Lauter Irre
dazu.«
Der Polizist irrte sich. Am nächsten Morgen saß Albert in einem Polizeitransporter und wurde nach Essexford zurückgebracht, damit der Superintendent ihn verhören konnte, der mittlerweile überzeugt war, dass sowohl Albert Ponson als auch seine Schwester psychopathische Kriminelle waren.
25
Vera Wiley, der man in der Notaufnahme ein Beruhigungsmittel verpasst hatte, war wieder vollkommen wach, als der Superintendent im Krankenhaus eintraf. Sie saß aufrecht im Bett und verlangte nach ihren Kleidern. Der Superintendent wies den Arzt an, ihr Bett in ein Einzelzimmer schieben zu lassen, und der Arzt war nur allzu gern bereit dazu. Die anderen Patienten jubelten. Sie waren es von Herzen leid, dass Mrs. Wiley andauernd kreischte, sie wolle ihr geliebtes Kind der Liebe wiederhaben, ihren Esmond.
»Wer ist Esmond? Ist das Ihr Mann?«, fragte der Superintendent, der gerade einen Anruf aus dem Innenministerium bekommen hatte. Ein ranghoher Beamter hatte ihm mitgeteilt, Aufgabe eines Polizisten sei es, Verbrecher zu verhaften, und nicht etwa Häuser einzureißen. Der Mann hatte aufgelegt, ehe der Superintendent antworten konnte.
»›Das können Sie al-Qaida überlassen‹, hat er zu mir gesagt«, erklärte der Superintendent Vera.
»Sie meinen bestimmt meinen Bruder. Er heißt nicht Kyder. Er heißt Albert Ponson. Wo ist er hin? Ich habe Esmond bei ihm gelassen, und er soll ihn doch eigentlich vor meinem Mann beschützen, der versucht hat, ihn zu ermorden.«
»Was für ein Jammer, dass es ihm nicht gelungen ist«, brummte der Superintendent vor sich hin, der die ganze Bande gründlich satthatte. Er bereute es augenblicklich. Vera sprang aus dem Bett und stürzte sich mit ihrem ganzen Gewicht auf ihn. Als sein Stuhl hintenüberkippte, landete er auf dem Rücken und schlug sich den Kopf am Rand des Nachttischs auf. Ein Arzt und zwei Pfleger trugen ihn auf einer Trage hinaus, damit er in der Notaufnahme mit zehn Stichen genäht werden konnte.
Der Chief Inspector übernahm die Ermittlungen, nachdem es mehreren Polizisten geglückt war, Vera mit Gewalt wieder ins Bett zu verfrachten und ihre Fußknöchel mit Handschellen zu fesseln.
»Wenn Sie versuchen, damit aus dem Bett zu springen, brechen Sie sich die verdammten Beine«, verkündete man ihr.
Weinend ließ Vera sich auf das Kissen zurücksinken. »Ich will wissen, was mein Bruder Albert mit Esmond gemacht hat. Mein Mann hat versucht, ihn umzubringen, das habe ich Ihnen doch schon gesagt.«
»Sie meinen, er hat versucht, Mr. Ponson zu töten? Warum wollte er das tun?«
»Weil er gesagt hat, es würde ihn dreimal geben.«
»Dreimal? Ihr Mann hat einen Zwillingsbruder? Ich meine, er hat zwei Zwillingsbrüder, er ist ein Drilling, wollen Sie das damit sagen? Woher wissen Sie denn, mit wem Sie es gerade treiben, wenn das der Fall ist?«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden!«, schrie Vera gellend.
»Da sind wir schon zu zweit. Ach, natürlich, Ihr Mann hat versucht, drei verdammte Ponsons umzubringen. Also ich kann nicht behaupten, dass ich ihm das verdenken kann. Ein Al ist schon kriminell genug.«
Wirr starrte Vera ihn an.
»Das habe ich doch gar nicht gesagt. Sie legen mir die Worte in den Mund«, wimmerte sie und wünschte sich, er könnte dort etwas Vernünftiges hineinlegen.
Der Chief Inspector tat sein Bestes, den Kopf freizubekommen, dann fing er noch einmal von vorn an.
»Sagen Sie mir einfach, wer versucht hat, zwei Menschen umzubringen. Das ist alles, was ich herausfinden will.«
»Das war Horace.«
»Und Horace ist Ihr Mann?«
»Ja, natürlich. Wir sind seit zwanzig Jahren verheiratet.«
»Okay. Das habe ich kapiert. Und jetzt ist er also irgendwie krank geworden, und Sie sagen, er hat versucht, Esmond umzubringen. Und Esmond ist Ihr einziger Sohn?«
»Ja. Er hat versucht, ihn mit einem Küchenmesser zu erstechen.«
Der Chief Inspector stellte eine Frage, die er für plausibel hielt.
»Und war Esmond wirklich sein Sohn? Ich meine, Sie hatten da nicht was mit einem anderen laufen, der Ihnen einen Braten in die Röhre geschoben hat?«
Diesen Ausdruck kannte Vera nicht.
»Wie sollte ich denn? Ich habe doch gerade das Abendessen gekocht.«
»Ich meine, hatten Sie eine Liebesaffäre mit einem Mann, der nicht Ihr Ehemann war, und sind Sie schwanger geworden, als er ejakuliert hat?«
»Als er was?«, fragte Vera, deren romantische Lektüre ihr Vokabular stark eingeschränkt hatte.
»Als er abgespritzt hat.«
»Gespritzt? Was
Weitere Kostenlose Bücher