Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
Vom Netzwerk:
Rand der Colorado-Wüste, begann. Die Straßen zwischen dem Vorort und der City waren seit dem Morgen durch eine unübersehbare Menschenmenge blockiert. Und sie schien sich noch immer zu vergrößern. Sie brandete um den Fuß des turmhohen Hauses wie Meereswogen um eine Klippe. Hin und wieder hörte man Sprechchöre, die den Abbruch der Montagearbeiten für den Testsatelliten forderten.
    Und da stellte der Mann eine solche Frage.
    »Wenn wir auch sicherlich nicht so gut informiert sind wie Sie, Sir«, antwortete Morris und betrachtete seine Handknöchel, »was die da unten von uns wollen, wissen wir.«
    »Ich werde Sie nicht fragen, was Sie davon halten«, sagte der Mann.
    »Müssen Sie auch nicht, Sir«, bestätigte Morris, immer noch in die Begutachtung seiner Hände vertieft.
    Ein weiblicher Sergeant brachte Kaffee und belegte Brote. Die junge Frau trug eine knappe Uniform in der Khakifarbe der Space Force und ein vorschriftsmäßig gerade sitzendes Käppi, unter dem blonde Locken hervorquollen. Sie ähnelte Betty, blond und gebräunt, wie sie war, aber sie wirkte ungleich steifer. Sie verzog keine Miene, als sie die Tassen ordnete und den Teller mit Sandwiches in Reichweite ihres Chefs plazierte. Als sie den Raum verließ, salutierte sie exakt.
    »Genieren Sie sich nicht, meine Herren«, sagte der Mann kauend. »Greifen Sie zu!«
    Sie tranken schweigend Kaffee und aßen ihre Sandwiches.
     
    Gut eine Viertelstunde mochte vergangen sein, als das Fräulein Sergeant ungerufen ein zweites Mal erschien und das Geschirr zusammenräumte.
    »Einen Augenblick noch, Sergeant!« befahl der Mann, als sie sich entfernen wollte. »Lieutenant McBruns wird Sie begleiten.«
    Phil wertete es als gutes Zeichen, daß er mit seinem Dienstgrad benannt wurde. Gewiß aber deutete es darauf hin, daß der offizielle Teil begonnen hatte.
    Er wartete über eine Stunde im Vorzimmer, ehe er wieder hereingerufen wurde. Morris hatte den Raum bereits verlassen, durch eine Tür auf der anderen Seite. Philipp nahm Haltung an und meldete sich vorschriftsmäßig zur Stelle.
    »Setzen Sie sich, Lieutenant«, sagte der Mann. »Obwohl wir es kurz machen können.«
    Etwas in Phils Brustkorb zog sich schmerzhaft zusammen. Furcht, versagt zu haben, überfiel ihn. Wenn alles, was er bisher getan hatte, umsonst gewesen sein sollte, er würde sich selbst zu hassen beginnen.
    Er hörte die Stimme des Mannes wie aus weiter Ferne: »… die Indienststellung der Forschungsstation Odin kurz bevor. Sie werden ab sofort mit dem Spezialtraining beginnen. Nach Gordon Point werden Sie also nicht zurückkehren.«
    Es war ein überwältigendes Gefühl, wie er es zuvor noch niemals erlebt hatte. Er hatte sein erstes, großes Ziel erreicht. Der Hebel, mit dem man die Vernichtung der Erde aufhalten konnte, würde sich in seiner Reichweite befinden.
    Seltsames geschah mit ihm. Er begann in ein Vakuum zu fallen. Und aus der Leere tasteten sich Gedanken an ihn heran, die angesichts dessen, was sich da eben ereignet hatte, unbedeutend wie winzige Stäubchen im Wind waren. Aber im Moment gab es für ihn keine anderen.
    »Der Wagen«, hörte er sich sagen. »Ich habe mir einen Wagen geliehen. Was wird mit dem geschehen, wenn wir nicht nach Gordon Point zurückkehren?« Und er wußte doch im selben Augenblick, daß es die abwegigste Frage war, die er überhaupt stellen konnte. Nur, andere Fragen hatte er nicht.
    Der Mann lachte lautlos.
    »Keine Sorge, Lieutenant«, sagte er. »Um den werden wir uns kümmern. Wenn Sie keine anderen Probleme sehen…«
    »Nein, Sir! Nicht daß ich wüßte.«
    Langsam, ganz langsam tastete sich die Realität wieder an ihn heran. »Vielleicht sollte ich mich bei Ihnen bedanken, Sir.«
    Der Mann lachte noch immer auf seine ungewöhnliche Art. »Das müssen Sie nicht, Lieutenant! Wenn Sie schon Ihren Dank abstatten wollen, dann nur Ihrer eigenen Zielstrebigkeit. Es waren allein Ihre Entwicklung und die daraus resultierenden Daten, was uns bewogen hat, Sie in das Kernteam der Odin aufzunehmen.«
    Es hatte also wirklich funktioniert. Er hatte sie getäuscht und gewonnen, alles gewonnen.
    Er stand auf und salutierte. »Darf ich wegtreten, Sir?«
    Auch der Mann erhob sich. Er kam um seinen Schreibtisch herum und reichte Phil eine kleine und dabei sehr feste Hand. »Sie treten Ihren Dienst in der Space Force im Rang eines Captains an. Ihr Aufgabengebiet wird die Bedienung der Laserleitanlage an Bord der Station Odin sein.« Er machte eine kleine Pause.

Weitere Kostenlose Bücher