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Lauter reizende alte Damen

Lauter reizende alte Damen

Titel: Lauter reizende alte Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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über die ausgedacht habe! Und dabei habe ich sie kaum gesehen und nie mit ihr gesprochen. Ich glaube manchmal, dass sie nur sehr menschenscheu und neurotisch war. Es sind sogar Reporter ihretwegen hergekommen, aber sie hat sie nicht vorgelassen. Manchmal habe ich gedacht – und jetzt werden Sie mich sicher für dumm halten dass es mit ihr eine böse Bewandtnis hat. Ich habe gedacht, sie hat Angst, dass sie erkannt wird. Vielleicht ist sie gar keine Schauspielerin. Vielleicht sucht die Polizei sie. Vielleicht hat sie ein Verbrechen begangen. – Es ist aufregend, sich solche Geschichten auszudenken. Vor allem, wenn man – na ja, wenn man so viel allein ist.«
    »Ist sie denn immer allein gekommen?«
    »Darüber bin ich mir nicht so ganz klar. Die Wände sind ziemlich dünn, und manchmal hörte man Geräusche oder Stimmen. Ich glaube, sie hat hin und wieder jemanden mitgebracht.« Sie nickte. »Ja, einen Mann. Vielleicht wollte sie deswegen so zurückgezogen leben.«
    »Einen verheirateten Mann«, sagte Tuppence, die an diesem Spiel Feuer fing.
    »Er müsste schon verheiratet gewesen sein, nicht wahr?«
    »Vielleicht war es sogar ihr Mann. Vielleicht hat er das einsame Haus auf dem Land gemietet, weil er sie ermorden wollte. Vielleicht hat er sie im Garten begraben.«
    »Sie haben aber keine schlechte Phantasie!«, sagte Mrs Perry. »Darauf bin ich noch gar nicht gekommen.«
    »Na, jemand muss über sie genau Bescheid gewusst haben«, sagte Tuppence, »der Häusermakler.«
    »Ja, ganz bestimmt. Aber ich wollte es eigentlich gar nicht so genau wissen, wenn Sie das verstehen können.«
    »O ja, das kann ich sehr gut verstehen.«
    »Das Haus hat so etwas an sich, so eine Atmosphäre. Man hat immer das Gefühl, dass hier Schreckliches passiert sein könnte.«
    Die Tür zum Garten öffnete sich. Der Mann von draußen trat ins Haus. Er ging zum Waschbecken und wusch sich die Hände, dann kam er durch die offene Tür in den Salon.
    »Das ist mein Mann«, sagte Mrs Perry. »Amos, wir haben Besuch, Mrs Beresford.«
    »Guten Tag«, sagte Tuppence.
    Amos Perry war groß und bewegte sich pendelnd hin und her. Er war sogar größer und kräftiger, als Tuppence gedacht hatte.
    »Freut mich, Mrs Beresford.«
    Er sprach freundlich und lächelte, aber Tuppence überlegte doch einen Augenblick, ob er wohl das war, was sie »ganz da« nannte. In seinen Augen stand ein Ausdruck staunender Leere. Tuppence hätte gern gewusst, ob Mrs Perry nach einem einsamen Haus auf dem Land gesucht hatte, weil der Geisteszustand ihres Mannes das angeraten sein ließ.
    »Er liebt den Garten«, erklärte Mrs Perry.
    Seit er hereingekommen war, versickerte das Gespräch. Mrs Perry redete zwar unentwegt weiter, aber ihr Wesen schien sich verändert zu haben. Sie sprach sehr viel nervöser und ließ ihren Mann nie aus den Augen. Sie muntert ihn auf, dachte Tuppence, wie eine Mutter einen schüchternen Jungen zum Reden bringen will, damit er sich vor dem Besuch von der besten Seite zeigt. Und sie hat Angst, dass er sich blamieren könnte.
    Sie trank die Tasse leer, stand auf und sagte: »Ich muss weiterfahren. Vielen Dank, Mrs Perry. Sie waren sehr gastfreundlich.«
    »Sie müssen erst noch den Garten besichtigen.« Mr Perry erhob sich. »Kommen Sie, ich zeige ihn Ihnen.«
    Sie ging mit ihm hinaus, und er führte sie dorthin, wo er umgegraben hatte. »Schöne Blumen, nicht wahr? Wir haben hier ein paar altmodische Rosen. Sehen Sie die? Sie ist rot und weiß gestreift.«
    »Sie heißt ›Commandant Beaurepaire‹«, sagte Tuppence.
    »Wir nennen sie ›York und Lancaster‹. Nach dem Krieg der Rosen. Sie riecht gut, nicht?«
    »Ja, sie duftet.«
    »Besser als die neumodischen Hybriden-Teerosen.«
    Der Garten wirkte fast rührend. Dem Unkraut wurde kaum Einhalt geboten, aber die Blumen waren sorgfältig, wenn auch etwas laienhaft, hochgebunden.
    »Schöne Farben«, sagte Mr Perry. »Ich mag es gern bunt. Wir haben oft Leute hier, die den Garten sehen wollen. Es hat mich gefreut, dass Sie gekommen sind.«
    »Vielen Dank«, sagte Tuppence. »Ihr Garten und Ihr Haus haben mir sehr gut gefallen.«
    »Oh, Sie sollten erst mal die andere Seite sehen.«
    »Kann man die mieten oder kaufen? Ihre Frau hat mir erzählt, dass dieser Teil unbewohnt ist.«
    »Das wissen wir nicht. Wir haben niemanden gesehen; und es ist kein Schild dran; und es ist nie jemand zur Besichtigung gekommen.«
    »Es müsste schön sein, dort zu wohnen«, sagte Tuppence.
    »Suchen Sie ein

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