Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
Vom Netzwerk:
Blau.
    An Steuerbord lag die Gegend, durch die Glenn Morris von einem verbissenen Indio geschleppt worden war. Es war abzusehen, daß der Captain nicht aufgeben würde.
    Sie hockten in den Sesseln ihres Leitstandes, ein rachebesessener Captain und ein verzweifelter Mann, der nicht wußte, in welcher Weise er sich gegen das Verhängnis zur Wehr setzen sollte.
    Hin und wieder ließ Glenn Morris die beiden Maschinen nach Süden einschwenken und befahl, die Küstenregion unter Beschuß zu nehmen. Wenn er glaubte, die günstigste Position sei erreicht, dann langte er an Philipp vorbei nach der Auslösetaste und feuerte eins der mit Luft-Boden-Raketen bestückten Register leer. Meist gelang es Philipp, die Register im geeigneten Moment um einen winzigen Betrag abzusenken, so daß die Projektile, da sie nicht zielprogrammiert waren, kurz vor der Küste ins Meer schlugen, wo sie nur gewaltige Sand- und Wasserfontänen verursachten. Einige wenige erreichten die Nordseite des Küstengebirges und rissen bräunliche, qualmende Wunden in die unter der mittäglichen Brise träumenden Hänge.
    Glenn Morris fluchte. »Wir müssen näher an die Küste heran und ein ganzes Stück tiefer gehen«, sagte er schließlich.
    Philipp wies auf den blaßrötlich zuckenden Schmetterling unter dem Auge der Radarkontrolle. Der getaktete Peilstrahl war noch immer gegenwärtig, wenn er den beiden Maschinen auch nur noch schwach zu folgen vermochte. »Wir riskieren abgeschossen zu werden, wenn wir…«
    »Ich trage hier die Verantwortung!« zischte Morris. Aber er konnte sich anscheinend nicht zu dem Entschluß durchringen, die beiden Maschinen in den Gefechtsbereich der neuen Küstenbatterien einfliegen zu lassen. Dazu waren sie viel zu dicht unter Land. Stürzte eine von ihnen ab, man hätte sie möglicherweise aus dem flachen Wasser bergen und anhand der Elektronik ihre Herkunft nachweisen können. So schoß Morris die Register leer, ohne seinem Zorn etwas anderes bieten zu können als umgepflügte Berghänge.
    Als sie sich querab von Dorién befanden, kam der Befehl, die Aktion zu beenden.
    Von da an schwieg Glenn Morris verdrossen.
     
    Bei der offiziellen Auswertung am Abend erfuhren sie, daß es sich bei dem am Vormittag geflogenen Angriff um den verlustreichsten gehandelt hatte, der jemals gegen die Isthmus-Region unternommen worden war. Von den vierzehn gestarteten Maschinen waren nur vier zurückgekehrt, nämlich außer den beiden von Morris gesteuerten Führungsflugzeugen nur noch zwei der bemannten Jagdbomber. Trotzdem wurde auf eine Gedenkminute zu Ehren der Gefallenen verzichtet, da erfahrungsgemäß mit der Heimkehr des einen oder anderen der abgeschossenen Piloten gerechnet werden durfte.
    Sie erfuhren aber auch, daß zur selben Zeit, als die vierzehn Maschinen der Gordon Eagles in das Abwehrfeuer der Luft- und Küstenschutzjäger gerieten, die 6. Flotte vor der Insel Mores aufgetaucht war, inmitten des Bahama-Archipels, dessen Bevölkerung seit mehreren Jahren deutliche Unabhängigkeitsbestrebungen erkennen ließ. Zur selben Minute also, in der den Flugzeugen der Weg in die Yucatánstraße verlegt wurde, begann an anderer Stelle die Vernichtung eines winzigen Eilands, auf dem sich das Hauptquartier der »Bewegung Freies Bahama« etabliert hatte. Mit Raketen und Granaten wurde die Insel förmlich umgepflügt. Vier Stunden später, die kläglichen Reste der Jagdbomberstaffel befanden sich bereits auf dem Rückflug, gingen auf Mores die Marines der 6. Flotte an Land und nahmen eine rauchende Trümmerstätte in Besitz.
    Ihr Sieg war äußerst enttäuschend, denn sie fanden nur einen einzigen Überlebenden, einen Ziegenhirten, der sich in einer Höhle oberhalb der Klippen an der Westküste verkrochen hatte, und drei Tote, die bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt waren.
    Das Exekutivkomitee mußte die Insel schon vor Tagen verlassen haben, wahrscheinlich unmittelbar nach der Rede des Präsidenten, in der er unter anderem die damals vor den Azoren liegende 6. Flotte in den Westatlantik beordert hatte.
    Immerhin wehte zu dem Zeitpunkt, da die vier entkommenen Maschinen im Tunnelmund der Basis Gordon Point untertauchten, über Mores bereits die Flagge der Ledernacken. Man hatte bewiesen, daß man imstande war, eine kleine, unbedeutende Insel zu vernichten.
    Der Angriff auf die Isthmus-Region war also nichts anderes als ein Ablenkungsmanöver gewesen, dessen erhebliche Risiken zudem einkalkuliert worden waren. Denn daß die Einsatzleitung

Weitere Kostenlose Bücher