rundlich, mütterlich. Sie hat kastanienbraun gefärbtes Haar, das in kleinen Löckchen um ihren Kopf gelegt ist; sie trägt eine randlose Brille; und sie nimmt das Leben sehr ernst.
    »Mrs. Hazel! Was gibt es denn?«
    »Oje, ich wußte nicht, daß Sie eine Besprechung haben, Miß Evans. Ich kann später kommen — «
    »Nein, nein. Was ist los? Weshalb sind Sie so aufgeregt?«
    Kirkpatrick musterte sie finster.
    »Meine neue Braut, Miß Evans. Kennen Sie sie?«
    »Ich glaube nicht. Wie ist der Name?«
    »Miß Lawrence. So ein bildhübsches Mädchen. Sie können sie nicht übersehen haben, Miß Evans. Sie auch nicht, Mr. Kirkpatrick Ein großes, reizendes, schönes Mädchen. Auf Krücken.«
    »Krücken?« fragte ich.
    »Ja, das arme Ding. Sie hat ein gebrochenes Rückgrat. Meistens sitzt sie im Rollstuhl. Das heißt, wenn sie nicht im Bett liegen muß.«
    Ich wandte nicht einmal den Kopf in Kirkpatricks Richtung. »Wann heiratet sie?«
    »Im September.«
    »Ist das nicht wunderbar!« sagte Miß Caswell.
    Mrs. Hazel tupfte sich die tränenfeuchten Augen. »Das ist die rührendste Geschichte, die ich je gehört habe. Ich mußte kommen und sie Ihnen erzählen. Stellen Sie sich vor, Mr. Kirkpatrick: Bis letzte Weihnachten hatten die Ärzte sie aufgegeben. Sie sagten, sie werde nie wieder gehen können. Dann fand sie durch ein Wunder einen neuen Arzt. Er operierte sie, und sie konnte wieder laufen! Und nicht nur das — er verliebte sich in sie! Und sie verliebte sich in ihn! Nun heiraten die beiden! Ist das nicht wie ein Wunder?«
    Kirkpatrick gab einen erstickten Laut von sich, doch Mrs. Hazel ratterte weiter: »Sie strahlt. Strahlt vor Glück. Er hat ihr versprochen, daß sie bis September so gut wie neu sein wird. Sie wird ohne Krücken zum Altar gehen können!«
    »Hat sie etwas bestellt?«
    »Oh, ja. Sie möchte das Giachino-Modell 804 haben, in gesticktem Seidenorgandy.«
    »Hat sie eine Anzahlung hinterlassen?«
    »Zweihundert Dollar«, sagte Mrs. Hazel und reichte mir den Scheck.
    »Sie haben ihre Maße?«
    Mrs. Hazel reichte mir den Vordruck mit den Maßen. »Miß Lawrences Stützkorsett ist dabei berücksichtigt?« fragte ich.
    »Oh, ja«, antwortete Mrs. Hazel. Sie wandte sich zu Kirkpatrick um. Ein neuer Tränenstrom stürzte unter ihrer randlosen Brille hervor: »Oh, Mr. Kirkpatrick, haben Sie je etwas so Rührendes gehört?«
    »Noch nie«, sagte er im Aufstehen. Er warf mir einen durchdringenden Blick zu, als hege er den Verdacht, daß ich dies kleine Intermezzo eigens zu seinem Nutz und Frommen geplant hatte. »Wir sprechen später weiter, Miß Evans«, murmelte er.
    »Haben Sie Mr.

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