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Lauter reizende alte Damen

Lauter reizende alte Damen

Titel: Lauter reizende alte Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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war nur, dass der Name mit einem B begann.
    Tuppence wandte sich ab und prüfte ihre Ausrüstung. Das Kursbuch mit den Karten der Bahnstrecken; einige Generalstabskarten; eine Liste von Namen – Medchester – Westleigh – Market Basing – Middlesham – Inchwell. Dazwischen lag das Dreieck, in dem sie das Haus suchen wollte. Sie nahm einen kleinen Koffer mit, denn sie brauchte allein drei Stunden, bis sie ihre Operationsbasis erreichte; danach musste sie dann vermutlich weite Strecken langsam abfahren und nach passenden Kanälen suchen.
    Nachdem sie in Medchester eine Kaffeepause gemacht hatte, bog sie auf eine kleine Nebenstraße ab, die an einer Bahnstrecke entlangging und durch bewaldetes Gelände mit vielen Wasserläufen führte.
    Wie in den meisten ländlichen Gebieten Englands gab es überall Wegweiser mit Namen, die Tuppence noch nie im Leben gehört hatte und die keineswegs zu dem angegebenen Ort zu führen schienen. Fuhr man nach Great Michelden, bot der nächste Wegweiser an einer Kreuzung die Wahl zwischen Pennington Sparrow und Farlingford. Wählte man Farlingford, kam man dort zwar an, aber schon das nächste Schild schickte einen streng nach Medchester zurück, woher man doch eben gekommen war. Tuppence gelangte niemals nach Great Michelden, und der Kanal, der ihr plötzlich abhanden gekommen war, ließ sich auch nicht wiederfinden. Sie fuhr weiter, kam nach Bees Hill, South Winterton und dann nach Farrell St. Edmund. Farrell St. Edmund hatte früher einen Bahnhof gehabt, der aber schon lange stillgelegt war. Wenn es doch nur eine einzige wohlerzogene Landstraße gäbe, dachte Tuppence verzweifelt, die an einem Kanal oder einer Bahnstrecke entlangführte!
    Die Zeit verstrich, und Tuppence verlor jede Orientierung. Sie kam manchmal zu Bauernhöfen an Kanälen, aber dann führte die Straße einfach über den nächsten Hügel zu einem Ort, der Westpenfold hieß und einen quadratischen Kirchturm hatte, während sie doch nach einem spitzen Turm suchte.
    Als sie verzagt über einen Holperweg fuhr, den Einzigen, der aus Westpenfold hinauszuführen schien, kam sie plötzlich unvermutet an eine Wegkreuzung. In der Mitte lag der Wegweiser; beide Arme waren abgebrochen.
    Tuppence fuhr nach links. Der Weg schlängelte sich durch Waldstücke, machte eine Kurve, kletterte bergauf und dann wieder steil bergab. Plötzlich hörte Tuppence ein schrilles Geräusch. »Das könnte ein Zug sein«, murmelte sie.
    Es war ein Zug. Vor ihr im Tal lagen die Schienen, und auf ihnen fuhr ein Güterzug, der schrille, gequälte Pfiffe von sich gab. – Und hinter den Schienen lag ein Kanal, und auf der anderen Seite des Kanals lag ein Haus, das Tuppence sofort erkannte. Und über den Kanal führte eine kleine gewölbte Brücke aus rosa Ziegelsteinen. Die Straße tauchte unter der Eisenbahn hindurch, stieg hoch und lief genau auf die Brücke zu. Tuppence fuhr vorsichtig hinüber. Das Haus lag nun rechts von ihr. Sie suchte nach einer Einfahrt, konnte sie aber nicht finden. Zwischen der Straße und dem Haus war eine ziemlich hohe Mauer.
    Sie hielt an und ging zur Brücke zurück, um von dort aus das Haus zu betrachten.
    Die meisten der hohen Fenster verbargen sich hinter grünen Läden. Das Haus sah still und leer aus, wirkte aber im Licht der untergehenden Sonne friedlich und freundlich. Nichts wies auf Bewohner hin. Tuppence stieg wieder in den Wagen und fuhr ein Stückchen weiter. Die Mauer war nun rechts von ihr; links der Straße kam erst eine Hecke, dann zogen sich Felder hin.
    Plötzlich sah sie ein großes, schmiedeeisernes Tor. Sie parkte am Straßenrand, stieg aus und spähte durch das Eisengitter. Vor ihr lag ein Garten, der nicht besonders gepflegt war. Er sah aus, als gäbe sich jemand große Mühe, ihn in Ordnung zu halten, ohne dabei sehr erfolgreich zu sein. Vom Tor führte ein geschwungener Weg durch den Garten und um das Haus herum, das von dieser Seite ganz anders aussah. Aber es stand nicht leer! Hier wohnten Menschen, Fenster waren geöffnet, Vorhänge wehten; vor der Tür stand ein Abfalleimer. Im hinteren Teil des Gartens entdeckte Tuppence einen älteren, hoch gewachsenen Mann, der langsam und ausdauernd umgrub. Von hier aus betrachtet, war das Haus ohne jeden besonderen Reiz; kein Maler würde den Wunsch verspürt haben, es zu malen. Es war ein ganz gewöhnliches Haus, in dem jemand wohnte. Tuppence zögerte. Sollte sie wegfahren und sich das Haus aus dem Kopf schlagen? Nein, das war nicht mehr möglich,

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