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Lauter reizende alte Damen

Lauter reizende alte Damen

Titel: Lauter reizende alte Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Gemeinde, aber zwischen uns und dem Dorf liegen keine anderen Häuser. Und das Dorf ist sehr klein. – Sie trinken doch eine Tasse Tee? Ich hatte gerade den Wasserkessel aufgesetzt, als ich Sie sah.« Sie hob die Hände wie einen Trichter zum Mund und rief: »Amos! Amos!«
    Der große Mann hinten im Garten drehte sich um.
    »Tee in zehn Minuten!«
    Er hob die Hand. Die Frau öffnete die Tür und ließ Tuppence vorgehen. »Ich heiße Perry«, sagte sie freundlich, »Alice Perry.«
    »Und ich Beresford. Mrs Beresford.«
    Tuppence blieb eine Sekunde stehen. Wie in Hänsel und Gretel, dachte sie. Die Hexe lädt dich in ihr Haus ein. Vielleicht ist es ein Pfefferkuchenhaus…
    Aber dann sah sie Alice Perry an und wusste, dass es nicht das Pfefferkuchenhaus der Hexe von Hänsel und Gretel sein konnte. Dies war eine ganz normale Frau. Nein, doch nicht ganz normal, denn sie hatte eine so seltsame, wilde Herzlichkeit. – Vielleicht kann sie zaubern, dachte Tuppence, aber wenn, dann zaubert sie bestimmt nur Gutes. Sie neigte den Kopf ein wenig und trat über die Schwelle des Hexenhauses.
    Drinnen war es ziemlich düster. Der Gang war sehr schmal.
    Mrs Perry führte sie durch die Küche in einen Salon, hinter dem anscheinend das Wohnzimmer lag. Nichts an dem Haus war außergewöhnlich. Tuppence hielt diesen Teil für einen Anbau aus der spätviktorianischen Zeit. Er hatte keine Tiefe und schien aus einem dunklen Quergang zu bestehen, von dem die einzelnen Zimmer abgingen. Tuppence fand ebenfalls, dass es ein seltsames Verfahren war, ein Haus so zu teilen.
    »Setzen Sie sich doch. Ich bringe den Tee gleich«, sagte Mrs Perry.
    Aus der Küche ertönte ein schriller Pfiff. Der Kessel hatte offenbar die Geduld verloren. Mrs Perry ging hinaus und brachte nach kurzer Zeit ein Teetablett, mit einem Teller mit Hörnchen, einem Glas Marmelade und drei Teetassen.
    »Vermutlich sind Sie jetzt enttäuscht, wo Sie das Haus von innen sehen«, bemerkte sie.
    »Nein, nein«, wehrte Tuppence ab.
    »Ich an Ihrer Stelle wäre enttäuscht. Es passt überhaupt nicht, nicht wahr? Ich meine die Vorderseite und die Rückseite passen nicht zusammen. Aber zum Wohnen ist es angenehm. Es sind nicht viele Zimmer, und es ist nicht sehr hell, aber auf den Preis wirkt sich das günstig aus.«
    »Wer hat das Haus aufgeteilt? Und warum?«
    »Oh, das ist schon viele Jahre her. Die Besitzer fanden es wohl zu groß oder zu unbequem. Sie wollten es vielleicht nur als Wochenendhaus. Deshalb haben sie das Wohnzimmer und Esszimmer behalten und aus dem kleinen Arbeitszimmer eine Küche gemacht. Oben sind zwei Schlafzimmer und ein Bad. Dann haben sie das durch eine Mauer abgeschlossen und aus dem alten Wirtschaftstrakt eine Wohnung hergerichtet.«
    »Wer wohnt im anderen Teil? Jemand, der nur zum Wochenende kommt?«
    »Da wohnt jetzt niemand«, sagte Mrs Perry. »Nun nehmen Sie doch noch ein Hörnchen.«
    »Danke schön.«
    »In den letzten zwei Jahren ist niemand mehr hier gewesen. Ich weiß nicht mal, wem es gehört.«
    »Aber als Sie hier einzogen…«
    »Damals kam manchmal eine junge Dame her. Sie soll Schauspielerin gewesen sein. Aber wir haben sie nie kennen gelernt. Wir haben sie nur mal flüchtig gesehen. Sie kam immer erst spät nachts am Samstag, nach der Vorstellung vermutlich. Und am Sonntagabend ist sie wieder weggefahren.«
    »Was für eine geheimnisvolle Frau«, sagte Tuppence.
    »Wissen Sie, das habe ich auch immer gedacht. Ich habe mir Geschichten über sie ausgesponnen. Manchmal war sie wie Greta Garbo, mit einer dunklen Brille und Schlapphüten… Um Gottes willen! Ich hab ja noch meinen Hut auf!«
    Sie setzte den Hexenhut ab und lachte. »Der gehört zu einem Stück, das wir im Gemeindehaus in Sutton Chancellor aufführen. Es ist so eine Art Märchen für Kinder. Und ich spiele die Hexe.«
    »Ach«, sagte Tuppence etwas irritiert. Dann fügte sie rasch hinzu: »Das macht sicher Spaß.«
    »Ja, und ob das Spaß macht. Eigne ich mich nicht gut für die Hexe?« Sie tippte sich lachend ans Kinn. »Ich hab das richtige Gesicht dazu. Ich hoffe bloß, dass die Leute nicht auf dumme Gedanken kommen und meinen, ich hätte den bösen Blick.«
    »Das glaubt bei Ihnen bestimmt niemand«, sagte Tuppence. »Jeder wird Sie für eine gute Hexe halten.«
    »Freut mich, dass Sie das denken«, sagte Mrs Perry. »Na, wegen der Schauspielerin – ich komme nicht mehr auf ihren Namen – es könnte Miss Marchment gewesen sein, aber ich kann mich irren – was ich mir

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