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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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bin.«
    »Du…!« schimpfte das Mädchen.
    Morris lachte. »Ganz richtig«, bekannte er. »Ich bin dafür. Sehr sogar. Und mein Freund Phil auch.«
    Das Mädchen holte tief Luft, und einen Moment lang sah sie aus, als wollte sie die Diskussion fortsetzen. Dann aber besann sie sich und schüttelte den Kopf. »Was geht mich deine Meinung an«, sagte sie schulterzuckend und hakte sich bei Glenn ein. »Ich hätte jetzt gern einen großen Mac.«
    Phil fühlte, wie sich Bettys Händedruck verstärkte. »Die dort sehen mir nicht ganz geheuer aus«, flüsterte sie. »Geht jetzt bloß nicht dort hinüber.«
    Drüben an der Bushaltestelle, direkt neben der Hot-Dog-Bude, standen vier junge Männer und blickten ziemlich auffällig herüber. Es sah aus, als interessierten sie sich sehr für die beiden Mädchen. Sie trugen dunkle Jeans und schwarze T-Shirts, die mit silbernen Emblemen in der Form herabstoßender Adler bedruckt oder bestickt waren. Ihre Füße steckten in abgetragenen Sandalen. Sie setzten ihre Musterung auch dann noch ungeniert fort, als Philipp und Glenn sich nach ihnen umblickten. Der Kleinste von ihnen, ein untersetzter Bursche mit pechschwarzem Haar und Sonnenbrille, winkte herüber. »Kommt, laßt uns gehen!« bat Betty.
    Aber ihre Freundin, widersprach. »Ich habe gesagt, daß ich einen Big Mac möchte«, erklärte sie.
    Aus der City stieg ein erstes, offenbar nicht allzuweit entferntes Rauschen auf, Millionen skandierender Stimmen, deren Chor durch Häuserwände und Straßenschluchten zu einem undefinierbaren Gemurmel, ähnlich dem des Meeres nach einem Sturm, deformiert wurde. Einer der jungen Männer an der Haltestelle sagte etwas, und die anderen brachen in Gelächter aus.
    »Selbstverständlich bekommst du deinen Mac«, sagte Morris. »Daran können uns solche Typen wie diese da nicht hindern.« Und er ging hinüber zu der bunten Bretterbude, auf deren Tresen der Verkäufer mit einem nicht ganz sauberen Papiertuch herumfuhrwerkte.
    Philipp blieb an Glenns Seite, Betty nach sich ziehend. Ihre Hand war plötzlich hart und kalt.
    Die vier an der Haltestelle folgten ihnen mit den Augen, es wirkte, als zöge jemand die Köpfe von Marionetten an Fäden herum. Keinem von ihnen hätte Phil nachts in der U-Bahn begegnen mögen. »Sieh dich vor, Phil!« flüsterte Betty.
    Wieder stieg das gar nicht so ferne Rauschen in die hitzeflirrende Luft über der Stadt.
    Als sie ihre Macs vom Tresen nahmen, das fettige Papier vorsichtig zwischen zwei Fingern haltend, war Glenns Freundin verschwunden. Während der kurzen Zeit, die sie vom Rand des Parks bis hier herüber zur Haltestelle benötigt hatten, war sie untergetaucht, als hätte sie sich in Luft aufgelöst. Wahrscheinlich hatte sie sich nach rückwärts in den Park abgesetzt.
    »Sie wird gehen und mit den Spatzen pfeifen«, sagte Morris und deutete mit einer Kopfbewegung zur Stadt. Den Mac hielt er, als hätte ihm jemand eine Vogelspinne in die Hand gedrückt.
    Die vier Typen an der Haltestelle lachten schallend. »Ich werde ihnen ein Ding aufs Maul geben«, versprach Morris. »Die sollen sich gefälligst um ihren eigenen Dreck kümmern.« Er legte den Mac auf den Tresen zurück, ging aber dann doch nicht hinüber. Er begnügte sich mit einem wütenden Blick.
    Dann ging alles ziemlich schnell.
    Plötzlich standen die vier neben und hinter ihnen. Der eine nahm den Mac vom Tresen und biß hinein, ein anderer griff nach Bettys Mac, und der Dunkle mit der Sonnenbrille umfaßte Betty von hinten und legte ihr beide Hände auf die Brüste. Dabei machten sie Gesichter, als verrichteten sie irgendeine uninteressante Arbeit.
    Betty stieß einen Schrei aus.
    Es dauerte mindestens zwei Sekunden, ehe sich Philipp gefaßt hatte. Er spürte weder Zorn noch Ärger, er war nur sehr verblüfft. Mit einem nicht allzu heftigen, von oben geführten Hieb schlug er die Hände des Dunklen herunter und stieß ihn an der Schulter zur Seite. Der Mac rollte ein Stück über den staubigen Asphalt. Es sah ziemlich komisch aus. »Hau ab!« sagte Philipp. Noch immer war er ruhig.
    Das änderte sich sofort, als ein anderer eingriff. Der Mann sprang ihn von hinten mit hochgezogenem Knie an. Philipp spürte einen dumpfen Schmerz in der Nierengegend. Er sagte sich, daß es sinnlos wäre, gegen alle vier gleichzeitig zu kämpfen. Er wußte aus Erfahrung, daß man sich besser auf einen einzelnen konzentrierte. Er wählte den mit der Sonnenbrille, den Gefährlichsten wahrscheinlich, den Listigsten aber

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