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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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Meldung mit offensichtlicher Zerstreutheit entgegen. Sein Blick wandert von einem zum anderen, bleibt besonders lange an mir hängen, und seine Hand fährt selbstvergessen zwischen die Verschlußleisten seines Overalls.
    »Ziehen Sie sich um«, sagt er schließlich. »Ich möchte Sie hier in der Zentrale nur in Ihrer normalen Dienstkleidung sehen.«
    Er erwähnt weder den Abschuß des fremden Satelliten noch den Anflug der Einmannraketen, der ihn gewiß nicht gleichgültig gelassen hat, er wendet sich dem Navigationspult zu und schaltet an den Antrieben der Außenkameras herum.
    Als ich die Zentrale verlassen will, tritt Newman an mich heran und befühlt meinen Skaphander, als prüfe er den Stoff für einen neuen Anzug. »Sieht gut aus. Beim nächsten Mal werde ich an deiner Stelle fliegen, Phil. Klar?«
    Ich nicke. Mir ist es recht. Mein Platz ist ohnehin am Laserleitstand der Odin. Was mich hingegen stört, ist die Spur von Neid, die ich aus seinen Worten heraushöre. Neid worauf? Auf einen glänzenden Skaphander, auf Tand?
    Ich habe schon die Schleuse betreten, als mich Glenn Morris zurückruft. Er mustert mich von oben bis unten, eingehend, bis auch ich an mir herabblicke, fürchtend, etwas an meiner Kleidung errege sein Mißfallen. Da grinst er, als habe er mich soeben bei einer unmoralischen Handlung ertappt.
    »Ich möchte Sie heute abend noch sprechen, Captain«, sagt er. »Sie wissen, daß ich viel von Ihrem scharfen Verstand halte.«
    Mir gelingt es, nicht weniger süffisant zurückzugrinsen. Ich fürchte keine bohrenden Fragen, und selbst die Enttarnung fürchte ich nicht. Ich habe das Gefühl, daß wir nicht mehr wichtig sind. Ich nicht, Dora nicht und der Commander schon gar nicht. Allerdings könnte ich nicht erklären, worauf sich dieses Gefühl gründet. Aber ich weiß, daß ich mich, was Intuition angeht, nur selten geirrt habe.
    Wenn man so lebt, wie ich jahrelang gelebt habe, dann entwickelt man ein fast animalisches Gespür für Situationen, eine sozusagen autogen antrainierte Komponente der inneren Empfindungswelt, ohne deren Wirken Leute wie ich kaum überleben könnten.
     
    Glenn Morris schiebt ein Glas über den Tisch. »Trinken Sie das, Captain! Sie werden es brauchen.«
    Sie sitzen sich in der spartanisch eingerichteten Kammer des Commanders am Tisch gegenüber. Zwischen ihnen stehen nur eine Flasche und zwei Gläser, direkt auf der glatten Kunstholzplatte. Das Gespräch schleppt sich dahin. Bisher hat sich Morris nicht entschließen können, auf den Kern der Sache zu kommen. Jetzt aber scheint er sich seinem eigentlichen Anliegen nähern zu wollen. Die Aufforderung, zum Glas zu greifen, ist ein Abschluß und ein Anfang, eine Zäsur gewissermaßen.
    Der Juice enthält einen kräftigen Schuß Alkohol.
    »Machen Sie nicht ein solch vorwurfsvolles Gesicht, McBruns. Ich sagte doch schon, daß Sie es brauchen werden.«
    Glenn Morris schiebt sein Glas hin und her, eine Bewegung, die auf der nackten Tischplatte unangenehm schleifende Geräusche verursacht.
    »Wo, meinen Sie, Captain, kamen die zwölf Zwergraketen her?« beginnt er endlich.
    Philipp hebt die Schultern. »Ich denke, daß es der Satellit war, der…«
    »Der Vier-D-Satellit, meinen Sie?«
    »Wir sollten diese Bezeichnung in Zukunft nicht mehr verwenden, Sir. Diese Satelliten haben nichts mit der vierten Dimension zu schaffen. Wir konnten ihn sehen, ganz deutlich.«
    »Und den Treffer? Haben Sie auch den Treffer sehen können?«
    »Nein, Sir!« Einen Augenblick lang fühlt Philipp sich versucht, auf die Gründe einzugehen. Am liebsten würde er die Rücksichtslosigkeit, mit der Morris Angehörige der eigenen Mannschaft in akute Lebensgefahr gebracht hat, beim Namen nennen, aber dann sagt er sich, daß ein solcher Vorwurf das Gespräch nur unnötig belasten würde. Als der Commander den Schuß befahl, war die Vernichtung drei seiner Untergebenen einkalkuliert. Darauf muß man ihn nicht hinweisen. So schüttelt Phil nur den Kopf und wiederholt: »Nein, Sir!«
    Über das Gesicht des Commanders huscht die Andeutung eines Lächelns. »Sehr schade. Es war eine großartige Sache.« Er nimmt einen langen Zug aus seinem Glas mit gedoptem Juice. »Und weshalb haben wir dieses Ding nicht sehen können, Captain, wenn es doch, wie Sie behaupten, kein Vier-D war?«
    »Ich denke, daß sie über ein System verfügen, das unsere Ortungsstrahlen absorbiert oder paralysiert, Sir.«
    »Etwas weniger allgemein, bitte!«
    »Ich bin auf Vermutungen

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