Lautlose Jagd
einziges bewegliches Ziel zu erkennen.
»Ziel zwanzig«, meldete der OSO. »Steilkurve links, dreißig.
Ich brauche tausend Fuß, Pilot, und ich brauche sie sofort!«
»Okay«, sagte der Pilot. »Du hast ungefähr fünf Sekunden Zeit.« Er stellte als Höhenbegrenzung TF 1000 ein und ließ die Maschine steigen. »Hast du das Ziel, Long Dong?«
Ihr kurzes Steigen war ein voller Erfolg. Das Fadenkreuz lag auf einem einzelnen Radarecho am Südausgang des Canyons. Kurz bevor der Pilot wieder in den Sinkflug überging, bekam der OSO das letzte Ziel auf seinen Bildschirm. »Ich hab's! Kurs ist gut!«, sagte er. Verdammt, das war knapp gewesen! Sein Fadenkreuz lag auf einem länglichen schmalen Ziel, das teilweise verdeckt war. In der Vergrößerung zeigte das Radarbild eindeutig einen fahrenden Scud-Transporter, der zugleich als Startrampe dienen würde. Ein kleines, bewegliches Ziel - dafür gab es die Höchstpunktzahl, wenn sie es trafen. »Den machen wir platt! Ziel fünfzehn! Zehn...
Bombenklappen offen... fünf... Bombe los!« Die Piloten konnten das Ziel sehen: einen weißen Sattelschlepper mit einer Ladung aus alten Kanalrohren, die so gebündelt waren, dass sie etwa wie eine Lenkwaffe Scud aussahen. »Bombenklappen geschlossen...«
»Volltreffer!«, rief der Kopilot triumphierend. »Der ist erledigt!«
»Rechtskurve zu zwo -vier-drei«, verlangte der OSO.
Aber als sie übers Zielgebiet und dann über den Südausgang des Canyons rasten, stiegen um sie herum zahlreiche rauchende SAMs auf. »Ich habe überall SA-3, SA-6, SA-8 und Flak!«, rief der DSO. »Linkskurve! Steil links weg!«
Die B-1B rollte so plötzlich nach links, dass der OSO mit dem Kopf an die rechte Rumpfseite schlug. Im nächsten Augenblick wurde er nach vorn geworfen, als der Bomber an Fahrt verlor. Er stieß einen Schmerzensschrei aus und sah nur noch Sterne.
Der Pilot legte die Maschine in eine Fünfundvierziggradkurve, zog den Steuerknüppel zurück, bis 2,5 g erreicht waren - wobei sich ihr Körpergewicht fast verdreifachte - und brachte dann die Leistungshebel in Leerlaufstellung, damit die B-1B weiter Fahrt verlor, bis sie langsam genug war, um sehr enge Kurven fliegen zu können.
»Los, Rodeo, einkurven!«, rief der OSO. »Fahr die Bremsklappen aus! Geh auf neunzig Grad!«
»Mehr als fünfundvierzig Grad sind nicht zulässig...«
»Die schießen uns ab, wenn du nicht schnellstens die Kurve kriegst, Pilot!«, sagte der OSO. »Fahr die Bremsklappen aus! Du hast Sichtflugbedingungen. Geh auf neunzig Grad!«
»Achtung, Bremsklappen!«, rief der Pilot. Er schaltete die Automatik ab und fuhr die Bremsklappen aus, damit die Maschine noch schneller Fahrt verlor. Bei diesem Notmanöver, das den Bomber möglichst schnell aus dem Bereich der feindlichen Luftabwehr bringen sollte, wurde die B-1B auf eine Geschwindigkeit abgebremst, bei der sie engere Kurven fliegen konnte, ohne deshalb normalerweise an Steuerfähigkeit zu verlieren.
»SA-8! Zeus-23! Acht Uhr, im Wirkungsbereich!« Das ECM-
System stieß rasend schnell Düppel und Leuchtfackeln aus, aber diese Abwehrmaßnahmen kamen zu spät. Der Himmel war plötzlich voller weißer Rauchstreifen, als Dutzende von rauchigen SAMs wie Hornissen um sie herumflitzten. Mehrere der kleinen Papiermache-Raketen trafen den Bomber, konnten aber keinen Schaden anrichten - sie wogen weniger als zwei Pfund und waren zerbrechlich wie Spielzeug.
Der Pilot hielt den Steuerknüppel bei 2,5 g, bis die Eigengeschwindigkeit des Bombers auf das vorgesehene Minimum zu-
rückgegangen war; dann schob er seine Leistungshebel ruckartig in Nachbrennerstellung nach vorn. Das Manöver gelang. Als er die Nachbrenner einschaltete, befand sich die B-1B praktisch auf Gegenkurs. Er drückte den Steuerknüppel nach rechts, um in die Normalfluglage zurückzukehren, und betätigte den Bremsklappenschalter, um die Bremsklappen einzufahren, damit die Maschine die verlorene Fahrt aufholen konnte...
... aber der Bomber kehrte nicht in die Normalfluglage zurück, sondern blieb in seinem steilen Kurvenflug. »Verdammt! Verdammt, verdammt!«, rief der Pilot immer wieder. »Was ist hier los?« Ein andauernder, tiefer Warnton signalisierte, dass das Terrainfolgesystem ausgefallen war. In diesem Fall zog das System die B-1B automatisch mit 3 g hoch, damit der Bomber nicht mit Geländehindernissen kollidierte - aber in dieser Fluglage würde das Hochziehen mit einem Aufschlag enden, wenn die Piloten nicht rasch eingriffen. »Scheiße,
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