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Lauter Bräute

Lauter Bräute

Titel: Lauter Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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sich anschicken, Ihnen irgendwelche Schwierigkeiten zu machen, werden wir mit ihnen fertig. Wenn nötig, rufen wir Mr. Tompkins an, damit er Verstärkung schickt.«
    »Aber —«
    »Da kommen sie. Nur ruhig, D’Arcy.«
    Ich wandte mich um und hielt den Atem an, als ich sie an Schuhen und Modehüten vorüber auf den Brautsalon zutorkeln sah. Ted Norrish hatte recht. Sie waren randvoll; sie waren außer Rand und Band; sie lachten und sangen, kicherten und quietschten, während sie sich heranwälzten; das Auffallendste an ihnen war allerdings, daß es ausnahmslos Mädchen waren. Kein männlicher Trunkenbold unter ihnen. Alles gutaussehende, gepflegte, hellhäutige, junge Amerikanerinnen, jede mit einer Orchidee geschmückt; und eine von ihnen, stellte ich mit Entsetzen fest, war Marion Carroll, die geliebte Tochter unseres Vizepräsidenten Carroll, des netten Mannes mit dem schwachen Herzen, den ich sofort anzurufen hatte, wenn sie am Horizont erschien.
    Ruhe, Ruhe. Was für ein Witz. Ich stand wie angewurzelt. Alice schrie auf und rannte auf die andere Seite des Salons. Patsy Cullen und Ted Norrish jedoch blieben mir eisern zur Seite. Dann sah ich die drei anderen Leute von der Sicherheit, die den Mädchen folgten — eine große, mütterlich wirkende Frau mit einer Einkaufstasche, Mrs. Wissock; ein Madison-Avenue-Typ mit Hornbrille — Ben McMahon; und eine reiche Witwe im Nerzmantel, Miß James. Ich war also nicht ganz verlassen.
    Eines der Mädchen stolperte vor. Es war ungefähr sechsundzwanzig, mit schlanken Schultern, schmaler Taille und dicken Beinen. Es hatte dunkelbraunes Haar mit eingefärbten blonden Strähnen, trug ein einfaches, schwarzes Kleid, Kostenpunkt bei Bergdorf 350 Dollar) und dazu eine einreihige Perlenkette.
    »Brauts’lon?« fragte sie mit belegter Stimme.
    »Ja. Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Überhaup’ kein bißchen«, erwiderte sie und fiel flach aufs Gesicht.
    Das wirkte wie ein verabredetes Signal. Im Nu war der Teufel los. Ein anderes Mädchen, auch in schwarzem Kleid mit Perlenschnur, schrie laut: »Seht mal, was die mit Marion gemacht haben«, und fiel prompt ebenfalls aufs Gesicht. Ein Mädchen in grauem Kostüm versuchte, sie von den Toten zu erwecken und sank über ihr zusammen. Ein drittes Mädchen — in schwarzem Kleid mit Perlenkette — stieß einen lauten Schrei aus, rannte hinüber zu dem großen Spiegeltisch in der Mitte des Foyers, rupfte einige Hände voll Blumen aus unserem kostbaren Arrangement und fing an, sie rund um sich auf dem Boden zu verstreuen, als wäre sie die Maikönigin.
    Ein Mädchen in einem wirklich zauberhaften austernfarbenen Kleid sank langsam auf dem Teppich zusammen und begann, sich zu übergeben. Ein anderes, in schwarzem Kleid mit Perlenkette, ein weiteres in grünem Strickjersey zur Seite, griff sich unsere Vorführpuppe, zog sie herüber, wo Marion Carroll lag, und begann, das Kleid herunterzuzerren — immerhin nur ein Original von Giachino für 695 Dollar. »Hier ist ein Brautkleid für dich, Marion«, kreischte eine von ihnen; die andere schrie: »Gib’s mir, gib’s mir«, womit beide in verschiedenen Richtungen an dem Kleid zu zerren begannen, bis es plötzlich mittendurch riß und das Mädchen im grünen Jersey mit dumpfem Aufprall auf den Hinterkopf fiel. Ein Mädchen in unauffälligem, grauweißem Kostüm bekam einen unglaublich heftigen Schluckauf, während ein weiteres Mädchen, wiederum in schwarzem Kleid mit Perlenkette, sich in einen Sessel warf und anfing, hysterisch zu schreien.
    Es gibt Alpträume und Alpträume, doch dieser war schlechthin einmalig und nicht zu überbieten. Es passierte so viel auf einmal, und so schnell, daß die Leute von der Sicherheit fassungslos waren. Patsy Cullen versuchte, Marion Carroll zu helfen, die verloschen war wie eine Kerze, während eines ihrer Elefantenbeine krampfhaft in der Luft zuckte. Dann, als sie sah, was mit dem Ausstellungsmodell passierte, versuchte Patsy, die beiden Vandalinnen davonzuscheuchen, kam jedoch um Sekundenbrachteile zu spät; dann bemühte sie sich, das Mädchen im grünen Jersey wiederzubeleben, das auf den Kopf gefallen war und nun steif ausgestreckt auf dem Rücken lag und zur Decke starrte. Ich tat das meine, um das Mädchen zu zähmen, das sich für die Maikönigin hielt, doch sie brach nur in ein wildjauchzendes Gelächter aus, entwischte mir und griff nach neuen Blumen, um sie zu verstreuen. Ted Norrish versuchte, der Unglücklichen im austernfarbenen Kleid

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