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Lautlose Jagd

Lautlose Jagd

Titel: Lautlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Detonationen zeigte, dass sie keine Schüttbomben, sondern 225-kg- oder 500-kg-Bomben einsetzten. Also musste ihr Angriff dem Stabsgebäude gegolten haben. Waren die Nachrichtenverbindungen gekappt, war die Division augenblicklich taub, stumm und blind. Dann konnte der Feind mühelos...
    Augenblick! Was war, wenn doch nicht alle Nachrichtenverbindungen ausgefallen waren? Dass die Divisionsnetze von Verrätern blockiert wurden, bedeutete noch lange nicht, dass das gesamte Verteidigungsnetz der Volksarmee zusammengebrochen war!
    Vielleicht gab es noch eine Chance...
    Hauptmann Kong rannte zum Kommandowagen zurück. Bei seinen Versuchen, die Regimenter und Brigaden zu erreichen und ihren Bereitschaftsstand festzustellen, hatte er alle Divisionsnetze durchprobiert. Aber er hatte es nicht mit »Feuerdrache« versucht.
    Feuerdrache war das Netz des Oberkommandos der Volksarmee in Pjöngjang, dessen Befehle landesweit in einem extremen Langwellenbereich ausgestrahlt wurden, der selbst gegen den elektromagnetischen Impuls von Kernwaffendetonationen immun war.
    Der Hauptzweck von Feuerdrache war die Übermittlung des Einsatzbefehls für atomare, biologische oder chemische Waffen.
    Wie er vermutet hatte, war Feuerdrache noch in Betrieb - und sogar sehr aktiv. Kong hörte eine lange Reihe von Fünfergruppen aus Zahlen und Buchstaben. Nachdem er sich die Schlüsselunterlagen zurechtgelegt hatte, hörte er weiter zu und wartete. Eine verschlüsselte Nachricht durfte er erst mitschreiben, wenn er sicher wusste, dass man sie von Anfang an mitbekam. Als er den Anruf »Alle Einheiten, alle Einheiten...« hörte, begann er mitzuschreiben. Sobald er die lange Nachricht vor sich liegen hatte, suchte er den an diesem Tag gültigen Einmalschlüssel heraus und machte sich daran, den Text zu entschlüsseln.
    Wie er vermutet hatte, war dies der Einsatzbefehl. Pjöngjang befahl seinen Streitkräften den Gegenangriff. Die entschlüsselte Nachricht enthielt den Einsatzbefehl, den Startberechtigungscode für den Computer und den Code fürs Scharfmachen der Gefechtsköpfe. Der knappe Einsatzbefehl wies alle Einheiten an, alle verfügbaren Waffen in beliebiger Folge gegen beliebige Ziele einzusetzen. Kong überprüfte die Entschlüsslung hastig nochmals, aber er hatte solche Befehle schon bei Hunderten von Übungen entschlüsselt, ohne bei dieser verantwortungsvollen Arbeit einen Fehler zu machen.
    Hauptmann Kong Hwan-li legte sich die Klarliste des Batteriechefs zurecht. Er verdrängte den Gestank des Todes, der ihn umgab, verdrängte den Gedanken an den Verrat, dessen Ohrenzeuge er geworden war, und machte sich an die Arbeit. Das Steuerpult war unbeschädigt; sämtliche Anzeigen leuchteten sofort grün auf.
    Im nächsten Augenblick kam Oberst Cho in den Kommandowagen gestürzt. »Die Rakete! Die Rakete!«, kreischte er. »Die Abschussvorrichtung ist ausgefahren! Sie scheint in Startposition zu sein!«
    »Sie ist in Startposition, Alter«, sagte Kong, während er mit zitterndem Finger den Berechtigungscode eingab. Er wurde sofort akzeptiert, und der drei Minuten lange Countdown begann.
    Gleichzeitig erhielt Kong jedoch eine Fehlermeldung, weil die Einstiegsluke noch offen war - aus Sicherheitsgründen würde der Computer keinen Start zulassen, bevor sie geschlossen war.
    Der Countdown ging weiter, aber bei offener Luke erfolgte kein Start - und nach weiteren fünf Minuten würde die Rakete sich selbst deaktivieren. »Reinkommen und Luke schließen, Oberst«, wies er Cho an.
    »Was tun Sie da, Hauptmann?«
    »Ich bereite mich darauf vor, meine Rakete abzuschießen«, antwortete Kong. »Ich habe einen gültigen Einsatzbefehl erhalten.
    Wenn ich die beiden Raketen von Einheit Zwanzig abgeschossen habe, fahre ich zu allen Einheiten, die ich finden kann, und schieße auch ihre Raketen ab.«
    »Ich habe Ihnen befohlen, mir ein Fahrzeug zu beschaffen, mit dem wir uns nach Kanggje absetzen können«, stellte Cho fest.
    »Lassen Sie die Finger von der Rakete. Die geht uns nichts an.«
    »Unsere Nation wird angegriffen, Oberst«, erwiderte Kong nachdrücklich. »Ich habe einen gültigen Einsatzbefehl erhalten, den ich ausführen werde. Sie brauche ich auf dem zweiten Platz hier, Oberst. Sie müssen mir helfen, die Raketen abzuschießen.
    Tun Sie einfach, was ich sage, dann...«
    »Ich befehle Ihnen, diesen Unsinn zu lassen und mir ein Fahrzeug zu beschaffen!«
    Kong bekam einen Wutanfall: Er sprang auf, packte Cho, versetzte ihm einen Fausthieb in den

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