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Lautlose Jagd

Lautlose Jagd

Titel: Lautlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Magen, drückte ihn mit Gewalt auf den Sitz des stellvertretenden Batteriechefs auf der anderen Seite des Steuerpults, knallte dann die Einstiegsluke zu und verriegelte sie. Dabei empfand er nur flüchtig Bedauern und Schamgefühl, weil er einen Vorgesetzten und Älteren geschlagen oder auch nur angefasst hatte - eklatante Verstöße gegen alle guten Sitten, die jedem Koreaner von frühester Kindheit an eingebläut wurden. Aber das Überleben und die Verteidigung seines Vaterlands waren wichtiger als das Gewinsel eines feigen alten Mannes.
    »Oberst, Sie müssen... nein, Sie werden mir helfen, den Angriffsbefehl auszuführen«, sagte Kong. Er steckte die Startschlüssel des Batteriechefs und seines Stellvertreters in die Schlösser und zog dann Cho so hoch, dass sein Kopf dicht über dem Schlüsselschalter hing. »Auf mein Kommando hin drehen Sie diesen Schlüssel nach rechts. Das müssen Sie im selben Augenblick wie ich tun, sonst deaktiviert die Rakete sich selbst.« Nach dem Countdown blieben dafür nur zwei Sekunden Zeit - und die Schlüssel mussten genau gleichzeitig gedreht werden. Die Startmannschaften übten das jede Woche mehrmals. Kong wusste, wie unwahrscheinlich es war, dass dieser winselnde Alte, der sich am Rande eines Nervenzusammenbruchs befand, damit zurechtkommen würde.
    Cho, der auf seinem Sitz zusammengesackt war, schluchzte wie ein Kind. »Haben Sie verstanden, Oberst?« Keine Antwort. Kong zog seine Pistole und zielte damit auf Cho. »Reißen Sie sich zusammen, Oberst, sonst jage ich Ihnen eine Kugel durch den Kopf und mache Ihrem elenden, feigen Leben auf der Stelle ein Ende.«
    »Ich kann nicht... ich tu's nicht«, protestierte Cho weinend.
    »Ich will hier raus! Ich will nach Hause...«
    »Ihr Zuhause - unser Zuhause - wird in diesem Augenblick von den Kapitalisten und ihren amerikanischen Drahtziehern zerstört«, sagte Kong scharf. »Unser Vaterland ist nur zu retten, wenn die Angreifer aufgehalten werden, und wir können sie nur mit unseren Raketen aufhalten. Sie legen jetzt Ihre Hand auf den Schlüssel und drehen ihn auf mein Kommando hin, verstanden?«
    »Nein! Nein, ich kann nicht...«
    »Ich knalle Sie ab, wenn Sie nicht tun, was ich sage!«, brüllte Kong ihn an. Die Mündung seiner Waffe zitterte. »Legen Sie Ihre Hand auf den Schlüssel!«
    »Schießen Sie doch!«, jammerte Cho. »Los, erschießen Sie mich! Darf ich nicht nach Hause, tun Sie mir einen Gefallen, wenn Sie mich gleich erschießen.«
    Noch dreißig Sekunden. Die Zeit wurde knapp. Kong wusste, dass dies sein letzter Versuch war. »Genosse Oberst, ich habe vergessen, Ihnen etwas zu melden«, sagte er ruhig und beschwichtigend. »Vom Oberkommando ist eine Nachricht für Sie da. Es wird Ihnen eine gute Pension bewilligen und Ihre Verdienste ums Vaterland würdigen. Sie sollen mit allen militärischen Ehren verabschiedet werden, Genosse Oberst.«
    »Eine... eine Pension?«, fragte Cho mit schwacher Stimme.
    »Bei meiner Versetzung in den Ruhestand?« Sein Gesicht bekam wieder Farbe, und er setzte sich auf. »Ich bekomme eine Pension und werde ehrenvoll verabschiedet?«
    »Mit vollen militärischen Ehren«, behauptete Kong, »wie sie einem so loyalen und pflichtbewussten Kommandeur zustehen.«
    Seine Handbewegung umfasste die Schlüsselunterlagen, den entschlüsselten Angriffsbefehl und die Armierungscodes für die Nodong 1. »Dies ist der letzte Befehl, den Sie ausführen müssen, Genosse Oberst. Ihr letzter offizieller Akt. Tun Sie, was ich sage, zeichnet unser Ruhmreicher Führer Sie persönlich mit dem Goldenen Ehrenzeichen aus.« Er sah rasch zur Countdown-Uhr auf - Scheiße, keine zehn Sekunden mehr! »Sind Sie bereit, Oberst?
    Wenn ich mit dem Kopf nicke und ›Los!‹ sage, drehen Sie Ihren Schlüssel nach rechts. Haben Sie verstanden, was Sie...«
    Der Kommandowagen wurde plötzlich von einer Serie gewaltiger Detonationen erschüttert, in die sich das Röhren eines Jagdbombers im Tiefflug mischte. Die nach dem Reihenwurf detonierenden Bomben klangen, als komme ein Riese auf sie zugerannt, und dann traf einer der Stiefel des Riesen den Kommandowagen.
    Eine 225-kg-Bombe detonierte nur wenige Meter neben ihm und warf die beiden Männer zu Boden. Cho stieß einen gellenden Schrei aus.
    Als Kong sich benommen aufrappelte, hörte er Cho kreischen: »Verflucht seien alle, die mich ins Dunkel verdammen!« Im selben Augenblick drehte er seinen Startschlüssel nach rechts.
    Kongs Hand griff blitzschnell nach seinem

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