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Lauter reizende alte Damen

Lauter reizende alte Damen

Titel: Lauter reizende alte Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Verdacht äußern, und sie habe auch nicht einen einzigen Hinweis. Das glaube ich ihr.«
    »Aber warum sind Sie zu mir gekommen? Was kann ich tun?«
    »Ihre Tante, Miss Fanshawe, hat einige Jahre im Heim gelebt – sie war eine sehr kluge Frau, obwohl sie das oft nicht erkennen ließ. Es machte ihr einfach Spaß, sich als senile, alte Frau auszugeben. Von Ihnen, Mr Beresford, möchte ich, dass Sie und Ihre Frau genau darüber nachdenken, ob Miss Fanshawe jemals etwas gesagt oder angedeutet hat, was uns einen Hinweis geben könnte. – Etwas, das sie gesehen, bemerkt oder gehört hat. Etwas, das ihr seltsam vorkam. Alte Damen sehen und bemerken viel. Und so gescheite Frauen wie Miss Fanshawe wissen erstaunlich genau über alles Bescheid, was in einem Heim wie im Sonnenhügel vor sich geht. Sie haben ja sonst nichts zu tun; an Zeit fehlt es ihnen nicht.«
    Tommy schüttelte den Kopf. »Ich weiß, was Sie meinen… Aber ich kann mich an nichts erinnern.«
    »Könnte es sein, dass Ihre Frau etwas bemerkt hat, was Ihnen entgangen ist?«
    »Ich werde sie fragen, aber ich bezweifle es.« Er zögerte und fasste dann einen Entschluss. »Es gab etwas, was meine Frau beunruhigt hat. Es hatte mit einer der alten Damen zu tun, mit Mrs Lancaster.«
    »Ja?«
    »Meine Frau bildet sich ein, dass Mrs Lancaster ganz plötzlich von irgendwelchen Verwandten fortgeholt worden ist. Mrs Lancaster hatte meiner Tante ein Bild geschenkt; und meine Frau hielt es für richtig, Mrs Lancaster das Bild wieder zurückzugeben. Sie versuchte, mit ihr in Kontakt zu kommen.«
    »Das war natürlich sehr freundlich.«
    »Ja, aber sie konnte sie eben nicht erreichen. Sie hatte die Adresse des Hotels, in dem die alte Dame mit den Verwandten wohnen sollte. Aber dort war niemand dieses Namens bekannt.«
    »Ach? Das ist eigentlich merkwürdig.«
    »Ja. Das fand Tuppence auch. Sie hatten im Sonnenhügel keine weitere Adresse hinterlassen. Wir haben alles versucht, uns mit Mrs Lancaster oder ihrer Verwandten, Mrs Johnson, in Verbindung zu setzen. Aber es war erfolglos. Eine Anwaltsfirma hat Mrs Lancasters Rechnungen bezahlt und alle Verhandlungen mit Miss Packard geführt. Wir haben mit einem Anwalt dieser Firma gesprochen, aber nur eine Bankadresse von ihm bekommen. Und Banken«, fügte Tommy hinzu, »geben bekanntlich keine Auskünfte.«
    »Nein, nicht wenn ihre Kunden das nicht wollen.«
    »Meine Frau hat über die Bank an Mrs Lancaster und Mrs Johnson geschrieben, aber keine Antwort erhalten.«
    »Das ist sonderbar. Aber manche Leute beantworten Briefe nun mal nicht. Vielleicht sind sie im Ausland.«
    »Ja. Mich hat das auch nicht beunruhigt, wohl aber meine Frau. Sie scheint fest daran zu glauben, dass Mrs Lancaster etwas zugestoßen ist. Während meiner Abwesenheit wollte sie sogar auf eigene Faust Nachforschungen anstellen. Ich weiß nicht, was sie eigentlich vorhatte.«
    Dr. Murray betrachtete ihn höflich, aber mit einer Spur von Langeweile. »Was hat sie denn befürchtet?«
    »Dass Mrs Lancaster sich in Gefahr befindet. Dass etwas mit ihr passiert ist.«
    Der Arzt zog die Brauen hoch. »Wirklich? Das scheint mir…«
    »Vielleicht kommt Ihnen das verrückt vor«, sagte Tommy, »aber meine Frau hat angerufen. Sie wollte gestern Abend wieder zurück sein… Aber sie ist nicht gekommen.«
    »Und das halten Sie für höchst ungewöhnlich?« Dr. Murray betrachtete Tommy jetzt sehr aufmerksam.
    »Ja. Es passt überhaupt nicht zu Tuppence. Wenn sie ihre Pläne geändert hätte oder zurückgehalten worden wäre, würde sie angerufen oder telegrafiert haben.«
    »Und Sie machen sich Sorgen um sie?«
    »Ja«, sagte Tommy.
    »Hm. Waren Sie bei der Polizei?«
    »Nein. Was sollte die Polizei davon halten? Verstehen Sie, wenn sie einen Unfall gehabt hätte und im Krankenhaus wäre, dann hätte man mich doch sofort benachrichtigt, nicht wahr?«
    »Ja, das möchte ich annehmen.« Dr. Murray legte die Stirn in Falten.
    Tommy sprach hastig weiter: »Und jetzt kommen Sie. – Und fangen mit dieser Sache vom Haus Sonnenhügel an. – Von Leuten, die gestorben sind, als sie nicht hätten sterben sollen. – Nehmen wir mal an, diese alte Dame hat etwas herausbekommen, etwas gesehen oder vermutet. – Sie hat darüber geredet. – Irgendwie musste sie zum Schweigen gebracht werden. Sie ist Hals über Kopf abtransportiert und an einem Ort versteckt worden, wo sie niemand findet. Ich kann mir nicht helfen, ich habe das Gefühl, dass das alles irgendwie

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