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Lauter reizende alte Damen

Lauter reizende alte Damen

Titel: Lauter reizende alte Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Haus?«
    »Ja«, sagte Tuppence rasch entschlossen. »Ja, wir suchen nach einem kleinen Haus auf dem Land. Mein Mann wird wahrscheinlich im nächsten Jahr pensioniert. Wir wollten schon mal anfangen, uns in Ruhe umzusehen.«
    »Hier ist es sehr still, falls Sie das mögen.«
    »Ich könnte mich ja mal beim hiesigen Makler erkundigen. Haben Sie das Haus von ihm vermittelt bekommen?«
    »Wir haben erst das Inserat in der Zeitung gesehen, aber dann waren wir beim Makler, ja.«
    »Wo ist der? In Sutton Chancellor? Das ist doch Ihr Dorf, nicht wahr?«
    »Sutton Chancellor? Nein. Der Makler ist in Market Basing. Die Firma heißt Russell & Thompson. Sie können dort ja mal fragen.«
    »Ja, das könnte ich. Wie weit ist es nach Market Basing?«
    »Bis nach Sutton Chancellor zwei Meilen, und von dort sind es sieben Meilen nach Market Basing. Hier sind ja nur Feldwege, aber von Sutton Chancellor aus gibt es eine richtige Straße.«
    »Aha. – Na, dann nochmals vielen Dank, dass Sie mir Ihren Garten gezeigt haben, Mr Perry. Und auf Wiedersehen.«
    »Warten Sie mal.« Er bückte sich und schnitt eine riesengroße Päonie ab, dann nahm er Tuppence beim Revers ihres Mantels und steckte sie ihr in das Knopfloch. »So«, sagte er. »So. Das sieht hübsch aus.«
    Einen Augenblick hatte Tuppence Angst. Plötzlich jagte ihr dieser große, freundliche Mann Furcht ein. Er blickte lächelnd auf sie herab. Er lächelte breit, fast grienend. »Sie steht Ihnen gut, sehr gut.«
    Tuppence dachte: Ich bin froh, dass ich kein junges Mädchen mehr bin… Ich hätte es gar nicht gern gehabt, wenn er mir damals eine Blume angesteckt hätte. – Sie verabschiedete sich noch einmal und ging eilig fort.
    Die Haustür stand offen. Tuppence trat ein, um sich von Mrs Perry zu verabschieden. Mrs Perry war in der Küche und spülte das Teegeschirr. Fast automatisch griff Tuppence nach einem Tuch und trocknete ab.
    »Vielen herzlichen Dank. Sie und Ihr Mann sind so freundlich gewesen… Was ist das denn?«
    Von dort, wo an der Küchenwand ein alter Kamin gewesen sein musste, kam ein lautes Kreischen, Schnarren und Kratzen.
    »Das wird eine Dohle sein«, sagte Mrs Perry. »Sie muss drüben in den Kamin gefallen sein. Um diese Jahreszeit passiert das manchmal. Sie bauen sich Nester in den Kaminen, wissen Sie.«
    Wieder ertönte das Kreischen und Schreien eines aufgeschreckten Vogels. Mrs Perry sagte: »In dem leeren Haus kümmert sich niemand darum. Der Kaminkehrer müsste kommen.«
    Die Geräusche hörten nicht auf. »Armer Vogel«, sagte Tuppence.
    »Ja. Er kann ja nie wieder raus.«
    »Wieso? Meinen Sie, er stirbt dort?«
    »Ja. Bei uns ist auch einer in den Kamin gefallen. Zwei sogar. Eins war ein Junges. Dem ist nichts passiert. Wir haben es rausgelassen, und es ist fortgeflogen. Der andere war tot.«
    »Oh, wenn wir ihm nur helfen könnten!«
    Mr Perry kam herein. »Was gibt’s denn?«
    »Ein Vogel, Amos. Er muss nebenan im Wohnzimmerkamin sein. Hörst du ihn?«
    »Ja. Der kommt sicher aus dem Dohlennest.«
    »Wenn wir nur da drüben ins Haus kämen«, sagte Mrs Perry.
    »Da kannst du nichts machen. Der stirbt vor Angst.«
    »Aber dann stinkt es.«
    »Hier riechst du das nicht. Du bist zu weich«, sagte er und sah von ihr zu Tuppence. »Wie alle Frauen. Aber ich kann ihn ja rausholen, wenn du willst.«
    »Wieso? Ist ein Fenster offen?«
    »Wir können durch die Tür rein.«
    »Durch welche Tür?«
    »Durch die Hoftür.« Er ging hinaus und zog am Ende des Hauses eine kleine Tür auf. Sie führte in einen Schuppen für Gartengeräte, und dort gab es eine Tür zum anderen Teil des Hauses. An einem Nagel hingen einige rostige Schlüssel. »Der da passt«, sagte Mr Perry. Er nahm den Schlüssel, steckte ihn ins Schloss, drehte ihn angestrengt hin und her, bis er sich endlich knirschend ganz herumdrehte. »Ich war schon einmal drin. Ich hab gehört, dass Wasser lief. Jemand hat es nicht richtig abgestellt.«
    Er ging hinein; die beiden Frauen folgten ihm. Die Tür führte in einen kleinen Raum, in dem über einem Becken mehrere Blumenvasen auf einem Regal standen.
    »Ein Blumenzimmer, was? Da haben die Leute die Blumenvasen gerichtet.«
    Die nächste Tür war nicht einmal abgeschlossen. Er machte sie auf und ging weiter. Tuppence kam es vor, als träte man in eine andere Welt. Der Gang war mit einem dicken Teppich ausgelegt. Etwas weiter unten war eine Tür halb geöffnet, und von dorther drang das aufgeregte Geschrei des Vogels. Perry stieß die Tür ganz

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