Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lauter reizende alte Damen

Lauter reizende alte Damen

Titel: Lauter reizende alte Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
beschädigt?«
    »Nein. Typisch, dass man heute gleich an so etwas denkt. Das ist eigentlich traurig. – Nein. Hier bei uns ist nichts zerstört worden. Unsere Jungen sind alle recht nett. Nein, ich suche nach einem Kindergrab.«
    Tuppence sah ihn verblüfft an. »Ein Kindergrab?«
    »Ja. Jemand hat mir geschrieben. Ein Major Waters; er hat angefragt, ob möglicherweise hier ein bestimmtes Kind beerdigt worden sei. Ich hab natürlich im Kirchenbuch nachgesehen, den Namen aber nicht gefunden. Jetzt bin ich doch noch mal gekommen, um die Steine nachzusehen. Ich meine, vielleicht hat sich der Herr mit dem Namen geirrt, oder es ist irgendein Fehler unterlaufen.«
    »Und wie sollte der Vorname sein?«, fragte Tuppence.
    »Das wusste er nicht. Vielleicht Julia, nach der Mutter.«
    »Und wie alt war das Kind?«
    »Das wusste er auch nicht sicher. – Ziemlich vage. Ich denke, es muss sich um ein anderes Dorf handeln. Ich kann mich an keine Waters erinnern und habe auch nie von ihnen gehört.«
    »Und was ist mit den Warrenders?«, fragte Tuppence. »Der Name taucht überall auf.«
    »Die sind inzwischen ausgestorben. Die Familie hatte ein schönes Haus, eine Priorei aus dem vierzehnten Jahrhundert. Sie ist abgebrannt. Aber das muss schon bald hundert Jahre her sein. Die letzten Warrenders sind fortgezogen und nie wieder zurückgekehrt. Auf dem Gelände ist damals von einem reichen Mann ein neues Haus gebaut worden. Er hieß Starke. Das Haus ist hässlich, aber es soll sehr komfortabel sein. Sehr gut. Es hat Badezimmer, wissen Sie.«
    »Eigentlich seltsam, dass Ihnen jemand schreibt, um sich nach einem Kindergrab zu erkundigen«, sagte Tuppence. »Ist es ein Verwandter?«
    »Es ist der Vater. Ich vermute, dass es eine dieser traurigen Kriegsgeschichten ist. Die Ehe ist gescheitert, als der Mann beim Militär war. Die junge Frau ist mit einem anderen davongelaufen, während ihr Mann im Ausland stationiert war. Es war ein Kind da; er hat es nie gesehen. Wenn die Tochter noch lebte, müsste sie jetzt erwachsen sein. Es ist mehr als zwanzig Jahre her.«
    »Und dann sucht er erst jetzt nach ihr?«
    »Offenbar hat er erst kürzlich erfahren, dass dieses Kind existierte. Scheinbar durch einen reinen Zufall. Es ist schon eine merkwürdige Geschichte.«
    »Und warum glaubt er, dass das Kind hier beerdigt ist?«
    »Wenn ich es richtig verstanden habe, hat er jemanden getroffen, der seine Frau aus dem Krieg kannte und wusste, dass sie in Sutton Chancellor gelebt hat. Jetzt wohnt die Frau aber nicht mehr hier. Niemand dieses Namens hat hier gewohnt, seit ich im Dorf bin. Und in der näheren Umgebung auch nicht. Natürlich könnte sie einen anderen Namen haben. Der Vater hat jetzt eine Anwaltsfirma und eine Auskunftei beauftragt. Ich nehme an, dass die schon etwas finden werden. Es wird Zeit brauchen…«
    »War es Ihr armes Kind?«
    »Wie bitte?«
    »Ach nichts«, murmelte Tuppence. »Das hat mich neulich jemand gefragt. ›War es Ihr armes Kind?‹ Es ist etwas beunruhigend, wenn man das plötzlich gefragt wird. Aber die alte Dame, die das sagte, hat vermutlich nicht recht gewusst, wovon sie sprach.«
    »Oh, ich kenne das. Mir passiert das auch. Ich sage etwas und weiß nicht, was ich damit meine. Sehr ärgerlich.«
    »Aber Sie wissen sicher sehr genau über die Leute Bescheid, die jetzt hier leben?«, fragte Tuppence.
    »Na, das sind nicht viele. Ja. Warum? Suchen Sie eine bestimmte Person?«
    »Oh, ich hätte nur gern gewusst, ob hier mal eine Mrs Lancaster gewohnt hat.«
    »Lancaster? Nein, nicht dass ich wüsste…«
    »Und da ist ein Haus… Ich bin daran vorbeigefahren, aber ich habe nicht so genau auf den Weg geachtet…«
    »Ja, ich weiß. Die kleinen Straßen sind sehr reizvoll. Und man findet große Seltenheiten. Botanische Seltenheiten, meine ich. Niemand pflückt hier Blumen. Wir haben hier keine Sommergäste oder Touristen. Oh, ich habe hier schon viele seltene Blumen gefunden…«
    »Das Haus liegt an einem Kanal«, sagte Tuppence, ehe er auf botanisches Gebiet ausweichen konnte. »Bei einer kleinen Bogenbrücke. Etwa zwei Meilen von hier. Ich würde gern wissen, ob es einen Namen hat.«
    »Warten Sie mal… ein Kanal, eine Bogenbrücke. Das passt auf mehrere Häuser. Der Merriott-Hof.«
    »Nein, es war kein Bauernhof.«
    »Dann muss es das Haus der Perrys gewesen sein.«
    »Ja«, sagte Tuppence, »ein Ehepaar Perry.«
    »Sieht sie nicht eigenartig aus? Ein interessantes Gesicht. Finden Sie nicht auch, dass es ins

Weitere Kostenlose Bücher