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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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vom Geschaukel ihres Straßenschiffes. Gegen Mittag verstärkte sich das bis dahin fast unhörbare Rauschen der Pneus auf dem Asphalt, die Sonne begann den Belag aufzuweichen.
    Sie hatten den Alabama River eben nördlich von Mobile passiert, vom Anblick des tiefen, wildzerklüfteten Canons und der spinnwebdünnen Brücke darüber beeindruckt, als Philipp am Straßenrand zwei Mädchen stehen sah. Sie trugen knielange helle Hosen und farbenfreudige T-Shirts. Ihre Arme und Beine waren braungebrannt, und ihr Haar leuchtete hell wie Stroh in der Mittagssonne. Sie standen seitlich der Straße auf dem gelben Streifen heißen Sandes, und eine der beiden hielt den abgespreizten Daumen der rechten Hand in die hitzeflirrende Luft über dem Asphalt.
    Morris bremste den Wagen langsam ab, und Philipp sah im Rückspiegel, wie sich die beiden in Bewegung setzten.
    »Die werden schön schwitzen«, sagte Morris hämisch. »Pfui Deibel!«
    Als die Mädchen keuchend neben dem Wagen standen, erkundigte er sich nach ihrem Ziel.
    »Houston!« sagte die Kleinere, und Morris öffnete grinsend die hintere Wagentür. Die andere, ein wenig größere, stand auf langen, schlanken Beinen neben dem Wagen und ließ ihre Umhängetasche am Schultergurt baumeln. »Wo habt ihr euer Gepäck?« fragte Glenn Morris.
    Das Mädchen schwenkte die Tasche heftiger. »Das ist alles«, sagte sie. Dann tippte sie Philipp durch das geöffnete Fenster kurz auf die Schulter. »Geh nach hinten. Ich sitze lieber vorn neben dem Fahrer.«
    Sie behaupteten, Studentinnen aus Madison zu sein und sich auf einem Trip durch den Süden zu befinden. Als Morris verwundert fragte, ob man denn auf einer solchen Reise tatsächlich mit diesem Minimum an Gepäck auskommen könne, lachten sie.
     
    Warner’s Palace in Houston Claridge erwies sich als ein weitläufiges Areal verstreut stehender Bungalows, die in der nachmittäglichen Brise inmitten eines graugrünen Kuschelgeländes dösten. Sie waren durch gewundene Wege untereinander verbunden und ungefähr gleich weit von einem großflächigen Swimmingpool entfernt. Die Wagen wurden unter den auskragenden Dächern der Apartments geparkt.
    Im einzigen Restaurant des Komplexes, einer klimatisierten Riesenhalle mit zentralem Atrium, in dem Palmen wuchsen und ein Brunnen plätscherte, wurden ausgezeichnete Speisen und teure Getränke serviert.
    Sie luden die beiden Mädchen zum Essen ein.
    Die kleinere der beiden hatte Philipp anvertraut, sie heiße Betty, studiere Sozialpsychologie und habe bis kurz vor den Ferien in der Nähe von Madison als Mitglied einer Herde von Pavianen gelebt, was sie als ungeheuer aufregend bezeichnete. Er hatte sie weder nach ihrem Namen noch nach ihren Lebensumständen gefragt, und es interessierte ihn auch nicht, ob ihre Darstellung den Tatsachen entsprach. Allerdings war ihm bekannt, daß solch verrückte Experimente wie das von ihr geschilderte durchaus nicht zu den Seltenheiten gehörten.
     Während des Essens bemerkte er, daß sie über akzeptable Umgangsformen verfügte. Nur die feine Staubschicht, die ihre Arme bedeckte, störte ihn. »Du solltest bald duschen«, sagte er.
    Sie nickte schweigend.
    »Ich glaube, daß ich lieber schwimmen werde«, sagte die Größere. »Duschen mit vollem Magen bekommt mir nämlich nicht.« Und sie lachte so laut, daß sich die wenigen Gäste nach ihr umblickten.
    Später sahen sie, daß sie vom Swimmingpool hinüber zu Glenns Apartment ging. Sie war nackt. Das T-Shirt und die Kniehose trug sie über dem Arm. Offenbar hatte sie ihre Kleidung beim Baden gleich mitgewaschen. Ihr schlanker Körper war gleichmäßig gebräunt, und sie lief mit langen und dabei gleichsam schleichenden Schritten.
    »Sieht aus, als hätte auch sie mit Affen zusammen gelebt«, sagte Morris und verzog das Gesicht. Dann ging er ihr nach.
    Phil zögerte, sein Apartment aufzusuchen. Er glaubte zu wissen, was ihn dort erwartete. Sein Urteil über diese Art von Mädchen stand fest. Sie sind oberflächlich, genußsüchtig, sagte er sich, weil ihnen die Zeitumstände gebieten, nur an das Heute zu denken. Denn sie haben weder Hoffnungen noch Perspektiven. Sie leben heute, ob sie morgen noch leben werden, das wissen sie nicht. Mehr noch, sie bezweifeln nicht ohne Grund, daß es für sie ein Morgen geben wird. Deshalb sind sie so. Weil sie Hunger auf das Morgen haben und nicht glauben, daß sie lange genug leben werden, ihn zu stillen.

    Solche Zufallsbekanntschaften mochte er nicht. Er fürchtete die

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