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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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Stimme klingt ein wenig verwundert, als er das Ergebnis mitteilt: »Druckabfall im Versorgungssystem unter vierzehn Prozent, konstant. Triebwerksleistung in der Norm, stabil. Absorber: sechs Prozent minus, bleibt!« Er blickt sich um, lächelt, sagt: »Also dann!«
    Langsam drehen die Triebwerke hoch, die Arrow wendet auf der Stelle, Sonnenreflexe huschen über die Tableaus. Plötzlich scheint die Welt wieder in Ordnung zu sein. Für Donald Morgan auf alle Fälle, für mich nicht ganz, ich habe das Gefühl, daß mich die Unendlichkeit gestreift hat, und ich begreife nicht ganz, weshalb die Welt noch immer existiert, weshalb sie noch immer so zu sein scheint, wie sie vor einer Stunde war.
    Ich traue dieser Ruhe nicht, die da auf diesem Planeten herrscht, dem wir jetzt entgegenfallen. Mir scheint, diese Welt halte den Atem an, hole gleichsam tief Luft, um in der nächsten Minute mit einem gewaltigen, elementaren Knall zu zerspringen.
    Und dann macht sich in mir ein Gedanke breit, den ich selbst nur schwer zu begreifen vermag. Ich befürchte, diejenigen, die da eben Freunde und Kameraden verloren haben, könnten den Schlag hinnehmen, ohne ihn zu erwidern, unfähig, ihn zu erwidern. Ich befürchte es, obgleich ich weiß, daß ihre adäquate Antwort unser aller Ende einleiten würde.
    Ich kann nicht aus meiner Haut, deutlich spüre ich etwas wie mißbilligenden Verdruß, daß sie nicht reagiert haben, und den vermag auch die rationale Überlegung, daß es so und nicht anders für uns alle am besten ist, nicht zu verdrängen.
    Ist das noch vernünftig? Oder ist es einfach menschlich?
     
    Eine halbe Stunde später taucht die Odin vor uns aus dem Farbenspiel des Planeten, eine ringförmige, vielfach verstrebte Konstruktion vor den graugrünen Ebenen Eurasiens. Der Leitstrahl zirpt durch das Cockpit, und auf dem Display des Navigationsrechners faltet ein blauer Schmetterling seine Lichtflügel zusammen.
    Wir sind so gut wie daheim.
    Daheim? Lächerlich! Du kehrst zurück in eine Mörderhöhle und fühlst dich zu Hause Philipp Barrymore?
    Da aber wird das Anlegemanöver durch einen Befehl des Commanders abrupt unterbrochen. »Achtung, Arrow eins! Achtung, Morgan! Sofort stoppen! Bremsen Sie mit äußerster Kraft. Arrow eins! Bleiben Sie auf Position. Raumkörper aus Quadrant…«
    Dann scheint es ihm die Sprache zu verschlagen. Und uns ebenfalls. Denn aus dem Gold der glühenden Sonne hinter uns schießen silberne Pfeile heran, unheimlich schnell, kaum größer als gewöhnliche Mittelstreckenraketen, zwei, vier, neun, zwölf, ein Schwarm winziger Insekten, die sich auf einen Elefanten stürzen.
    Sie fallen so nahe an uns vorbei, daß wir die spöttisch verzogenen Gesichter der Piloten durch die Vollsichtkanzeln sehen können. Und ihre Augen? Schwarze, großflächige Scheiben wie die Facettenaugen von Insekten, Wandlerbrillen wahrscheinlich. Ja, ich habe sie gesehen, den Bruchteil einer Sekunde lang, und mir kommt der Gedanke, daß alles, was ich bisher getan habe, in gewisser Weise überflüssig gewesen sein könnte.
    Zwischen den Speichen der Odin flammt ein Dutzend künstlicher Sterne auf, Lichtsplitter, die, einander fast berührend, die engen Zwischenräume durchtauchen und sich danach radial von der Station entfernen, silbernen Strahlen gleich, einen Moment lang an eine sich entfaltende Blüte erinnernd. Ein phantastisches Manöver. Und sicherlich auch eine nachdrückliche Warnung.
    Aber es hat keinen Sinn, einen Mann wie Glenn Morris warnen zu wollen. Das käme dem Versuch gleich, einen Hai davon zu überzeugen, daß es nach menschlichen Maßstäben verwerflich ist, hilflose Badegäste zu fressen.
     
    Der Jubel in der Zentrale ist einer Art martialischer Entschlossenheit gewichen. Sie haben sich durch das plötzliche Auftauchen der Einmannraketen, die schneller und beweglicher zu sein scheinen als die eigene Superwaffe, die Arrows, überraschen lassen. Das wird nicht noch einmal geschehen. Alle Ortungsgeräte sind seitdem doppelt besetzt.
    Da stehen wir nun in unseren goldglänzenden Anzügen den Kameraden in der Zentrale gegenüber, Morris mit seinem bis an den Nabel offenen rostfarbenen Skaphander, Graves in knalligem Gelb und den anderen, Newman, Brake, Balmein, und einigen, von denen ich nicht einmal die Namen weiß. Und ich finde, daß sie sich alle irgendwie antiquiert ausnehmen, plump und gestrig. Kann das an meinem Anzug liegen? Nur daran, daß ich dieses goldfarbene Ding trage?
    Der Commander nimmt meine

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