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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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machen verstehen, daß sie nicht zu ihrem Vergnügen im Orbit herumfliegen, und bei Howard Skelton.
    In den dunklen Augen der Navigatorin steht deutlich Ablehnung, und Skeltons Grinsen ist alles andere als echt. Ich registriere seinen verkniffenen Gesichtsausdruck mit Interesse. Aber ich gehe nicht soweit, dahinter menschenfreundliche Gründe zu vermuten, nein, ich bin ziemlich sicher, daß diese kaum merkliche Variante seines Verhaltens etwas mit dem Maß an Angst zu tun hat, die sicherlich jeder in dieser oder einer ähnlichen Situation empfindet.
    Übrigens ist die Navigatorin, die den Commander noch immer mit dem Ausdruck forschenden und gleichzeitig distanzierten Interesses mustert, vielleicht die Frau hier an Bord, die mich innerlich am meisten beschäftigt. Wie sie zu uns anderen einen bestimmten Abstand hält, ohne dabei überheblich zu wirken, imponiert mir und reizt mich zugleich, diese Distanz zu überwinden.
    Mein zweiter Blick gilt Liliana. Sie ist plötzlich wie erstarrt, das warme Lächeln in ihren Augen ist erfroren.
    Aber ich habe keine Zeit mehr, mich nach ihren ureigensten Gründen zu befragen, denn Jane Blackwood hebt den Kopf und deutet auf ihren Meßschirm. »Dort!« flüstert sie. »Seht doch nur dort!« Und auch auf den anderen Gesichtern gefriert das Lächeln.
    Es spricht für die Selbstbeherrschung des Commanders, daß er Haltung bewahrt. »Sergeant Blackwood! Exakte Meldung! Sofort!«
    Janes Stimme ist noch immer ohne Klang: »Zweiter Flugkörper auf dem Schirm, Sir! Typ nicht gespeichert. Ansprache ohne Ergebnis. Nähert sich mit hoher Geschwindigkeit…, exakt… einsnullvierzig!«
    Wieder geht diese erstaunliche Veränderung mit Glenn Morris vor sich. Aufstehen, sich straffen, Schultern zurück, Stahlblick. Dann kommen seine Befehle, laut und genau: »Beide Objekte auf Zielrechner. Volle Feuerkraft auf Orbitalwaffen. Bordversorgung auf Minimum. Schotte schließen. Schutzanzüge anlegen. Dies ist die Alarmstufe rot!«
    Es gibt keine Hektik, kein Durcheinander, alles ist hundertmal trainiert worden und läuft nun mit höchstmöglicher Präzision ab, denn Nachdenken ist nicht erforderlich, selbst Konzentration ist überflüssig, sie führen Bewegungen aus, die längst im Unterbewußtsein verwurzelt sind, automatisiertes Zusammenspiel der Komponenten einer exakt funktionierenden Maschinerie. Und dann dazwischen wieder Jane Blackwoods Stimme, die, nun über Bordfunk, eine eigentlich absolut unverständliche Beobachtung meldet: »Der unbekannte Raumkörper ist nicht zu fixieren, Sir!«
    »Holen Sie ihn, verdammt noch mal, auf den Rechnerschirm, Sergeant!« zischt der Commander. Jetzt zum erstenmal scheint der Panzer seiner Selbstbeherrschung durchbrochen. Jetzt ist die Gefahr, die von ihm ausgeht, unermeßlich.
    Und du sitzt, hast die Hände auf die Tastatur des Facettenlasers gelegt und wartest auf den Befehl, der dein Leben zur Farce machen oder dich entlarven wird. Früher hast du in solchen Situationen gebetet, Philipp Barrymore. »Herrgott, laß es nicht zu. Gib mir Zeit, lieber Gott! Laß es nicht jetzt geschehen, nicht, wenn ich hier an diesen vermaledeiten Sessel gefesselt bin.«
    Glaubst du denn immer noch an Gott, Phil? Darf jemand wie du überhaupt an Gott glauben?
    »Ich bekomme ihn nicht auf den Schirm, Commander. Nicht auf diesen Rechnerschirm. Keine Spur von ihm!« Abermals die Stimme Janes, aus der jetzt trotz dieser bestürzenden Feststellung keinerlei Unsicherheit mehr klingt. Auch Jane ist ein Teil der Maschinerie geworden.
    Die folgenden Minuten – oder sind es Stunden? – erlebst du wie in einem Traum. Zuerst, gleich nachdem du begriffen hast, was Janes Worte bedeuten, ist da der Gedanke, deine Bitte könnte wirklich erhört worden sein, ein schmerzlicher Gedanke.
    Der Mensch als Spielball unerkennbarer Mächte, als hilfloses Objekt des Fatums vielleicht gar? Nein! Denn das wäre das Ende aller Vernunft, wäre die Negation jeglichen menschlichen Wertes. Und auf der Nutzenseite deines Lebens, Philipp Barrymore, stünde eine riesige, nackte Null.
    Der unbekannte Satellit ist nach wie vor nicht mit dem Zielgerät anzumessen. Dort auf dem Schirm Janes rotiert lediglich das Abbild der Bola, gleichmäßig und unbeeindruckt. Ansonsten ist die mäßig gewölbte Fläche leer. Als gäbe es den auf Kollisionskurs laufenden Körper nicht. Und auch nicht die Gefahr einer Katastrophe, ob sie nun beabsichtigt sein mag oder nicht.
    Dabei zeigt er sich auf den Direktsichtschirmen

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