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Lauter reizende alte Damen

Lauter reizende alte Damen

Titel: Lauter reizende alte Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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entschlossen sein würde, Tuppence auszufragen.
    »Mir wird schon was einfallen«, sagte Tuppence und landete hinter der nächsten Kurve beinahe in einer Hecke, als sie einem wildgewordenen Traktor ausweichen wollte.
    In Market Basing fuhr sie den Wagen auf den Parkplatz im Stadtzentrum, ging in das Postamt und betrat schnell eine Telefonzelle.
    Albert meldete sich mit dem üblichen kurzangebundenen »Hallo«, das tiefen Argwohn ausdrückte.
    »Hören Sie, Albert. Ich komme morgen nach Hause. Ich bin zum Abendessen da, vielleicht auch schon früher. Mr Beresford ist dann auch zurück; wenn er nicht kommt, ruft er an. Machen Sie uns was fertig, ja, am besten ein Hähnchen.«
    »Jawohl, Madam. Wo sind Sie zu…«
    Aber Tuppence hatte schon aufgelegt.
    Anhand des Branchenverzeichnisses stellte sie fest, dass in Market Basing alle wichtigen Leute rund um den Marktplatz wohnten. Drei der vier Makler hatten ihre Büros am Platz. Der Vierte war in der George Street. Tuppence schrieb sich die Namen auf. Sie begann mit Messrs. Lovebody & Slicker. Offenbar war das die größte Firma.
    Ein Mädchen mit Pickeln empfing sie.
    »Ich möchte mich nach einem Haus erkundigen.«
    Das interessierte das Mädchen überhaupt nicht. Genausogut hätte Tuppence nach einem Einhorn fragen können.
    »Nach einem Haus«, wiederholte sie.
    »Sie sind doch eine Maklerfirma, oder nicht?«
    »Häusermakler und Auktionatoren. Die Cranberry-Court-Auktion ist am Donnerstag, falls Sie sich dafür interessieren. Der Katalog kostet zwei Shilling.«
    »Die Auktionen interessieren mich nicht. Ich will mich nach einem Haus erkundigen.«
    »Möbliert?«
    »Unmöbliert. Ich will es kaufen oder mieten.«
    Ihr Gesicht hellte sich auf. »Sie müssen mit Mr Slicker sprechen.«
    Tuppence wollte Mr Slicker nur zu gern sprechen. Gleich darauf saß sie einem jungen Mann in groß kariertem Tweed gegenüber, der ihr viele Einzelheiten über reizvolle Häuser verriet und dazu Kommentare murmelte: »Mandeville Road – ein Architektenhaus, drei Schlafzimmer, amerikanische Küche… Oh, nein, das ist schon weg. – Amabel Lodge, malerische Lage, vier Morgen – verbilligt bei Sofortkauf…«
    Tuppence unterbrach ihn gewaltsam. »Ich habe ein Haus gesehen, das mir sehr gefallen hat. In Sutton Chancellor – oder in der Nähe – bei einem Kanal…«
    »Sutton Chancellor?« Mr Slicker sah sie zweifelnd an. »Da haben wir, glaube ich, im Augenblick nichts. Kennen Sie den Namen?«
    »Ich weiß nicht, ob es einen festen Namen hat. Wahrscheinlich Wasserwiese oder Flusswiese. Es hieß mal Brückenhaus. Das Haus ist geteilt. Die eine Hälfte ist vermietet, aber die Mieter konnten mir nichts über die andere Hälfte sagen. Sie geht zum Kanal. Es ist die alte Frontseite. Sie ist nicht bewohnt.«
    Mr Slicker bedauerte, Tuppence nicht helfen zu können, ließ sich aber herab, auf Messrs. Blodget & Burgess hinzuweisen, die sich vielleicht dazu in der Lage sähen. Aus seinem Tonfall war zu entnehmen, dass Messrs. Blodget & Burgess ein sehr unbedeutendes Unternehmen seien.
    Tuppence begab sich zu den erwähnten Herren, die auf der anderen Seite des Platzes residierten – und deren Büro genau wie das der Messrs. Lovebody & Slicker aussah, nur dass die Haustür vor kurzem gallegrün gestrichen worden war.
    Das Empfangskomitee war ebenso inkompetent, und Tuppence wurde an einen Mr Sprig weitergeleitet, einen älteren, recht verzagt wirkenden Herrn. Sie erklärte ihr Anliegen zum zweitenmal. Mr Sprig gab zu, von der Existenz des fraglichen Hauses zu wissen, war aber weder hoffnungsvoll noch sonderlich interessiert. »Es ist leider nicht auf dem Markt. Der Besitzer will nicht verkaufen.«
    »Wer ist der Besitzer?«
    »Ich fürchte, das kann ich Ihnen nicht einmal sagen. Das Haus hat mehrfach den Besitzer gewechselt – einmal hieß es sogar, dass der Staat ein Enteignungsverfahren einleiten wollte.«
    »Und warum das?«
    »Ach, Mrs« – er senkte den Blick auf den Notizblock, auf dem ihr Name stand – »Mrs Beresford, wer das beantworten kann, dürfte ein Genie sein. Die Planungen der staatlichen Siedlungsverbände grenzen ans Geheimnisvolle. Die Rückseite des Hauses ist etwas instand gesetzt und zu einer sehr niedrigen Miete einem Ehepaar Perry vermietet worden. Der Besitzer des Hauses lebt im Ausland. Ich meine mich zu erinnern, dass es um eine Erbschaft ging, die durch die Testamentsvollstrecker geregelt wurde. Dabei kam es zu einer juristischen Streitfrage – Sie wissen, wie viel

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