Lauter reizende alte Damen
zusammengehört…«
»Ja, es ist seltsam. Sehr seltsam sogar. Was meinen Sie, was nun geschehen soll?«
»Ich werde mich selbst auf die Suche machen. – Zuerst versuche ich es bei den Anwälten. – Sie brauchen ja gar nichts damit zu tun zu haben, aber ich möchte sie mir doch selbst gern mal ansehen und meine eigenen Schlüsse ziehen.«
12
V on der gegenüberliegenden Straßenseite aus betrachtete Tommy das Büro der Messrs. Partingdale, Harris, Lockeridge und Partingdale.
Es machte einen ungeheuer respektablen und ehrwürdigen Eindruck. Das Messingschild war abgenutzt, aber blank poliert. Tommy steuerte entschlossen auf die Pendeltür zu. Das gedämpfte Klappern von Schreibmaschinen begrüßte ihn.
Er trat an ein Schiebefenster zu seiner Rechten, auf dem AUSKÜNFTE stand. Dahinter war ein kleiner Raum, in dem drei Frauen Maschine schrieben und zwei Männer sich über ihre Schreibtische beugten und Urkunden kopierten. Alles war ein wenig staubig und roch nach Kanzlei.
Eine nicht mehr ganz junge Dame mit strenger Miene, verblasstem blonden Haar und einem Zwicker erhob sich. »Kann ich Ihnen helfen?«
»Ich würde gern Mr Eccles sprechen.«
Die Dame wurde womöglich noch strenger. »Sind Sie angemeldet?«
»Leider nein. Ich bin auf der Durchreise in London.«
»Ich fürchte, Mr Eccles ist sehr beschäftigt. Vielleicht könnte Sie einer der anderen Herren…«
»Nein, ich möchte gerade mit Mr Eccles sprechen, denn ich habe schon mit ihm korrespondiert.«
»Ach so. Dürfte ich Sie um Ihren Namen bitten?«
Tommy gab Namen und Adresse an, und die blonde Frau zog sich zu ihrem Schreibtisch und dem Telefon zurück. Nach kurzem halblautem Gemurmel erschien sie wieder. »Wenn Sie einen Augenblick im Wartezimmer Platz nehmen wollen, Sir. Mr Eccles ist in etwa zehn Minuten frei.«
Tommy wurde ins Wartezimmer geführt. In einem Bücherschrank standen alte juristische Wälzer, und auf dem runden Tisch lagen Finanzblätter aus. Tommy setzte sich und überdachte noch einmal seinen Plan. Er war auf Mr Eccles gespannt. Als er endlich in das Büro gebeten wurde und Mr Eccles sich hinter seinem Schreibtisch erhob, stellte er fest, dass er ihn, ohne es begründen zu können, unsympathisch fand. Mr Eccles war zwischen vierzig und fünfzig. Er hatte graue Haare, die an den Schläfen zurückwichen. Sein Gesicht war schmal, hart und unbeweglich, die Augen blickten klug, und hin und wieder zerbrach ein freundliches Lächeln die traurige Maske.
»Mr Beresford?«
»Ja. Es geht nur um eine Kleinigkeit, aber meine Frau ist darüber etwas besorgt. Ich glaube, sie hat Ihnen geschrieben; möglicherweise hat, sie auch telefoniert, um Sie nach der Adresse einer Mrs Lancaster zu fragen.«
»Mrs Lancaster«, sagte Mr Eccles und verzog keine Miene. Es war nicht einmal eine Frage. Er ließ den Namen in der Luft hängen.
Er ist ein vorsichtiger Mann, dachte Tommy. Aber als Anwalt ist es ihm wahrscheinlich zur zweiten Natur geworden, vorsichtig zu sein. Dann fuhr er laut fort: »Sie hat bis vor kurzem in einem Haus Sonnenhügel gewohnt, einem sehr renommierten Altersheim für Damen. Übrigens hat dort auch eine Tante von mir gelebt, die sehr zufrieden war und sich wohl gefühlt hat.«
»Oh, natürlich. Ja, jetzt erinnere ich mich. Mrs Lancaster. Soviel ich weiß, wohnt sie nicht mehr dort.«
»Nein.«
»Im Augenblick kann ich mich nicht entsinnen…« Er griff nach dem Telefon. »Ich muss mein Gedächtnis auffrischen.«
»Oh, da kann ich Ihnen helfen«, unterbrach ihn Tommy. Er berichtete kurz von dem Bild und Tuppences Wunsch, es Mrs Lancaster zurückzugeben.
»Aha«, sagte Mr Eccles. »Das ist aber sehr freundlich und entgegenkommend von Ihrer Gattin.«
Tommy lächelte liebenswürdig. »Ach, man weiß bei alten Menschen doch nie genau, wie sehr sie an etwas hängen. Das Bild hat keine nähere Bezeichnung. Es ist ein Haus in einer Landschaft. Vielleicht befindet es sich im Besitz der Familie von Mrs Lancaster.«
»Ja, ja.« Mr Eccles nickte. »Aber ich glaube nicht…«
Es wurde geklopft. Ein Angestellter kam herein und breitete einige Papiere vor Mr Eccles aus. Mr Eccles senkte den Blick. »Ah ja. Jetzt erinnere ich mich.« Er sah auf Tommys Karte. »Mrs Beresford hat kurz mit mir telefoniert. Ich riet ihr, sich an die Southern-Counties-Bank in Hammersmith zu wenden. Das ist die einzige Adresse, die ich kenne. Briefe an Mrs Richard Johnson, zu Händen der Bank, werden weitergeleitet. Mrs Johnson ist eine Nichte oder
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