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Lauter Irre

Lauter Irre

Titel: Lauter Irre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharp
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Katalanen seien, war dies vielleicht ein guter Ort, um seine Reise zu unterbrechen. Er könnte sich ein Auto mieten und die Gegend erkunden, wenn man seinen Pass anstelle eines Führerscheins akzeptierte. Doch selbst wenn nicht, war er durchaus daran gewöhnt, mit dem Zug und dem Bus zu fahren und zu Fuß zu gehen.
    Horace mietete sich im nächstbesten Hotel ein, kaufte sich neue Schuhe und einen weiteren Stadtplan sowie einen Reiseführer auf Englisch und verbrachte den Nachmittag in seinem Zimmer damit, sich eine Besichtigungsroute zurechtzulegen.
    Außerdem entdeckte er in der Hotelhalle eine alte Ausgabe des Daily Telegraph , und da er seit dem Beginn seiner Reise keine englische Zeitung mehr zu Gesicht bekommen hatte, war er hocherfreut festzustellen, dass keine Polizeifahndung in irgendeinem Zusammenhang mit dem Verbrechen erwähnt wurde, das er sowieso nicht begangen hatte. Am besten jedoch war es aus Horaces Sicht, in der Titelstory zu lesen, dass Albert Ponsons Bungalow unter mysteriösen Umständen eingestürzt war und der Besitzer sich in Haft befand. Was Horace nicht wusste, war, dass es sich bei seinem Telegraph um eine Morgenzeitung handelte. Hätte er Zugang zu einer späteren Ausgabe oder zu einer Abendzeitung gehabt, so hätte er eine ganz andere Schlagzeile zu sehen bekommen.

33
     
    Ohne dass Horace davon wusste, hatte man am Tag zuvor eine Reihe von al-Qaida-Bomben in zwölf Städten Englands gefunden; allerdings waren sie glücklicherweise entdeckt und unschädlich gemacht worden, bevor irgendwelcher Schaden entstehen konnte.
    Nichtsdestotrotz befand sich jetzt das ganze Land in Terror-Alarmbereitschaft, sehr zur Freude des Superintendent, dem man Druck gemacht hatte, Scotland Yard aufs Anschaulichste davon in Kenntnis zu setzen, womit zum Teufel er da in Essex hinter dem Berg hielt.
    »Bloß ein ganz normaler, mieser häuslicher Streit mit einer unauffindbaren Ehefrau und einem verschwundenen Siebzehnjährigen«, hatte er gemeldet. »Und so eine Bruchbude, die zusammengekracht ist. Der Mann, den wir verhaftet haben, ist ein Autodieb, der unter Paranoia leidet. Wir haben die Trümmer bereits nach Sprengstoff oder Unterlagen durchsuchen lassen, die auf irgendwelche Kenntnisse im Bombenbauen hinweisen, jedoch nichts dergleichen gefunden. Und außerdem ist dieser Typ Alkoholiker und was weiß ich noch alles, aber kein religiöser Fanatiker. Sehen Sie sich seine Akte an, wenn Sie mir nicht glauben.«
    Nachdem er sich so die Anti-Terror-Einheiten vom Halse gehalten hatte, machte er sich wieder daran, Albert Ponson zu verhören und – sehr viel widerwilliger – Vera Wiley zu befragen. Es war immer noch genauso schwierig wie vorher, ihr irgendetwas Sinnvolles zu entlocken.
    »Ich hab’s Ihnen doch schon tausendmal gesagt, als ich weggefahren bin, lag er im Bett. Fragen Sie meinen Bruder Al, der wird es Ihnen bestätigen.«
    »Er sagt, Ihr Mann hätte ihm erzählt, er würde diesen Esmond, diesen Sohn, in Stücke schneiden und ihn in Salpetersäure auflösen, in der Wassertonne hinter dem Haus. Was sagen Sie dazu?«
    Vera war nicht mehr imstande, irgendetwas zu sagen. Als sie ohnmächtig auf die Bank zurücksank, war dem Superintendent klar, dass er zu weit gegangen war. Er stand auf und verließ den Raum. Draußen machte er den Sergeant ausfindig und wies ihn an, hineinzugehen und sich um diese verdammte Frau zu kümmern, die ihn wahnsinnig machte.
    »Und sagen Sie dem verfluchten Weibsbild bloß nichts davon, dass ihr Sohn vermisst wird und wahrscheinlich tot ist, wenn sie wieder zu sich kommt.«
    »Soll ich ihr das Messer zeigen, Sir?«, fragte der Sergeant und holte das Ding in dem Plastikbeutel hervor.
    Der Superintendent hielt sich mit beiden Händen den Kopf.
    »Um Himmels willen, das ist doch kein Küchenmesser. Das ist ein Meißel, ein Meißel voller Blut.«
    Der Sergeant betrachtete das Werkzeug und überlegte fieberhaft, was er sagen sollte.
    »Wenn man eine Leiche zerstückeln will, damit sie in eine Wassertonne voll Salpetersäure passt, dann taugt ein Meißel dazu wohl genauso gut wie ein Küchenmesser. Sogar noch besser; ich meine …«
    »Es ist mir egal, was Sie meinen. Ich sage Ihnen, das ist nicht das Küchenmesser, das mir gezeigt worden ist, und wenn Sie zu Hause mit so was Brot schneiden, dann ist das Zeug bestimmt so altbacken wie ein mumifizierter Ziegelstein.«
    Der Sergeant hastete davon und kehrte gleich darauf mit dem Küchenmesser zurück. Wütend starrte der

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