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Lauter reizende alte Damen

Lauter reizende alte Damen

Titel: Lauter reizende alte Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ganz unmöglich zu prophezeien, wann ein älterer Mensch sterben wird. Frauen, denen man nach einer gründlichen Untersuchung oft kein Jahr mehr gibt, leben manchmal noch zehn Jahre. Andere, die noch recht gesund sind und denen man noch viele Jahre gibt, sterben unerwartet schnell an einer Grippe oder Bronchitis. Ich kann nur sagen, dass mich als Arzt, der ein Heim für alte Damen betreut, ein unerwarteter Todesfall nicht besonders überrascht. Der Fall von Mrs Moody war allerdings anders. Sie starb im Schlaf, ohne zuvor krank gewesen zu sein. Meiner Meinung nach kam ihr Tod unerwartet. Lassen Sie mich das sagen, was Shakespeare seinen Macbeth sagen lässt, als er von dem Tod seiner Frau erfährt: Sie hätte später sterben können.«
    »Ja, ich erinnere mich, dass ich den Sinn nicht ganz verstand. Aber dann habe ich einmal eine Aufführung gesehen, in der Macbeth in der Szene mit dem Arzt sehr stark durchblicken ließ, dass es besser wäre, er würde Lady Macbeth los. Wahrscheinlich hat der Arzt die Andeutung verstanden. Erst dann, nach dem Tod seiner Frau, fühlte Macbeth sich von ihrem Gerede und ihrem sich steigernden Wahnsinn nicht mehr bedroht. Erst dann konnte er seiner Trauer Ausdruck geben: ›Sie hätte später sterben können.‹«
    »Ja. Genauso ist es mir bei Mrs Moody gegangen«, bestätigte Dr. Murray. »Ich hatte auch das Gefühl, dass sie später hätte sterben können.«
    Tommy sah den Arzt fragend an.
    »Wenn sich ein Arzt über die Todesursache eines Patienten nicht klar ist, gibt es nur eine Lösung: die Obduktion. Meistens sind die Angehörigen dagegen, und wenn der Arzt dann darauf besteht, und es stellt sich heraus – was sehr leicht vorkommen kann –, dass die Todesursache ganz natürlich war oder dass der Patient an einer nichterkannten Krankheit gestorben ist, dann kann das der Karriere des Arztes sehr schädlich sein.«
    »Das kann ich mir denken.«
    »In diesem Fall waren die Angehörigen entfernte Kusinen. Ich habe mich um ihre Genehmigung bemüht und rein medizinische Interessen vorgeschoben. So konnte ich die Sache weitgehend vertuschen. Glücklicherweise war es den Verwandten ganz egal. Ich war beruhigt, denn nach der Obduktion konnte ich mit gutem Gewissen einen Totenschein ausstellen…«
    Dr. Murray verstummte plötzlich. Tommy bewegte die Lippen, um eine Frage zu stellen, presste sie dann aber wieder zusammen. Dr. Murray nickte.
    »Ja, Mr Beresford. Sie wissen, worauf ich hinauswill. Der Tod erfolgte durch eine Überdosis Morphium.«
    »Um Gottes willen!« Tommy starrte ihn an.
    »Ja. Es kam mir selbst unglaublich vor, aber die Analyse war einwandfrei. Nun geht es um die Frage: Wie ist ihr das Morphium eingegeben worden? Als Medikament bekam sie es nicht, denn sie hatte keine schmerzhaften Krankheiten. Es gibt drei Möglichkeiten. Sie kann es aus Versehen genommen haben. Das ist sehr unwahrscheinlich. Sie hätte irrtümlich die Medizin einer anderen Patientin nehmen können. Aber man gibt Patienten keine größeren Mengen Morphium zur freien Verfügung, und das Heim nimmt keine Rauschgiftsüchtigen auf, die derartige Vorräte mitbringen könnten. Es mag sich um einen Selbstmord handeln, aber das erscheint mir fast ausgeschlossen. Bei aller Erregbarkeit war Mrs Moody ein heiterer Mensch; ich bin sicher, dass sie nie an Selbstmord gedacht hat. Die dritte Möglichkeit ist, dass ihr die tödliche Dosis absichtlich gegeben wurde. Aber von wem und warum? Natürlich hat Miss Packard Morphium und andere Drogen. Als ausgebildete Krankenschwester und Leiterin des Heims ist sie dazu berechtigt. Sie hält diese Dinge unter Verschluss. Es kommt vor, dass Ischias und rheumatoide Arthritis derart starke Schmerzen hervorrufen, dass gelegentlich Morphium gegeben wird. Wir hatten die Hoffnung, auf irgendeinen Umstand zu stoßen, durch den Mrs Moody versehentlich an dieses Morphium gelangt sein könnte, aber wir haben nicht eine einzige Möglichkeit entdecken können. Als Nächstes haben wir – Miss Packard hat das vorgeschlagen, und ich habe ihr zugestimmt – alle Todesfälle im Haus Sonnenhügel während der letzten zwei Jahre nachgeprüft. Glücklicherweise waren es nicht viele. Insgesamt nur sieben, und das ist bei so vielen betagten Menschen eine völlig normale Zahl. Zwei Fälle von Bronchitis und zwei Grippefälle. Das sind typische Krankheiten, denen geschwächte ältere Frauen im Winter zum Opfer fallen können. Es blieben drei Fälle mit anderen Todesursachen.«
    Dr. Murray machte eine

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