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Lautlos im Orbit (1988)

Titel: Lautlos im Orbit (1988) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus - Lautlos im Orbit Frühauf
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mal! Und Sie geben mir das Bild auf den Hauptschirm, Lieutenant Balmein!«
    Der junge Mann am Feuerleitstand zeigt Spuren von Konfusion. Er nimmt mit der Rechten den Helm auf und versucht mit der Linken das Bildgerät umzuschalten, ein unmögliches Beginnen, weil sich die Bedienungselemente ebenfalls rechts von ihm befinden. Schließlich legt er den Helm auf der schrägen Platte des Bedienpultes ab und stellt die von Morris verlangte Verbindung her. Danach bekommt er den ins Rutschen geratenen Helm eben noch zu fassen und stülpt ihn sich über die blonden Locken. Da er die Helmscheibe zu schließen vergißt, handelt er sich einen weiteren Rüffel ein.
    Der Großbildschirm zeigt fünf winzige silbrige Splitter, die auf einer ziemlich exakten Kreislinie angeordnet zu sein scheinen.
    »Vielleicht Meteoriten«, sagt jemand unsicher, und Morris schnauft verächtlich.
    Dann schwenkt sich Balmein, der meine Anwesenheit endlich bemerkt hat, mit seinem Sessel herum und macht Anstalten aufzustehen.
    »Bleiben Sie am Gerät, Lieutenant!« faucht der Commander, und Balmein schwingt zurück, ein indifferentes Gemisch aus Verwunderung und Triumph auf dem Gesicht.
    Ich bin nicht sicher, ob sich diese Weisung des Commanders gegen mich oder Balmein richtet, tendiere aber zu ersterem. Morris traut mir nicht mehr. Und es ist abzusehen, daß mir die Hände gebunden bleiben werden, wenn Balmein nicht ein schwerwiegender Fehler unterläuft. Der kleine, kaum daumennagelgroße Schalter ist anders als aus der Position des Feuerleitoffiziers kaum zu erreichen, es sei denn, ich kletterte auf das linke Seitenpult. Die Reaktion des Commanders auf eine solche Eskapade kann ich mir ausmalen.
    Die silbernen Punkte auf dem Hauptbildschirm sind zwar optisch nicht größer geworden, aber dafür wechseln die Entfernungsangaben jetzt schneller. Die Raumkörper nähern sich. Und ich zweifle nicht, daß es sich um künstliche Körper handelt. Ihre Formation ist viel zu exakt und ihre Bewegungsrichtung viel zu genau auf uns fixiert, als daß es sich um natürliche Brocken handeln könnte, die zufällig in unsere Bahn geraten sind.
    Mag sein, daß sich in den nächsten Minuten alles von selbst erledigt. Niemand besitzt die Fähigkeit, diese fünf winzigen, überschnellen Raketen auf einmal zu vernichten. Auch mir würde das nicht gelingen. Selbst bei größter Konzentration nicht. Zudem habe ich nicht den geringsten Grund, mich einzumischen.
    Eine außergewöhnliche, eigentlich kaum glaubhafte Situation: Du befindest dich mitten im Zentrum einer Schießscheibe und hoffst, daß der Schütze sein Ziel nicht verfehlen wird. Und du bist dabei ganz ruhig, du spürst sogar etwas, was man mit dem Begriff fröhliche Erwartung definieren könnte. Ist so etwas denn überhaupt möglich?
    »Geben Sie ihm Hinweise, Captain McBruns!« Die Stimme des Commanders, ungeduldig und scharf. »Röntgenortung, Balmein!«
    Eine automatische Reaktion. Der Befehl hat eine Kette von Vorgängen ausgelöst, die des rationalen Denkens in keiner Weise bedürfen, die antrainiert sind, vorprogrammiert. Du kannst einfach nichts dagegen tun, wenn der Befehl nur überraschend genug kommt. Und Glenn Morris weiß das genau. Er hat dich überrumpelt, mein Lieber. Gleich werden sie wissen, was es mit den fünf »Meteoriten« auf sich hat.
    Ein Stöhnen geht durch die Zentrale. Der Bildschirm zeigt die Linearprojektion eines langgestreckten, torpedoförmigen Gegenstandes, zwei Sekunden lang, dann sind da wieder nur die fünf silbrigen Punkte. Aber sie haben sich nun auch optisch deutlich genähert. Die Splitter sind zu kleinen Körpern geworden.
    »Klar am Fächerlaser!« befiehlt Glenn Morris und läßt sich in Erwartung der notwendigen Manöver in seinen Sessel fallen.
    Die feindlichen Raketen nähern sich der Station auf unverändertem Kollisionskurs, nämlich senkrecht zur Rotationsebene.
    »Minimale Auslenkung, Balmein!«
    Und Luis Balmein schaltet den Computer, ungewöhnlich konzentriert jetzt.
    Ich aber weiß, daß er die Aufgabe nicht lösen wird. Auch dann nicht, wenn der Fächer die Angreifer genau zu fassen bekäme. Eine heranrasende Rakete mit dem Fächer frontal so zu treffen, daß die aufprallenden Energien den Bugschild zum Schmelzen bringen, ist nahezu unmöglich, selbst bei größter Wellendichte. Und hier nähern sich fünf. Die einzig erfolgversprechende Lösung wäre die kombinierte Abwehr mittels Kernladung, die genau im Zentrum der Angreifer zur Explosion gebracht werden

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