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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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angewiesen, Sir. Aber ich könnte mir vorstellen, daß ein solches System die Frequenz unserer Ortungsgeräte ermittelt und dann mit eigenen Emissionen gegensteuert.«
    »Ist das technisch möglich, Captain?«
    »Es ist denkbar, Sir.«
    »Was wäre Ihrer Meinung nach notwendig, um sicher zu sein?«
    »Dazu ist es vorerst zu spät, Sir. Man hätte die Ortungsfrequenzen mehrmals wechseln müssen. Solche Systeme benötigen immer eine definierte Zeitspanne, ehe sie sich den veränderten Bedingungen…«
    »Wollen Sie damit sagen, wir hätten nicht sofort schießen, sondern erst beobachten sollen, Captain?«
    »Ich bin in der Tat der Überzeugung, daß der Schuß sehr übereilt war, Sir.«
    »Soll das ein Vorwurf sein, McBruns?«
    »Nein, Sir! Höchstens ein Hinweis.«
    »In Ordnung! Er ist angekommen. Aber so trinken Sie doch, Captain McBruns!«
    Der Commander blickt in sein Glas, nimmt abermals einen beträchtlichen Schluck und beobachtet dann angelegentlich die kleinen Eisstücke, die in seinem Juice schwimmen. Auf seiner Stirn hat sich eine tiefe Falte gebildet. Schließlich, nach einer langen Zeit des Schweigens, läßt er sich mit der Zentrale verbinden. »Lieutenant Taylor! Geben Sie mir bitte das Bodenbild auf meinen Monitor. Vielen Dank, Lieutenant!«
    Aus dem Kommunikator an der Stirnwand der Kammer schwenkt ein flacher Bildschirm, kleiner als die Sichtgeräte in der Zentrale, aber kaum weniger deutlich in der Darstellung. Das Abbild der Erde wirft bläulichen Schimmer auf die Wände und auf das Gesicht des Commanders. Unter ihnen ziehen langsam die Küste South Carolinas, Florida und der westliche Atlantik hindurch. Die Strukturen in Gelb, Blau und Grün sind klar und plastisch, als handle es sich um ein gestochen scharfes Farbfoto.
    Von der Gegend um Cape Canaveral gehen lange, eine wenig geschwungene Streifen zerflatternder weißer Wolken aus, die langsam auf das Meer hinaus zu driften scheinen. Sie sehen aus wie die tastenden Tentakel einer ungeheuren Seeanemone, die sich über die südliche Ostküste erhoben hat und den Himmel nach Beute absucht.
    »Gestern haben sie mit der Montage der Zeus begonnen«, sagt Morris, und in seiner Stimme ist eine Spur von Unwillen.
    Diese Nuance ist es, die Philipp verrät, daß sich der Commander wohl erst jetzt dem Thema nähert, über das er zu debattieren beabsichtigt. Alles andere war wohl nur ein Vorspiel.
    »Ich hätte nicht gedacht, daß wir so bald schon Unterstützung bekommen«, bemerkt er vorsichtig. Aber genau das scheint der Ton zu sein, der Glenn Morris herausfordert.
    »Unterstützung nennen Sie das?« fragt der Commander mit Eiseskälte in der Stimme. »Unterstützung? Sie haben doch Verstand, Captain. Benutzen Sie ihn! Die Zeus ist uns in der Ausstattung bei weitem überlegen. Sie ist das Modernste, was unser Land hervorgebracht hat. Und dieses Wunder an Technik sollte die Aufgabe haben, uns zu unterstützen? Glauben Sie das denn wirklich?«
    Morris ist auf ganz anderen Wegen der Überlegung zu demselben Punkt gelangt, an den Phil durch seine Intuition geführt worden ist: Sie sind nicht mehr wichtig. Sie alle nicht. Sie sind dabei, in den Strudeln der Zeit zu versinken.
    Für den Commander mag diese Erkenntnis deprimierend sein, die Zeit hat ihn von seinem Thron gestoßen und ist dabei, einen anderen hinaufzuheben, einen Jüngeren, Stärkeren, Klügeren, vielleicht auch Brutaleren. Aber damit hat er rechnen müssen. Und seinem Selbstverständnis entsprechend hat er alles für seine Welt getan, was er tun konnte.
    Er, Philipp McBruns oder Barrymore oder wie auch immer, hingegen muß sich fragen, ob sein Leben nicht umsonst gewesen ist, ob er nicht weniger für die Menschheit geleistet hat als irgend jemand von den Milliarden dort unten auf dem wundervollen Planeten, die wenigstens etwas getan haben, Häuser gebaut oder Bäume gepflanzt, ein Kind gezeugt und großgezogen oder was immer. Etwas wird von jedem dort unten bleiben, wenn überhaupt etwas bleibt. Was aber wird von ihm bleiben? Nicht einmal eine Erinnerung. Vom Namen ganz zu schweigen. Das ist nicht nur deprimierend, das ist vernichtend. Denn nichts zählt weniger als eine Absicht, die sich als überflüssig erweist. Narrenspiele! Steine gegen Campzäune! Mehr nicht.
     
    Unter ihnen verschwimmen die letzten der weißen Wölkchen, die von dem Neuen zeugen, das in ihr Leben getreten ist. Der Wind hat sie nach Osten getrieben. Jetzt liegt der Atlantik unter ihnen wie ein blauer Spiegel, über den das

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