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Lautlose Jagd

Lautlose Jagd

Titel: Lautlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Radarschirm sehen -
    wenn er sich die Mühe machte, sein Radar einzuschalten. Bisher gab der Radarwarner keinen Piepser von sich, was bedeutete, dass der Eindringling sein Angriffsradar nicht benutzte. Die modernen Jäger J-7 und MiG-29, die Nordkorea von China gekauft hatte, hatten IR-Sensoren und waren mit Jagdraketen mit Infrarotsuchköpfen bewaffnet, sodass sie im Nahbereich kein Radar brauchten, aber trotzdem war es merkwürdig, dass ein Eindringling blind auf feindliches Gebiet vorstieß, ohne sein Radar zu benutzen.
    Das Ziel überflog die Entmilitarisierte Zone, ohne Kurs, Geschwindigkeit oder Höhe im Geringsten zu verändern. Damit hatten die Kommunisten durch einen offen kriegerischen Akt den fragilen Waffenstillstand zwischen Nord und Süd gebrochen.
    Der zweite Koreakrieg war im Gange.
    Für den südkoreanischen Piloten war dies nicht nur eine Kriegshandlung, sondern ein Akt der Barbarei. Die beiden Staaten bemühten sich seit Jahren um einen Friedensschluss, dem später die Wiedervereinigung folgen sollte. Heimliche nordkoreanische Kommandounternehmen und zu Propagandazwecken inszenierte »Grenzzwischenfälle«, die Südkorea zu gewalttätigen Reaktionen provozieren sollten, waren schlimm genug. Aber dies war ohne Zweifel ein Luftangriff.
    Das Verhältnis der beiden koreanischen Staaten war von gegenseitigem Misstrauen geprägt. Südkorea wurde vorgeworfen, es rüste durch Kauf oder Lizenzbau amerikanischer Jäger, Kriegsschiffe, Luftabwehrsysteme, Radargeräte und High-Tech-Lenkwaffen für eine Invasion auf. Nordkorea wurde vorgeworfen, es spioniere weiterhin ständig im Süden und bringe verbesserte Trä-
    gerraketen in Stellung, um Seoul mit ABC-Waffen angreifen zu können. Jedermann war sich darüber im Klaren, dass das Wettrüsten zwischen den beiden Staaten aufhören musste, aber keine der beiden Seiten wollte den ersten konkreten Schritt zu seiner Beendigung tun.
    Beide Staaten versuchten »Trippelschritte« in Richtung Frieden. Der Norden erklärte sich bereit, die Brutreaktoren seiner Atomkraftwerke durch Leichtwasserreaktoren zu ersetzen, die kein waffenfähiges Plutonium erzeugten. Der Westen sagte groß-
    zügige Finanzhilfe für Ölkäufe zu, damit Nordkorea nicht in Versuchung kam, von feindlichen Nahoststaaten wie dem Iran Erdöl gegen Waffen zu kaufen. Der Süden verzichtete auf Manöver mit amerikanischen und japanischen Einheiten, zog Fla-Lenkwaffen Patriot und Rapier von der Entmilitarisierten Zone ab und verringerte die US-Truppen auf weniger als 10000 Mann. Aber das gegenseitige Misstrauen blieb.
    Der südkoreanische Pilot wünschte sich nichts mehr als die Wiedervereinigung der gesamten Halbinsel - unter koreanischer, nicht fremder Flagge. Seit den Besetzungen durch die Chinesen und die Japaner war das der Traum aller Koreaner. Aber was er sich wünschte, spielte im Augenblick keine Rolle. Im Augenblick wurde seine Heimat angegriffen, und es war seine heilige Pflicht, sie zu verteidigen.
    Er warf einen Blick auf die mit Klettband an seinem linken Oberschenkel befestigte Verschlüsselungskarte. Obwohl der Controller und die Piloten eine abhörsichere Frequenz benutzten und ihre Identität bereits überprüft hatten, begann jetzt eine kritische Phase dieses Einsatzes. Sorgfältige Koordination und Verifizierung waren unerlässlich. Mit Hilfe der Karte, die alle zwölf Stunden ausgewechselt wurde, war es möglich, alle erteilten Befehle zu identifizieren und festzustellen, ob sie von der richtigen Stelle kamen. »Leitstelle Saphir, hier Tiger eins, bestätigen Sie Tango-Alpha, kommen.«
    »Saphir bestätigt Alpha.«
    »Bestätigung empfangen und verifiziert. Tiger eins bittet um endgültige Anweisungen fürs Abfangen.«
    »Warten Sie, Tiger«, antwortete der Controller. Die Pause dauerte nicht lange. »Tiger eins, Sie erhalten den Auftrag, an das Ziel heranzufliegen und zu versuchen, es visuell zu identifizieren. Ist es ein feindliches Flugzeug oder ist eine Identifizierung nicht möglich, versuchen Sie, es zur Landung auf einem Militär- oder Zivilflugplatz der Kategorie Charlie, Delta, Echo oder Foxtrott zu zwingen. Reagiert die einfliegende Maschine nicht oder nähert sich dem Luftraum Bravo, haben Sie Erlaubnis, das Flugzeug abzuschießen.« Danach las der Controller die aktuelle Datum-Zeit-Gruppe und den Bestätigungscode vor, die mit der Verschlüsselungskarte übereinstimmten.
    Der F-16-Pilot rief die Koordinaten des nächsten Luftraums Bravo auf, der in diesem Fall Seoul

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