Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
Vom Netzwerk:
diese Rache vollzogen werden, wenn nicht an diesem boshaft unbeeindruckten Zivilsatelliten dort drüben? Ich spüre deutlich, wie sich die Spannung der einzig möglichen Form ihrer Entladung nähert. Plötzlich, will mir scheinen, ähneln sich die Gesichter um mich her in erschreckender Weise.
    »Schott vier schließen! Laser auf minimalen Fächer! Maximale Emissionsstärke beibehalten! Ziel auffassen!«
    Da ist sie also, die Stimme des Commanders, ohne Emotionen, wie es den Anschein hat, und doch ein wenig atemlos, der Anfang einer Befehlskette, die mit der Weisung zur Vernichtung enden wird. Ich hatte lange genug Gelegenheit, ihn zu studieren, diesen Glenn Morris, um beurteilen zu können, daß es weder Bedenken noch gar Besorgnisse sind, was ihm den Atem verschlägt. Es ist der Zorn, nichts anderes. Und sein Zorn wird genau die Reaktion auslösen, die ich befürchtet habe, ohne sie doch ganz für möglich zu halten.
    Meine Finger hasten über die Sensoren der Leitanlage, gelenkt von einem Hirn, das mir nicht mehr zu gehören scheint, das funktionelles Detail der Maschinerie geworden ist. Ich sehe keinen Ausweg, ja nicht einmal mehr die Möglichkeit, Bedenken zu äußern. Nicht ohne Grund sind die Befugnisse an Bord dieses angeblichen Forschungssatelliten militärisch geordnet, über Befehle darf frühestens nach deren Ausführung diskutiert werden.
    Mir ist klar, daß ich bis zum Äußersten zu gehen haben werde, aber ebenso sicher bin ich, daß ich mich weigern werde, das Äußerste zu tun. In welcher Weise, das werde ich erst im letzten Moment entscheiden können. Jetzt, meine Finger beobachtend, die ein eigenes, von mir unabhängiges Leben zu führen scheinen, bin ich außerstande, eine klaren Gedanken zu fassen.
    Zweimal muß ich die Einstellung auf dem Manual korrigieren, ich habe den Eindruck, in meinem Hirn beginne sich ein Vakuum auszubreiten, das den letzten, den alles entscheidenden Befehl herbeisaugt. Da! »Was ist, Captain? Angst?«
     
    Eine Galgenfrist, diese Frage. Verlängere sie, Philipp Barrymore. Zögere den letzten Moment hinaus.
    »Möglich, Sir. Denn wenn wir die Bola vernichten, kann das unabsehbare Folgen haben.«
    Blick dich um, Phil! Sieh ihn an, du gewinnst vielleicht abermals einige Sekunden. Es wären Sekunden für die Erde.
    Glenn Morris steht fest auf maximalem Magnetfeld, ein wenig vorgeneigt, mit eckigen Schultern und scharf gezeichneten Wangenknochen, die Hände in die Lehne meines Sessels verkrallt.
    »So ist es, Captain. Allerhand Folgen. Aber sie sind nicht unabsehbar. Demonstrationen, Proteste, eine Verurteilung im Weltsicherheitsrat, Abbruch der Verhandlungen, das alles könnte Amerika verkraften. Meinen Sie nicht?« Zehn Sekunden.
    »Wenn es nur das wäre, Sir. Ich glaube aber, daß wir damit den Krieg auslösen würden. Den dritten Weltkrieg, den letzten, wenn Sie mich fragen. Denn wir würden denen dort drüben das Recht…«
    »Den letzten Krieg, sagten Sie, Captain? Sie meinen, daß es danach nie wieder einen Krieg geben würde? Sind Sie sich denn unserer Überlegenheit so sicher? Glauben Sie auch, daß wir sie einfach wegpusten könnten, wie sich Mister Newman auszudrücken beliebte?« Zwanzig Sekunden.
    »Nein, Sir! Ich bin Realist. Und wenn ich das auf der Erde vorhandene Vernichtungspotential in Rechnung stelle, dann muß ich mir sagen, daß es nach einem dritten Weltkrieg keine Menschen mehr geben würde, die einen Krieg führen könnten. Hier nicht und dort nicht. Das ist alles!«
    »O Phil!« Das war Janes Stimme, mit einem Unterton, als hätte ich ihr soeben angekündigt, den Präsidenten ermorden zu wollen. Dreißig Sekunden.
    »Sagen Sie, Captain McBruns, unterhalten Sie vielleicht geheime Verbindungen zu den Kommunisten?«
    Etwas Besseres fällt ihm nicht ein, kann ihm nicht einfallen, denn seine Welt präsentiert sich in einfacher und vor allem überschaubarer Form. Wer anderen als seinen Denkstrukturen folgt, der steht auf der falschen Seite, auf der Seite des Kommunismus. So einfach ist das. Die Welt ist unterteilt in hier und dort, in gut und böse.
    »Nicht daß ich wüßte, Sir. Aber ich kann rechnen. Und seit mehr als einer Minute weiß ich, daß die da drüben über Dinge verfügen, von denen wir keine Ahnung haben. Soweit ich mich erinnere, hatte Amerikas Stärke immer auch mit der Klugheit seiner…«
    »Ach, hören Sie doch auf, Mann! Sie reden wie ein Demagoge. Ich sollte tatsächlich…«
    Fast eine Minute ist die Welt älter geworden… Jetzt ist

Weitere Kostenlose Bücher