Lauter Irre
Ich will einen quicklebendigen jungen Kerl, der gesund ist.«
»Wo ist er jetzt?«, wollte Myrtle wissen.
»Schläft den Drecksalkohol aus, mit dem Albert ihn gestern abgefüllt hat.«
»Und dieser Albert ist dein früherer Ehemann? Bist du sicher, dass er nicht weiß, wohin du dich abgesetzt hast?«
»Absolut. Du glaubst doch wohl nicht, ich hätte ihm jemals erzählt, dass ich eine Grope bin? So blöd bin ich nicht. Und auf jeden Fall hat auch meine Mutter, ich meine, meine verstorbene Mutter, ihren Namen niemals als Grope angegeben. Sie hat sich als Miss Lyle ausgegeben und die Geburtsurkunde ihrer besten Freundin vorgelegt.«
Belinda hielt inne, um Luft zu holen, und überlegte kurz, wie Albert Ponson, dieses Ekel, wohl zurechtkam, ehe sie den Gesprächsfaden dort aufnahm, wo sie aufgehört hatte, und fortfuhr zu schildern, wie sie schließlich nach Hause gekommen war.
24
Hätte Albert Belindas Gedanken lesen können, so hätte er geantwortet, sie sei wohl verrückt – von »zurechtkommen« könne überhaupt keine Rede sein. Die letzten paar Stunden hatte er damit verbracht, seinen Schwager dafür zu verdammen, dass er einen Nervenzusammenbruch gehabt hatte (wenngleich er mittlerweile verstand, wieso Horace versucht hatte, seinen idiotischen Sohn um die Ecke zu bringen). Und er hatte seine Schwester dafür verflucht, dass sie ihm den elenden Bengel aufgehalst hatte, und sich gefragt, ob Belinda wirklich entführt worden war. Und obendrein hatte er gefroren. Es mochte ja Sommer sein, doch da es ein englischer Sommer war, hatte es geregnet, und Albert hatte nichts Wasserfesteres finden können als das Gestrüpp, unter dem er sich gleich zu Anfang versteckt hatte. Die Anwesenheit eines Polizeibeamten im Regenmantel, der die Rückseite des zerstörten Bungalows bewachte, hinderte ihn daran, in den Trümmern seines Heims Zuflucht zu suchen.
In dessen Innern ließen die Entdeckungen der drei Detectives das Ganze für den verschwundenen Albert sogar noch schlechter aussehen. Sie hatten Blut auf dem Wohnzimmerteppich gefunden, und auch in der Küche. Und schließlich lag in der Garage, wo sich beim Herumsuchen nach dem Aston Martin Alberts behelfsmäßiger Verband gelöst hatte, allem Anschein nach der Beweis vor, dass hier ein schreckliches Verbrechen verübt worden sein musste. Während Albert im Garten vor sich hin weichte, standen die Detectives in der verhältnismäßigen Wärme des Wohnzimmers und besprachen diese Funde im Zusammenhang mit dem Verschwinden von Belinda Ponson und Esmond Wiley.
»Ist verdammt noch mal kein Wunder, dass er nicht wollte, dass wir das Garagentor rausreißen. Ich würde sagen, die Morde sind bestimmt hier begangen worden. Natürlich könnte er die beiden auch in seinem verschissenen Do-it-yourself-Schlachthaus umgebracht haben. Und dann die Leichen hierher ins Haus geschleift und sie mit seinem Wagen fortgeschafft haben«, ließ sich einer der Männer vernehmen.
»Er hätte irgendetwas haben müssen, um die Leichen hierherzuschaffen. Anders hätte er eine Riesenblutspur hinterlassen.«
»Stimmt«, pflichtete ein anderer bei. »Aber was? Es hätte sowohl wasser- als auch blutdicht sein müssen.«
»Offensichtlich waren Sie noch nie in Ponsons Schlachthaus und haben sich da umgesehen. Gehen Sie nur, Sie können meine Taschenlampe nehmen. Charlie hat eine große. Ehrlich gesagt, ich würde die nehmen und mir die Plastikplanen und die Säcke anschauen. So kriegen Sie einen besseren Eindruck.«
»In Ordnung, mach ich«, antwortete der dritte Detective und schritt forsch durch den Garten und über die Wiese. Er kam als ein Anderer zurück.
»Grundgütiger! Ich dachte, Sie machen Witze, als Sie gesagt haben, das wäre ein Schlachthaus. Dieses Schwein Ponson ist zweifellos ein Mörder. Was ich nicht verstehe, ist, wieso auf dem Boden kein frisches Blut ist. Es ist alles angetrocknet.«
Die beiden anderen Detective Constables mussten ihm recht geben.
»In meinem ganzen Leben habe ich noch nie etwas so Grauenvolles gesehen. Und dann noch ein Schild aufzuhängen, dass das eine Anlage zum Selbstschlachten sei, und dazu noch eins, auf dem steht EIGENHÄNDIG TÖTEN & ESSEN. Diese Drecksäcke.«
Die beiden anderen sagten nichts dazu. Sie hatten gewusst, dass Albert der Dorfganove gewesen war, und auch, dass er die Bauern dazu ermuntert hatte, ihr Vieh selbst zu schlachten, was sehr viel billiger war als bei einem Metzger. Nicht, dass das ein Verbrechen war, nicht, dass es im
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