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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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Risiken. Außerdem ließ ihn die Erzählung des Mädchens über ihr Zusammenleben mit den Affen nicht los. Seine Phantasie gaukelte ihm Situationen vor, die er mehr als grotesk fand.
    So setzte er sich an die Bar, bestellte einen Gin und nahm sich vor, schlafen zu gehen, wenn das Glas leer war. Um das Mädchen würde er sich einfach nicht kümmern. Mochte sie von ihm denken, was sie wollte.
    Als er sein Apartment betrat, saß Glenn Morris im Liegesessel und rauchte, das Zimmer war blau von Zigarettenqualm. Betty war nirgends zu sehen. Auch im Bad, dessen Tür weit offenstand, war sie nicht mehr.
    Er mußte wohl sehr verdutzt aussehen, denn Morris zog eine Grimasse, von der man nicht wußte, ob sie Zorn oder Heiterkeit ausdrücken sollte. »Das sind vielleicht prüde Ziegen«, sagte er. »Laufen splitternackt herum, und wenn du…« Er winkte ab. Danach warf er die Zigarette in den fast schon vollen Aschenbecher, kippte den Sessel nach hinten und war nach kaum einer Minute eingeschlafen.
    Unter der Dusche spürte Phil das Bedürfnis, laut zu pfeifen. Daß die Mädchen Glenn Morris aus dessen eigenem Apartment vertrieben hatten, empfand er als äußerst belustigend.
     
    Als er am nächsten Morgen mit Glenn Morris beim Frühstück saß, kamen die beiden Mädchen zu ihnen an den Tisch, grüßten und langten kräftig zu. Nichts deutete darauf hin, daß vom Abend zuvor Spannungen geblieben waren. Sogar Morris versuchte ein freundliches Lächeln. Die Besprechung im Büro der Space Force war für den Nachmittag angesetzt, und so schlenderten sie nach dem Frühstück zu viert durch den Villenvorort Claridge, eine der Siedlungen, mit denen sich Houston immer tiefer in die Colorado-Wüste hineinfraß.
    Sie gingen langsam und ohne ein anderes Ziel, als die Zeit bis zum Nachmittag herumzubringen. Hin und wieder kauften sie sich ein Eis, eine Cola oder irgendwelchen Tand.
    Gegen Mittag äußerten die Mädchen den Wunsch, in die City zu fahren.
    Doch Glenn Morris lehnte rundweg ab. »Das kommt überhaupt nicht in Frage. Zumindest für Phil und mich nicht. Wenn ihr fahren wollt, niemand hält euch hier fest.«
    Es gab mehrere Gründe, die dagegen sprachen. Abgesehen davon, daß sich das Gebäude der Space Force auf halbem Weg zwischen Claridge und der City befand, war es zwischen den Beton- und Glastürmen der Stadt in dieser Jahreszeit heiß und stickig. Weder die Palmen noch die unzähligen Springbrunnen vermochten das Klima Houstons so zu verbessern, daß man es als angenehm empfinden könnte.
    Vielleicht aber hätte auch das sie nicht abgehalten, dem Wunsch der Mädchen nachzukommen, wenn es nicht noch ein Weiteres gegeben hätte, das ihnen verbot, sich an diesem Tag in der City aufzuhalten. Für die Stunden der Siesta, der heißesten Zeit des Tages also, war der Beginn einer Demonstration angesagt, die eine der größten in der Geschichte der USA werden sollte. Man rechnete mit der Teilnahme von mehr als zwei Millionen Menschen, vorwiegend jungen Leuten, die sich auf diese Weise gegen die Indienststellung des ersten Testsatelliten der Space Force zu äußern gedachten. Für potentielle Angehörige dieser Institution war es selbstverständlich absolut unmöglich, an derartigem teilzunehmen, auch nicht zwei hübschen Mädchen zuliebe.
    Schon jetzt, am späten Vormittag, war es, als hole die Stadt tief Luft. Von den acht Spuren der Schnellstraße waren sieben in Richtung auf die City geschaltet. Und doch schob sich auf diesen sieben Spuren ein nicht abreißender Strom von Fahrzeugen nach Westen, wo die Bürotürme von Houston City wie ein dräuendes Gebirge aus grauen, gelben und schwärzlichen Felsen über die Bäume des Claridge-Parks ragten. Die Luft in der Nähe der Straße war erfüllt vom Gesumm und von der hitzeflirrenden Abluft der Elektroantriebe.
    »Euch ist es also einerlei, ob sie uns dieses Mistding an den Himmel hängen oder nicht«, sagte die Größere, von der Philipp noch immer nicht wußte, wie sie hieß. Sie versuchte, Glenn am Arm festzuhalten.
    Phil spürte, wie sich Bettys Hand in seine Rechte schob. Es war eine Geste, die ihm gleichzeitig hilflos und zutraulich erschien.
    »Aber nein!« erklärte Morris wahrheitsgemäß. »Das ist es uns ganz und gar nicht.«
    »Dann solltet ihr mit uns kommen und etwas gegen diese Schweinerei unternehmen«, forderte das Mädchen.
    Morris machte sich los und trat einen Schritt zurück. »Ich habe gesagt, daß es mir nicht einerlei ist. Nicht, daß ich dagegen

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