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Lautlose Jagd

Lautlose Jagd

Titel: Lautlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Dienstgrad kurzen Prozess mit jedem, der sein eigenes Volk im Namen einer sinnlosen Ideologie unterdrückt und dem Hungertod ausliefert. Macht alle Massenvernichtungswaffen unbrauchbar, behaltet eure persönlichen Waffen zur Selbstverteidigung und marschiert auf Pjöngjang, um das verhasste Verbrecherregime endgültig zu stürzen! Ihr seid nicht allein, Brüder! In ganz Korea stehen Hunderttausende hinter euch!«
    Hauptmann Kong Hwan-li wollte seinen Ohren nicht trauen.
    Kapitalistische Propaganda im Sicherheitsnetz der Division! Er schaltete aufs Befehlsnetz der Brigade um, zu der Einheit 20 gehörte - auch hier dieselbe Hasstirade. Zu seiner Verblüffung war diese Aufforderung zum Desertieren, anscheinend eine ständig wiederholte Tonbandaufnahme, in immer mehr Netzen zu hören.
    Nein... keine Tonbandaufnahme. Die Sendung wurde mehrmals durch Live -Reportagen unterbrochen. Namentlich genannte Einheiten, alle aus der Vierten Artilleriedivision - sogar einige Offiziere, die er an der Stimme erkannte -, meldeten, sie seien dabei, ihre Raketen unbrauchbar zu machen und würden dann auf Pjöngjang marschieren. Hunderte... nein, Tausende von Soldaten desertierten. Allerdings meldeten sich nur Offiziere bis hinauf zum Hauptmann. Manche brüsteten sich damit, Major oder Oberstleutnant Soundso - Regiments- oder Brigadekommandeure - erschossen zu haben. Und sie alle würden auf Pjöngjang marschieren...
    Kong schaltete das Funkgerät aus. Das war undenkbar. Dahinter musste der Süden stehen, der es irgendwie geschafft hatte, mit Propagandasendungen ins Sicherheitsnetz der Division einzubrechen und die Soldaten zu Meuterei und Massenflucht aufzurufen!
    Kong weigerte sich zu glauben, die Soldaten könnten aus eigenem Antrieb oder in der Hoffnung auf eine Wiedervereinigung der beiden Koreas handeln. Diese Propagandasendung musste ein Signal enthalten, das die Männer unterschwellig beeinflusste, damit sie ihre Vorgesetzten ermordeten und ihre Raketen mit ABC-Gefechtsköpfen unbrauchbar machten.
    »Was geht hier vor, Hauptmann?«, fragte Cho, als erwache er aus tiefem Schlummer.
    »Den Kapitalisten ist es irgendwie gelungen, unsere Soldaten einer Gehirnwäsche zu unterziehen«, meldete Kong. »Sie reden ihnen ein, die Grenze zum Süden stehe weit offen und sie sollten ihre Kommandeure ermorden und Pjöngjang stürmen. Ich habe Berichte gehört, nach denen die Verräter zahlreiche hohe Offiziere erschossen oder festgesetzt haben.«
    Zu Kongs Überraschung begannen die Schultern des Alten zu beben. »Wir müssen zusehen, dass wir wegkommen«, sagte er fast mit Tränen in den Augen. »Wir... wir sollten uns ein ziviles Fahrzeug beschaffen und... Nein, wir sollten ein Militärfahrzeug nehmen, querfeldein fahren und versuchen, das Verteidigungsministerium oder wenigstens das Erste Korps zu erreichen. Dort finden wir Hilfe.« Als er dann zu schluchzen begann, hörte Kong ihn murmeln: »Meine Verabschiedung... was soll nur aus mir werden? Meine Pension...«
    Hauptmann Kong starrte ihn angewidert an. Der alte Trottel konnte nur an seine Verabschiedung, seine Pension denken - ob spätere Generationen sich an seinen Namen erinnern, ob sie ihn vergessen, verehren oder verachten würden, war ihm gleichgültig.
    »Nach Pjöngjang zu fahren, könnte gefährlich sein, Genosse Oberst«, wandte Kong ein. Er musste sich überwinden, um den Alten korrekt mit seinem Dienstgrad anzusprechen. Aus dem Kommandeur einer 20000 Mann starken Artilleriedivision mit 240 ballistischen Raketen war Cho zu einem ängstlichen, weinerlichen alten Mann geworden. »Treffen die Meldungen zu, dass die Verräter auf die Hauptstadt marschieren, kommen wir nicht durch. Am besten versuchen wir von Pjöngjang weg nach Norden zu gelangen - nach Sinuiju oder sogar nach Kanggje.« Sinuiju war die Hauptstadt der Provinz Pjongan Pukdo unmittelbar an der chinesischen Grenze; Kong rechnete sich aus, dass sie dort bestimmt Hilfe und Unterstützung durch linientreue Parteigenossen und sogar die chinesische Armee erhalten würden. In Kanggje, der Hauptstadt der Provinz Chagang Do, befand sich das Zentrum der nordkoreanischen ABC-Waffenentwicklung - der vermutlich sicherste und am besten verteidigte Stützpunkt des Landes. »Treiben wir ein geländegängiges Fahrzeug auf, können wir Straßen und damit die Gefahr meiden, auf weitere Deserteuren zu stoßen.«
    »Also gut, Hauptmann«, sagte Cho. »Besorgen Sie uns ein Allradfahrzeug mit Treibstoff und Waffen. Und machen Sie von Ihrer

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